Corona-Chronik, August 2021
Die Chronik dieser Pandemie hier zum Nachlesen in gesammelten Pressemeldungen.
RKI meldet 5750 Neuinfektionen – Inzidenz sinkt leicht
Die Sieben-Tage-Inzidenz ist erstmals seit Anfang Juli wieder gefallen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Dienstagmorgen lag sie bei 74,8 - am Vortag hatte der Wert 75,8 betragen, vor einer Woche 58,0. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 5750 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.10 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 5747 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 60 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 42 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.942.856 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.738.000 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 92.200. dpa
Schüler fordern eine Milliarde mehr für Luftfilter
Die Bundesschülerkonferenz fordert eine Milliarde Euro zusätzlich für Luftfilter und dringt auf flächendeckende Impfangebote in den Schulen. Der Bund hat bislang ein Hilfspaket von 200 Millionen Euro für Luftfilter verabschiedet, diese Rechnung geht bei Weitem nicht auf
, sagt der Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Dario Schramm, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Wir fordern daher eine Milliarde Euro zusätzlich für die Anschaffung von Filtern.
Der Bund solle die Mehrheit der Kosten hierbei tragen, um die Kommunen zu entlasten.
Um möglichst schnell wieder in den Normalzustand an Schulen zurückkehren zu können, fordern die Schüler zudem unkomplizierte Impfangebote. Notwendig sei eine deutliche Ausweitung der Aufklärungs- und Informationskampagnen innerhalb der Schulen sowie Impfmobile vor Ort. Reuters
Lauterbach für einheitliche Hospitalisierungsraten
Bei der Debatte um die künftigen Richtwerte in der Corona-Pandemie hat der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach deutschlandweit einheitliche Quoten bei den Klinik-Einlieferungen von Corona-Patienten gefordert. Er sei dafür, dass wir bundesweit einheitliche Hospitalisierungsraten festlegen
, sagte Lauterbach den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Sonst droht ein Flickenteppich.
Lauterbach sprach sich auch weiterhin für die Berücksichtigung der Sieben-Tage-Inzidenz aus.
Derzeit sei der Wert, ab dem es kritisch werden könnte, regional sehr unterschiedlich
, erklärte der SPD-Politiker. So hänge die Bedeutung der Hospitalisierungsquote etwa davon ab, wie viele Geimpfte und wie viele Krankenhausbetten es in einer Region gibt
. Auch der Altersdurchschnitt spiele eine Rolle. Wenn die Hospitalisierungsquote in einem Bundesland mit hohem Altersdurchschnitt stark ansteige, hat dies eine andere Bedeutung als in einer Studentenstadt mit vielen jüngeren Bewohnern
, sagte Lauterbach.
Der SPD-Politiker kritisierte zugleich, derzeit seien die medizinischen Kriterien offen. Es gibt keine Vorgaben, wo genau der Grenzwert liegen soll
, sagte er. Unklar sei auch, was passiere, wenn bei der Einlieferungsrate eine bestimmte Schwelle überschritten werde.
Lauterbach sprach sich daher dafür aus, die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner weiterhin als ein Gesichtspunkt zu berücksichtigen. Eine eindeutige Verknüpfung von Inzidenz und Hospitalisierung ist notwendig und wird im Zuge der parlamentarischen Beratungen noch kommen. Sonst ergibt es keinen Sinn
, sagte Lauterbach. AFP
Twitter:
Karl Lauterbach @Karl_Lauterbach· 16 Std.
Bei Kindern in NRW ist Inzidenz inzwischen so hoch dass auch seltene Komplikationen zu oft vorkommen. Covid führt auch oft zu einer pathologischen Reaktion an den Gefässen. Und das im Wachstum. Mich überrascht, dass bei der Dimension der Durchseuchung die Kinderärzte schweigen.
Michael Lühmann @HerrLuehmann·27. Aug.
Inzwischen liegt in acht Städten/Kreisen in #NRW, dem am besten regierten Bundesland des Universums, die #Inzidenz bei den 8-14 jährigen oberhalb von 500 (!). In #Wuppertal nähert sich die Inzidenz der 800 (!). Und #Laschet? Onkelt sich so durch. #Kinderdurchseuchung
Infektionszahlen unter Schülern explodieren
Lauterbach: Wir verlieren bei den Kindern in NRW komplett die Kontrolle
BERLIN. Die Corona-Infektionszahlen unter Kindern und Jugendlichen wachsen exponentiell. Innerhalb von nur einer Woche hat sich in Deutschland die Inzidenz unter den Grundschülern (Fünf- bis Neunjährige) von 49,34 auf 98,82 sowie unter den Sekundarstufe-I-Schülern von 70,24 auf 143,1 verdoppelt. Dies geht aus dem aktuellen Wochenbericht zur Pandemie des Robert-Koch-Instituts hervor. NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) behauptet, dass die Risiken durch eine Corona-Erkrankung viel viel
kleiner seien als die durch die Beschränkungen des Schul- und Kita-Betriebs. Wissenschaftler und das RKI bestätigen das nicht.Vergleicht man die aktuellen RKI-Daten mit denen von vor vier Wochen – also vor Schuljahresbeginn im ersten Bundesland, Mecklenburg-Vorpommern –, dann hat sich die Zahl der neuinfizierten Mittelstufen-Schüler in Deutschland versiebenfacht, die der neuinfizierten Grundschüler sogar verneunfacht. Keine andere Altersgruppe weist eine solche Dynamik aus. Die durchschnittliche Inzidenz in Deutschland liegt bei 59.
Regionaler Schwerpunkt des aktuellen Geschehens ist Nordrhein-Westfalen, wo in der vergangenen Woche das Schuljahr mit Präsenzunterricht begonnen hat. Die Inzidenz in NRW stieg seitdem um knapp 80 Prozent von 61 auf 108 – auch hier sind Schülerinnen und Schüler offenbar Treiber des Infektionsgeschehens. Für die Stadt Bonn beispielsweise wird unter Kindern aktuell ein Inzidenzwert von 474 angegeben. Bei den 5- bis 14-Jährigen in Leverkusen wurde bereits am Montag die Schwelle der 500 überschritten. Ähnliche Werte werden aus Solingen, Wuppertal und Hagen gemeldet.
Das RKI meldet in seinem Wochenbericht zur Gesamtlage: In Deutschland, wie auch im europäischen Ausland, werden die allermeisten Infektionen durch die Delta-Variante (B.1.617.2) verursacht. Der Anteil anderer SARS-CoV-2 inkl. weiterer besorgniserregender Varianten (VOC) liegt bei unter 1 %.
Und: Auch die Zahl der hospitalisierten Fälle ist weiter angestiegen. Die meisten hospitalisierten Fälle wurden in der Altersgruppe der 35- bis 59-Jährigen übermittelt, gefolgt von der Altersgruppe der 15- bis 34-Jährigen und der Altersgruppe der 60- bis 79-Jährigen.
Bei Kindern ist offenbar – noch? – kein Anstieg bei den schweren Covid-19-Erkrankungen festzustellen. Schwere Erkrankungen bleiben bei Kindern weiterhin selten. Weil Delta jedoch insgesamt ansteckender ist als die vorherigen Virusvarianten, sehen wir jetzt in den jüngeren Altersgruppen wieder mehr Infektionen
, erklärt Prof. Tobias Tenenbaum, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) ist sich gleichwohl sicher, dass den betroffenen Kindern dabei nichts passiert – auch dann nicht, wenn (wie er fordert) die staatlichen Corona-Schutzmaßnahmen im Oktober enden. Jeder hat die Möglichkeit, sich vor schweren Verläufen zu schützen, und bei Kindern haben wir nach übereinstimmenden Aussagen der Kinderärztinnen und Kinderärzte praktisch keine schweren Verläufe
, sagt er in einem Interview mit dem Deutschlandfunk
. Wir haben aber massive Risiken durch die Einschränkungen, beispielsweise durch Krankheiten, die sich ergeben aus Übergewicht.
Es gehe nicht um Experimente – und der Begriff Durchseuchung sei propagandistisch
, so der Minister. Es wird ja der Politik immer vorgeworfen, wir würden uns nicht an die Wissenschaft halten. Ich finde, bei der Beurteilung der Risiken für Kinder, da ist doch die wichtigste Wissenschaft die Pädiatrie, das was die Kinderärztinnen und Kinderärzte sagen. Die sagen uns, dass die Risiken durch die Beschränkungen viel, viel höher sind
.
Studien, zehn bis 15 Prozent der Kinder haben noch drei Monate nach einer Infektion unter Symptomen gelitten
Die
Kinderärztinnen und Kinderärzte sagen das allerdings keineswegs. Zur Frage, ob es womöglich mehr Fälle unter Kindern mit Long Covid gibt, verweist zum Beispiel Mediziner Tenenbaum auf die unklare Datenlage. Außerdem gebe es in Deutschland keine genaue Definition der Erkrankung. Es gibt Studien, in denen zehn bis 15 Prozent der untersuchten Kinder noch bis zu drei Monate nach einer Corona-Infektion unter andauernden Symptomen gelitten haben.
Ob sich dieser Befund auf eine große Population übertragen lasse, sei offen.
Auch das Robert-Koch-Institut betont die unklare Datenlage – und warnt mit Blick auf die Schulen vor der Verbreitung deutlich stärker übertragbarer Virusvarianten (...), die möglicherweise mit einem schwereren Krankheitsverlauf assoziiert sind. Gerade für das Kindes- und Jugendalter ist hier die Datenlage noch unsicher. Auch aufgrund dieser Entwicklung ist weiterhin die konsequente Umsetzung der bewährten infektionspräventiven Maßnahmen im Schulsetting sehr wichtig, um eine Verbreitung der Infektionen in diesen weitgehend ungeimpften und daher suszeptiblen Altersgruppen zu verhindern.
Bei Ausbreitung des Virus an den Schulen zwangsläufig schwere Verläufe unter Schülern
Die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt, Prof. Sandra Ciesek, weist darauf hin, dass sich bei der Delta-Variante rasch sehr viele Menschen infizieren können – eben auch viele Kinder. Es wird also bei einer tolerierten Ausbreitung des Virus an den Schulen durch die große Anzahl an nicht geimpften Schülerinnen und Schülern fast zwangsläufig auch in dieser Gruppe zu schweren Verläufen kommen.
Prof. Isabella Eckerle, Virologin der Universität Genf, fragt auf Twitter: Jeder Erwachsene hat die Freiheit, sich für oder gegen die Impfung zu entscheiden, es ist eine persönliche Entscheidung. Kein Kita-/Schulkind < 12 hat noch die Möglichkeit, sich vor einer #SARSCoV2 Infektion #COVID19 mit Delta zu schützen. Ist das gerecht?
Die Gegenüberstellung von Bildung/Sozialkontakte vs. Infektionsschutz
– wie sie von den Kultusministern gepflegt wird – sei ein falsches Narrativ. Eckert: Inkaufnahme von hohen Infektionszahlen in der nicht-impfbaren Bevölkerung im kommenden Herbst ist unethisch und wird dem Opfer, das Kinder & Familien gebracht haben, nicht gerecht.
Niemand will im Wahlkampf darüber sprechen. Es läuft eine stille Durchseuchung der Kinder ab
Der Schutz von Kindern unter zwölf Jahren wäre ihr zufolge möglich durch: 1) Niedrig-Inzidenz 2) konsequente Durchimpfung des erwachsenden Umfelds (Eltern & Betreuungspersonal) 3) engmaschige Testung an Kita/Schule 4) nicht-pharmazeutische Maßnahmen wie Luftfilter & Masken
. Eckert lässt erkennen, dass Impfstoffe auch für junge Kinder wohl bald verfügbar sein werden. Effektive Impfung für Jüngere ist eine Frage der Zeit
, schreibt sie und fordert: Bis dahin: Vorsorgeprinzip!
Das gilt insbesondere in Nordrhein-Westfalen offenbar nicht mehr. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach twittert: Bei den Kindern in NRW verlieren wir gerade komplett die Kontrolle. Und niemand will im Wahlkampf darüber sprechen. Es läuft eine stille Durchseuchung ab.
News4teachers
Corona-Rekord im Großraum Sydney
Trotz eines seit mehr als zwei Monaten geltenden Lockdowns steigt im australischen Bundesstaat New South Wales die Zahl der Corona-Neuinfektionen weiter. Am Montag verzeichneten die Behörden in der Region innerhalb von 24 Stunden 1290 neue Fälle - so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Fast 80 Prozent der Neuinfektionen seien im Westen und Süden der Metropole Sydney bestätigt worden, teilten die Behörden mit.
Regional-Premierministerin Gladys Berejiklian kündigte mögliche Lockerungen der Beschränkungen an, wenn 70 Prozent der Bevölkerung geimpft seien. Dies werde voraussichtlich im Oktober der Fall sein. Jedoch sollen die strengen Regeln nur für vollständig Geimpfte gelockert werden. Impfungen sind der Schlüssel zu unserer Freiheit und zur Verringerung der Ausbreitung des Virus
, sagte Berejiklian. Bislang seien 36 Prozent der rund acht Millionen Einwohner von New South Wales an der australischen Ostküste vollständig geimpft.
Gleichzeitig kündigte die Fluggesellschaft Virgin Australia an, dem Beispiel der größten Airline Qantas zu folgen und ebenfalls eine Impfpflicht für die Mitarbeiter einzuführen. Qantas hatte bereits Mitte August für Piloten, Flugbegleiter und Bodenpersonal eine Frist bis zum 15. November gesetzt, um sich impfen zu lassen. Die restlichen Mitarbeiter bekommen bis Ende März 2022 Zeit. Bei Virgin Australia soll der gleiche Zeitrahmen gelten. Ausnahmen gibt es nur aus medizinischen Gründen.
Das 25-Millionen-Einwohnerland Australien war dank strenger Regeln und geschlossener Außengrenzen lange Zeit erfolgreich im Kampf gegen das Virus. Experten machen die schleppend angelaufene Impfkampagne und die Delta-Variante für die steigenden Zahlen verantwortlich. dpa
Ministerien gegen 3G in Zügen
Mehrere Bundesministerien lehnen eine Corona-Testpflicht für Passagiere in Zügen ab. Eine Vorschrift, dass diese getestet, geimpft oder genesen (3G) sein müssten, sei weder aus gesundheitlichen Gründen nötig noch durchsetzbar, heißt es in einer Stellungnahme von Gesundheits-, Innen- und Verkehrsministerium an das Kanzleramt, die Reuters am Montag vorlag. Die Einführung einer 3G-Regelung, die offensichtlich nicht oder jedenfalls nur sehr eingeschränkt kontrolliert und damit durchgesetzt werden kann, läuft ins Leere.
Das Wesensmerkmal des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs sei der freie Zugang. Eine Kontrolle beim Einstieg sei aufgrund der kurzen Haltezeiten ausgeschlossen. Auch wenn nicht mehr – wie in früheren Jahren – rund 20 Millionen Menschen täglich den öffentlichen Personennahverkehr nutzen, ist eine vollständige Kontrolle aller Fahrgäste weiterhin ausgeschlossen
, heißt es.
Da schon eine Maskenpflicht bestehe, seien mehrere wissenschaftliche Untersuchungen zu dem Ergebnis gekommen, dass weder Personal noch Passagiere einem besonderen Infektionsrisiko ausgesetzt seien. Schärfere Schutzmaßnahmen sind daher – solange keine anderen Erkenntnisse vorliegen – unverhältnismäßig.
Der Sprecher von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Steffen Seibert, hatte am Freitag gesagt, eine 3G-Regelung werde geprüft. Wir haben sehr stark steigende Fallzahlen
, hatte er mit Blick auf die Infektionsrate gesagt. Engmaschiges Testen bringt zusätzlichen Schutz.
Seibert hatte zudem darauf verwiesen, dass es in Frankreich bereits eine Testpflicht bei Fernreisen mit der Bahn gebe. Tsp
Sieben-Tage-Inzidenz steigt weiter
Die Sieben-Tage-Inzidenz ist erneut angestiegen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Montagmorgen lag sie bei 75,8 - am Vortag hatte der Wert 74,1 betragen, vor einer Woche 56,4. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 4559 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 3668 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden zehn Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es vier Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3 937 106 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden. dpa
Indien meldet höchste Tagesfallzahl seit zwei Monaten
Indien verzeichnet nach zahlreichen Fällen im südwestlichen Bundesstaat Kerala erneut einen deutlichen Anstieg an täglichen Corona-Neuinfektionen. Mit 46.759 Infektionsfällen sei am Samstag der höchste Tageswert seit etwa zwei Monaten erreicht worden, teilte das Gesundheitsministerium in Neu Delhi mit. 70 Prozent dieser neuen Fällen gingen auf Kerala zurück, wo lockerere Regeln für Reisen und Zusammenkünfte während des traditionellen Onam-Erntedankfestes als Treiber hinter dem Anstieg vermutet werden.
Nach den USA ist Indien in absoluten Zahlen das derzeit am stärksten von der Pandemie getroffene Land. Mehr als 32,6 Millionen Menschen steckten sich dort mit dem Coronavirus an, mehr als 437.370 Menschen starben.
Samstag war seit dem 7. Juli der dritte Tag in Folge, an dem mehr als 45.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet wurden. Während zum Höhepunkt der zweiten Welle im April und Mai an einigen Tagen mehr als 400.000 Infektionen erfasst wurden, waren es zuletzt um die 30.000 bis 40.000 pro Tag gewesen. Welche Rolle die besonders schnell übertragbare und erstmals in Indien festgestellte Delta-Variante des Erregers derzeit spielt, wurde nicht gesagt.
In dem 1,3 Milliarden-Einwohner-Subkontinent hatte die Impfkampagne zeitweise auch wegen fehlender Dosen gestockt. Diese Probleme seien nun beseitigt und am Freitag eine Rekordzahl von zehn Millionen Menschen geimpft worden, teilte das Ministerium weiter mit. 15 Prozent der erwachsenen Bevölkerung - sie wird auf etwa 940 Millionen geschätzt - sind demnach nun ganz und mehr als 50 Prozent einmal gegen Corona geimpft. dpa
Nachfrage nach Impfungen bei Hausärzten drastisch gesunken
Die Nachfrage nach Corona-Schutzimpfungen ist nach Daten des Hausärzteverbandes deutlich niedriger als in der ersten Jahreshälfte. Der Impfturbo, den wir im Frühjahr und bis zum Juli hinein erlebt hatten, ist definitiv abgeflaut
, sagte Armin Beck, Mitglied des Bundesvorstands des Deutschen Hausärzteverbands und Vorsitzender des Hausärzteverbands Hessen, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland
.
Während einzelne Kolleginnen und Kollegen zuvor noch von 300 oder sogar 500 Anfragen zur Impfung wöchentlich berichtet hätten, erhielten viele mittlerweile nur noch 30 oder weniger, sagte Beck. Hinzu komme, dass die Beratung bei vielen Patientinnen und Patienten deutlich aufwändiger geworden sei, da der Anteil der klaren Impfbefürworter unter den Ungeimpften mit Voranschreiten der Impfkampagne stark abgenommen habe. Hier ist viel Überzeugungsarbeit zu leisten
, so der Mediziner. epd
Rund 10.000 nehmen an CSD-Parade in Köln teil
Trotz anhaltendem Regen und Corona-Pandemie sind am Sonntag Tausende Menschen bei der Christopher-Street-Day-Parade durch Köln gezogen. 10.000 Teilnehmende demonstrierten nach Angaben des Veranstalters für die Rechte unter anderem von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transgender.
Um die erforderlichen Abstände einzuhalten, war die Strecke der Parade geändert worden - sie verlief dieses Jahr nicht durch die engen Innenstadtstraßen, sondern linksrheinisch über die breite Rheinuferstraße zum Heumarkt und dann über die Deutzer Brücke zum Deutzer Bahnhof. Alle Teilnehmenden mussten geimpft, genesen oder getestet sein und Mundschutz tragen.
Die Kölner CSD-Parade 2019 hatte nach Veranstalter-Angaben 1,2 Millionen Leute angezogen. Im vergangenen Jahr war der CSD auf Anfang Oktober verschoben worden und hatte dann nur in stark verkleinerter Form stattgefunden - statt der Parade gab es eine Fahrraddemo.
Mit dem Christopher Street Day (CSD) - international oft Pride
(engl. für Stolz) genannt - wird vielerorts an Ereignisse im Jahr 1969 in New York erinnert: Polizisten stürmten damals die Bar Stonewall Inn
in der Christopher Street und lösten einen mehrtägigen Aufstand von Schwulen, Lesben und Transsexuellen aus. Die Kölner CSD-Parade gilt als die größte Pride-Parade in Deutschland. dpa
Hindu-Fest lässt Zahl der Neuinfektionen in Indien nach oben schießen
Indien hat am Sonntag 45.083 neue Coronavirus-Infektionen innerhalb eines Tages gemeldet. Haupttreiber des starken Anstiegs sei ein hinduistisches Erntedankfest in Kerala gewesen, berichteten indische Medien unter Berufung auf Angaben des Gesundheitsministeriums in Neu Delhi.
Im Anschluss an das zehntägige Onam-Fest wurden demnach in dem südlichen Bundesstaat 31.265 Fälle registriert. Damit seien in Kerala derzeit 55 Prozent der aktuell in ganz Indien 370.000 aktiven Coronaerkrankungen gemeldet. Die Coronawelle in Kerala habe in den Tagen seit dem Ende der Feierlichkeiten am vergangenen Montag eingesetzt.
Onam ist das wichtigste und populärste Fest der Hindus in Kerala. Es wird zu Ehren des mythischen Königs Mahabali mit großen, prachtvollen Veranstaltungen gefeiert. Kerala ist zudem der indische Bundesstaat mit dem größten christlichen Bevölkerungsanteil. Die Mehrheit der Christen sind Thomaschristen
, die ihre Ursprünge auf den Apostel Thomas zurückführen. KNA
Patientenschützer für zentrale Leitzahl zur Klinikbelegung
Patientenschützer fordern eine bundesweite Leitzahl
, ab wann künftig wegen zu vieler Corona-Patienten in den Kliniken strengere Alltagsbeschränkungen greifen sollen. Ohne eine solche Vorgabe von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) werde es erneut ein Tohuwabohu geben
, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, der Deutschen Presse-Agentur. Es handele sich um eine politische Entscheidung, wie hoch die Belastung des medizinisch-pflegerischen Personals in den Kliniken sein solle.
Brysch sagte, viele Menschen seien es leid, dass in verschiedenen Regionen bei gleicher Lage unterschiedliche Regelungen gelten. Deshalb wäre es falsch, die Festlegung einer Leitzahl allein den Kliniken oder den jeweiligen Ländern zu überlassen.
Nach einem Entwurf des Bundesgesundheitsministeriums soll die Zahl der Corona-Patienten pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen in den regionalen Kliniken zur wichtigsten Messlatte werden - auch als Auslöser für neue Alltagsbeschränkungen. Die kritischen Schwellen, ab denen Auflagen nötig werden, sollen jeweils die Länder festlegen.
Spahn hatte die vorgesehenen regionalen Entscheidungen dazu verteidigt. Aus meiner Sicht ist das nicht ein Wert, den man sozusagen einheitlich zentral vorgeben kann, weil das regional unterschiedlich ist
, sagte er dem SWR. In Städten wie Berlin oder München und Ballungsräumen gebe es ganz andere Behandlungskapazitäten als in ländlichen Flächenregionen. dpa
Mediziner schlägt impfkorrigierte 7-Tage-Inzidenz als Kennwert vor
In der Diskussion um eine neue Formel für Corona-Auflagen hat sich der Leiter des Covid-19-Registers in Rheinland-Pfalz für eine impfkorrigierte Sieben-Tage-Inzidenz ausgesprochen. Die Beschreibung der Infektionslage durch die Parameter der Sieben-Tage-Inzidenz ist heute anders zu bewerten als vor einem Jahr, als keinerlei Anteile der Bevölkerung einen Impfschutz hatten
, sagte Anselm Gitt vom Institut für Herzinfarktforschung Ludwigshafen der Deutschen Presse-Agentur.
Das Festhalten an der Inzidenz unterschätze die aktuelle gefährliche Infektionslage, warnte Gitt. Diese Zahlen beziehen sich seit Beginn der Pandemie auf die gesamte Bevölkerung und lassen völlig außer Acht, dass sich mittlerweile die Hälfte hat impfen lassen.
Korrigiere man dies, erhalte man ein realistisches, allerdings auch bedrohliches Bild. Im Mittel wäre die Sieben-Tage-Inzidenz dann für die gesamte Bundesrepublik um mehr als den Faktor Zwei höher. Die impfkorrigierte Sieben-Tage-Inzidenz liegt derzeit in 11 der 16 Bundesländer weit über 100 und in Nordrhein-Westfalen sogar bei 277.
Der Vorstand der Stiftung Institut für Herzinfarktforschung Ludwigshafen rief mit Nachdruck zu einer Diskussion darüber auf, ob für die Bewertung der Infektionslage und die daraus resultierenden politischen Entscheidungen diese impfkorrigierte Inzidenz eingesetzt werden sollte. Diese könnte zusammen mit der Gesamtzahl der Patienten, die wegen einer Corona-Infektion auf Intensivstationen und auf Normalstationen behandelt werden müssen, zu einer deutlich besseren Beurteilung der Pandemie-Entwicklung beitragen
, sagte Gitt.
Die derzeitige Diskussion, die bisherige Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen ganz zu verlassen und als Ersatz eine Sieben-Tage-Inzidenz der Hospitalisierungen zu erfassen, erscheint alleine nicht sinnvoll.
Der Anstieg der stationären Aufnahmen hinke dem Anstieg der Neuinfektionen hinterher. "Bei alleiniger Betrachtung der stationären Aufnahmen würde wichtige Zeit für infektionseindämmende Maßnahmen verloren gehen", betonte Gitt. Das Modell der impfkorrigierten Sieben-Tage-Inzidenz hatte er mit dem Mathematiker Alexander Neumer berechnet. dpa
Inzidenz laut RKI bei 72,1
Die Sieben-Tage-Inzidenz ist erneut angestiegen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Samstagmorgen lag sie bei 72,1 - am Vortag hatte der Wert 70,3 betragen, vor einer Woche 51,6. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 10.303 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.42 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 8092 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 22 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 17 Todesfälle gewesen.
Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden. dpa
US-Geheimdienste können Corona-Ursprung in Bericht nicht klären
Die US-Geheimdienste haben ihren mit Spannung erwarteten Bericht zum Ursprung des Coronavirus veröffentlicht - und kein eindeutiges Ergebnis präsentieren können. In dem am Freitag publik gemachten Bericht werden sowohl eine Übertragung von Tier zu Mensch als auch ein Laborunfall in China als plausible Hypothesen
bezeichnet. Die Nachrichtendienste seien aber weiterhin gespalten
in der Frage, was der wahrscheinlichste Ursprung
der Corona-Pandemie sei.
Vier US-Geheimdienste kommen laut dem Bericht mit niedriger
Sicherheit zu dem Schluss, dass die Pandemie auf eine Virusübertragung von Tier zu Mensch zurückgeht. Zwei andere Geheimdienste gehen dagegen mit mittlerer
Sicherheit davon aus, dass ein Laborunfall zu der Pandemie führte. Analysten in drei anderen Diensten wiederum konnten sich nicht auf eine Zuordnung einigen.
In dem von US-Präsident Joe Biden angeforderten Bericht der Nationalen Geheimdienstdirektion wird allerdings ausgeschlossen, dass das Coronavirus als biologische Waffe
entwickelt wurde. Die meisten Geheimdienste gehen auch nicht davon aus, dass das Virus durch Genmanipulation entstand - auch wenn zwei Dienste sich diesem Urteil nicht anschließen wollten, weil die Sachlage nicht ausreichend eindeutig sei.
Hervorgehoben wird in dem Bericht schließlich, dass Chinas Regierungsvertreter vor dem ursprünglichen Ausbruch von Covid-19 keine vorherige Kenntnis über das Virus
hatten. AFP
Konzertveranstalter wünschen sich bundesweit Hamburger 2G-Modell
Der Präsident des Bundesverbandes der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft, Jens Michow, fordert für seine Branche bundesweit einheitliche Regeln. Wir hoffen, dass das Hamburger 2G-Modell eine Blaupause für alle anderen Bundesländer ist
, sagte Michow der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. Solange es Kapazitätsbeschränkungen und Abstandsregeln gebe, machten Veranstaltungen wirtschaftlich keinen Sinn.
Sein Verband begrüße daher die 2G-Option, die von Samstag an in Hamburg möglich ist. Dann können Veranstalter entscheiden, ob sie nur noch Geimpfte und Genesene einlassen, die dann weitgehend von den Corona-Einschränkungen befreit sind, oder ob sie weiter das 3G-Modell nutzen wollen. Dieses bezieht Getestete und damit Ungeimpfte ein, unterliegt aber den bisherigen Corona-Einschränkungen.
Konzerttourneen werden allerdings erst dann wieder möglich sein, wenn es in Deutschland keinen Flickenteppich unterschiedlichster Regelungen gibt, sondern die Länder sich endlich auf ein einheitliches Öffnungsszenario einigen
, betonte Michow. Da PCR-Tests weitaus zuverlässigere Ergebnisse als Schnelltests lieferten, müsse es auch möglich sein, PCR-Getesteten den Zutritt zu Veranstaltungen ohne Kapazitätsbeschränkungen zu erlauben. dpa
Lambrecht sieht keine Hürden für 2G-Modell
Bundesjustizministerin Christine Lambrecht sieht keine bundesweiten Hürden für das in Hamburg eingeführte sogenannte 2G-Modell, wonach Gastwirten ermöglicht wird, nur Geimpften und Genesenen Eintritt zu gewähren, dafür aber auch alle Plätze belegen dürfen. "Ich halte das für überhaupt nicht problematisch", sagte die SPD-Politikerin am Freitag im mit Blick auf Kritik, damit würden die Rechte von Getesteten eingeschränkt. Schließlich würden auch die Grundrechte von Gastwirten eingeschränkt, wenn sie ihr Lokal nicht vollständig belegen dürften. Reuters
Corona nicht mehr wichtigstes Problem in Deutschland
Erstmals seit dem Frühjahr 2020 ist die Coronavirus-Pandemie laut ZDF-Politbarometer nur noch das zweitwichtigste Problem in Deutschland. 40 Prozent halten das Thema Umwelt- und Klimaschutz für besonders drängend, 34 Prozent dann Corona. Die aktuellen Corona-Maßnahmen empfinden 58 Prozent der Befragten für gerade richtig, jeweils 19 Prozent halten sie für übertrieben beziehungsweise zu lasch. 63 Prozent glauben vor dem Hintergrund einer steigenden Impfquote, dass es in der vierten Welle nicht zu so großen Belastungen in den Krankenhäusern kommen wird wie bei früheren Wellen. Reuters
In Deutschland mehr als 90 Ermittlungsverfahren gegen Testzentren
Bundesweit laufen einem Medienbericht zufolge mindestens 94 Ermittlungsverfahren gegen Betreiber von Corona-Testzentren. Fast immer geht es um Falschabrechnungen, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Umfrage von Nord- und Westdeutschem Rundfunk sowie Süddeutscher Zeitung
bei Justizministerien und Staatsanwaltschaften ergab. Die tatsächliche Zahl der Verfahren liegt vermutlich höher, weil es aus einigen Ländern nur unvollständige Informationen gab.
Besonders viele Ermittlungsverfahren sind demnach bei der Berliner Staatsanwaltschaft anhängig. In 60 Fällen wird dort gegen Betreiber von Testzentren ermittelt. Ein Grund für die hohe Zahl sei, dass es in Berlin als einzigem Bundesland durch die Ermittlungsbehörden eine flächendeckende Überprüfung der Teststellen gebe. Bis Anfang dieser Woche wurden nach Polizeiangaben insgesamt mehr als 400 Teststellen überprüft.
In Baden-Württemberg sind laut Staatsanwaltschaft zehn Ermittlungsverfahren bekannt, davon allein etwa sieben in Freiburg. In Bayern gibt es derzeit zehn Ermittlungsverfahren, die bei der Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen in Nürnberg gebündelt werden.
Bei den Staatsanwaltschaften in Nordrhein-Westfalen sind momentan mindestens sechs Verfahren anhängig. In Schleswig-Holstein laufen vier Verfahren, in Hessen zwei und in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern jeweils eines. In Ermittlerkreisen wird dem Bericht zufolge allerdings von einer hohen Dunkelziffer bei Betrugsfällen von Betreibern privater Schnellteststationen ausgegangen.
Seit März gibt es in Deutschland einen Anspruch auf einen kostenfreien Antigen-Schnelltest in der Woche. Der Bund gab dafür bisher mehrere Milliarden Euro aus. In der ersten Corona-Testverordnung waren keine Kontrollmechanismen für die Abrechnung der Schnelltests vorgesehen. Inzwischen erließ das Bundesgesundheitsministerium eine neue Testverordnung, die seit Juli gilt und Abrechnungsbetrug erschweren soll.
Die Zahl von mindestens 94 Ermittlungsverfahren zeige, dass die neue Verordnung ihren Zweck erfüllte, erklärte das Ministerium auf Anfrage der Medien. Zudem sei zu bedenken, dass es zeitweise mehr als 20.000 Testzentren in Deutschland gegeben habe. Gemessen daran ist die Zahl der Ermittlungsverfahren immer noch relativ gering
, schrieb das Ministerium. Auch wurde die Vergütung eines einzelnen Tests inzwischen von 18 Euro auf 11,50 Euro gesenkt. AFP
Russland hat Höchststand an täglichen Corona-Toten
Russland hat am Donnerstag die höchste Zahl an täglichen Corona-Todesfällen seit Beginn der Pandemie gemeldet. Binnen 24 Stunden seien 820 Menschen an Covid-19 gestorben, teilten die Behörden mit. Damit wurde der bisherige Höchststand vom 14. August von 819 Corona-Toten an einem Tag übertroffen.
Insgesamt starben in Russland nach Angaben der Gesundheitsbehörden bislang 179.243 Menschen an einer Corona-Infektion. Die russische Statistikbehörde Rosstat, die eine weitere Definition von Corona-Todesfällen anwendet, sprach hingegen bereits Ende Juni von mehr als 300.000 Toten.
Die Zahl der täglichen Neuinfektionen in Russland sank am Donnerstag allerdings auf 19.630 Fälle. Damit wurden landesweit bereits mehr als 6,8 Millionen Ansteckungen registriert. Hauptinfektionsherde sind weiterhin die Hauptstadt Moskau und Russlands zweitgrößte Stadt St. Petersburg.
Die derzeitige, durch die hochansteckende Delta-Virusvariante ausgelöste Corona-Welle trifft Russland besonders hart, zumal die Impfbereitschaft in dem riesigen Land gering ist. Obwohl die Impfkampagne bereits im Dezember 2020 startete, haben gerade einmal rund 30 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Corona-Impfdosis erhalten. Auch die Appelle von Staatschef Wladimir Putin, sich immunisieren zu lassen, haben die Impfbereitschaft nicht nachweislich erhöht.
Trotz der schlechten Lage wurden die meisten Corona-Restriktionen in Moskau, dem Epizentrum der Pandemie in Russland, aufgehoben. Dabei steht das Bestreben im Vordergrund, die Wirtschaft nicht weiter zu beeinträchtigen. AFP
Zu viele Stunden abgerechnet?
Skandal in Impfzentrum in Friesland weitet sich aus
Im Impfzentrum im friesischen Roffhausen wurde statt eines wirksamen Impfstoffs nur einfache Kochsalzlösung verabreicht. Jetzt gibt es den nächsten Skandal – und der Landkreis kündigt dem Roten Kreuz.
Das Impfzentrum im friesischen Roffhausen kommt nicht aus den Schlagzeilen, seit dort statt eines wirksamen Impfstoffs nur einfache Kochsalzlösung verabreicht wurde. Als der Fall Ende April aufkam, hieß es zunächst, einer Mitarbeiterin sei versehentlich eine Ampulle des Impfstoffs runtergefallen. Um ihr Missgeschick zu vertuschen, habe sie die Spritzen stattdessen mit Kochsalzlösung aufgezogen.
Später wurde bekannt, dass es sich bei der Krankenschwester um eine radikale Impfgegnerin und Verschwörungstheoretikern handelte, die als Labormitarbeiterin im Roffhausener Impfzentrums womöglich mehrfach und mit Absicht Spritzen mit Kochsalzlösung statt mit Corona-Impfstoff aufgezogen hatte. Die wahre Dimension des Falls ist derzeit völlig offen. Mittlerweile sind mehr als 10000 Bürger vorsichtshalber aufgefordert worden, sich abermals impfen zu lassen, weil sie ihren Impftermin in Roffhausen während der Arbeitszeiten der Beschuldigten hatten. Wie viele von ihnen tatsächlich keinen wirksamen Impfstoff erhielten, lässt sich mittlerweile auch mit Hilfe von Antikörpertests nicht mehr zuverlässig feststellen. In Absprache mit den Gesundheitsbehörden auf Landes- und Bundesebene wird deshalb in vielen Fällen vermutlich eine dritte Impfung verabreicht, um bei den wirklich Betroffenen einen unzureichenden Impfschutz zu vermeiden.Die Polizeidirektion Oldenburg hat inzwischen eine Ermittlungsgruppe Vakzin
eingerichtet, an der wegen der möglichen politischen Dimension des Falls auch der Staatsschutz mitwirkt. In einer Mitteilung der Polizei heißt es, es gebe sich verdichtende Hinweise
, dass es weitere Manipulationen" gegeben habe und dabei auch das Motiv einer kritischen Haltung zum Thema Impfungen
eine Rolle spiele. Gegen die Beschuldigte wird wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung und der Urkundenfälschung ermittelt. Die Krankenschwester, die weiter auf freiem Fuß ist, lässt die Vorwürfe über ihren Anwalt zurückweisen. Die Vertuschung des angeblichen Missgeschicks Ende April sei der einzige Vorfall gewesen, eine politische Motivation liege nicht vor.
Schaden im vierstelligen Bereich
Ins Visier der Ermittlungsgruppe Vakzin
gerät nun aber zunehmend auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) als Betreiber des Impfzentrums in Roffhausen. Am Donnerstag durchsuchten mehr als 40 Beamte das Impfzentrum sowie fünf weitere Objekte, darunter die Geschäftsstellen der DRK-Kreisverbände Jeverland und Varel-Friesische Wehde sowie des DRK-Landesverbandes Oldenburg. Im Zuge der Ermittlungen hat sich nämlich der Verdacht ergeben, dass das DRK beim Landkreis Friesland mehr Arbeitsstunden im Impfzentrum Roffhausen abgerechnet hat als dort tatsächlich geleistet wurden. Bereits erste Stichproben
der Abrechnungen ließen auf einen Schaden im vierstelligen Bereich
schließen, teilte die Polizei mit. Das genaue Schadensausmaß ist nunmehr zu ermitteln.
Beschuldigt sind nach Angaben der Polizei fünf DRK-Angehörige.
Der Landkreis Friesland zog noch am Donnerstag Konsequenzen und kündigte den Vertrag mit dem DRK fristlos. Den Betrieb des Impfzentrums Roffhausen übernehmen bereits am Freitag die Johanniter. Landrat Sven Ambrosy (SPD) sagte der F.A.Z., sein Vertrauen in das Rote Kreuz sei nun endgültig erschüttert. Zu einem ersten Knacks im Vertrauensverhältnis
habe bereits der Umgang des Roten Kreuzes mit der Impfgegnerin in den eigenen Reihen geführt. Eine Mitarbeiterin des Impfzentrums hatte ihre DRK-Vorgesetzen nämlich bereits über die kruden Corona-Verschwörungstheorien ihrer Kollegin informiert, bevor dieser angeblich aus Versehen eine Spritze herabfiel und der Fall an die Öffentlichkeit gelangte. Die DRK-Verantwortlichen sind da aber nicht tätig geworden
, beklagt Ambrosy. Auch gegenüber dem Landkreis als Auftraggeber habe sich das Rote Kreuz abgeschottet
.FAZ
Sorge vor vierter Corona-Welle steigt
2G
und eine Lehrer-Impfpflicht sind kein Tabu mehr
Weg von bisherigen Inzidenzregeln, aber Schulen und Kitas können die neuen Hotspots werden. Daher wird der Druck auf Ungeimpfte verstärkt. Hamburg geht voran.
Es ist kein Zufall, dass die Regierung einen Monat vor der Bundestagswahl ihre Corona-Politik grundlegend ändert. Die SPD war schon länger dafür, nun spricht sich auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) dafür aus: Den Inzidenz-Grenzwert für Einschränkungen von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner will man aufgeben – und Unions-Kanzlerkandidat und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet verspricht flankierend, es werde keinen Lockdown mehr geben.
Zur Erinnerung: Nordrhein-Westfalen hat gerade mit über 100 die höchste Inzidenz bundesweit. Um das Kein-Lockdown-Versprechen zu halten, muss daher die Zahl der Geimpften rasch steigen – und es braucht mehr Prävention, die neuen Regeln für Geimpfte, Genesene und Getestete sollen dies garantieren. Vor allem der Druck auf Nicht-Geimpfte wird stetig erhöht – Hamburg wählt dabei ein neues 2G-Optionsmodell.
Welche Probleme bringt der Corona-Herbst?
Für Kinder unter zwölf Jahren wird es in diesem Jahr nach aller Voraussicht keinen Impfschutz vor Corona mehr geben, selbst wenn die Studien von Biontech/Pfizer, Moderna und anderen Herstellern in diesem Jahr noch abgeschlossen werden sollten. Damit bleibt diese Altersgruppe weiter ungeschützt.
Allerdings erkranken Kinder vergleichsweise selten schwer an Covid-19 und machen zahlenmäßig nur etwa zehn Millionen der Bevölkerung in Deutschland aus. Sie können das Virus jedoch weitergeben, etwa an ihre Eltern, die in der Regel in die Altersgruppe der 18 bis 59-Jährigen fallen. Das sind gut 45 Millionen Menschen, von denen fast die Hälfte noch nicht geimpft ist.
Diese Altersgruppe ist daher für eine hochansteckende Corona-Variante wie Delta ein leichtes Ziel, da in dieser Bevölkerungsgruppe Vorerkrankungen, die großen Einfluss auf die Schwere einer Covid-19-Erkrankung haben, schon relativ weit verbreitet sind. Auch in der diesbezüglich besonders vulnerablen Gruppe der über 60-Jährigen sind circa vier Millionen Menschen noch immer nicht geimpft.
Um besonders viele Menschen vor Tod und schwerer Erkrankung zu bewahren, müssten sich Schutzmaßnahmen also gezielt an diese, die ungeimpften Gruppen der Bevölkerung, wenden. Dabei kommt den 18- bis 59-Jährigen epidemiologisch nicht nur wegen der hohen Zahl der Ungeimpften eine große Bedeutung zu, sondern auch weil unter ihnen die Altersgruppe der jungen Erwachsenen zu finden ist, die die meisten Kontakte zu anderen Menschen hat und daher das Virus bei Ansteckung breiter streut als andere Gruppen.
Mit welchen Maßnahmen ließen sich neue Rückschläge vermeiden?
Die beste Maßnahme wäre eine größtmögliche Durchimpfung der Bevölkerung – ob nun mittels Kommunikationsoffensive, mithilfe von Anreizen wie etwa Kulturevents nur für Geimpfte oder auch Impfgeboten für kontaktrelevante Berufe wie etwa in der Pflege. Damit wären zumindest indirekt auch jene Teile der Bevölkerung geschützt, die bislang nicht geimpft werden können. Je mehr Menschen geimpft sind, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Virus an Ungeschützte weitergegeben werden kann.
Zwar können die bisherigen Impfstoffe eine Ansteckung mit der derzeit vorherrschenden Delta-Variante nicht gänzlich verhindern, wohl aber ist die Gefahr der Ansteckung und auch die Infektiosität für andere deutlich reduziert, da die Menge der potenziell infektiösen Viren bei geimpften Infizierten geringer ist als bei ungeimpften Infizierten. Auf Abstands- und andere nichtmedizinische Eindämmungsmaßnahmen kann trotzdem noch nicht verzichtet werden. Das zeigt die Erfahrung Israels, wo zwar große Teile der Bevölkerung doppelt geimpft sind, aber dennoch die vierte Welle anrollt.
Warum sind Kitas und Grundschulen besondere Sorgenkinder
?
In Grundschulen und Kitas wird das Problem, dass die Kinder nicht geimpft sind, mindestens im Herbst und Winter weiter bestehen bleiben. Jenseits vom Tragen von Masken und dem Aufstellen von Luftfiltern oder Lüftung wird man dort spätestens bei hohen Inzidenzen in dieser Altersgruppe wieder auf verstärkte Distanzmaßnahmen setzen müssen.
Die Frage, die die Politik alsbald beantworten muss, ist, ab wann derartige Maßnahmen (wieder) nötig sind. Oder anders formuliert: Wie viele Covid-19-infizierte und -erkrankte Kinder sind okay, damit das Gros der Kinder normalen Unterricht, normales Leben genießen kann? Oder wie viele Kinder sind akzeptabel, die mit Langzeitfolgen einer Corona-Infektion zu kämpfen haben werden, auch wenn derzeit kaum jemand ihre Zahl genau benennen oder beziffern kann?
Denn selbst wenn schwere Erkrankungen, Long Covid und PIMS bei Kindern nur selten vorkommen, werden bei einer in Kauf genommenen Durchseuchung der etwa zehn Millionen Kinder unter zwölf Jahren womöglich 100.000 Kinder in den Kliniken landen, wenn man eine Hospitalisierungsrate von etwa einem Prozent heranzieht: In den USA werden der Amerikanischen Akademie für Pädiatrie zufolge derzeit 0,2 bis 1,9 Prozent aller Covid-19-Fälle bei Kindern in Kliniken eingewiesen – Tendenz steigend.
Die US-Seuchenbehörde CDC warnte davor, dass auch junge Kinder ein Risiko für schwere Verläufe haben. Die Rate der Covid-19-assoziierten Hospitalisierungen von Kindern unter fünf Jahren habe sich in der ersten Juli-Hälfte verdreifacht. Die CDC fügte hinzu, dass Impfungen der Älteren auch die Ansteckung von ungeimpften Kindern verhindern helfe, die noch nicht geimpft werden können.
Warum rückt die Regierung trotzdem von ihrer bisherigen Inzidenz-Linie ab?
Der Wert 50 sei bei einer ungeimpften Bevölkerung sinnvoll gewesen, sagt Gesundheitsminister Spahn. Bisher sind bei Überschreitung dieser Inzidenz umfassende Schutzmaßnahmen zu ergreifen, die eine effektive Eindämmung des Infektionsgeschehens erwarten lassen
. Inzwischen sind gut 49 Millionen Bürger komplett geimpft, das sind 59 Prozent.
Um die Pandemie zu überwinden, hält das Robert Koch-Institut (RKI) eine Quote von 85 Prozent für notwendig. Da wegen des Schutzes viel weniger Menschen mit einer Covid-Infektion im Krankenhaus oder auf der Intensivstation landen, soll das Infektionsschutzgesetz noch vor der Wahl so geändert werden, dass die regionale Hospitalisierungsrate entscheidend ist für neue Einschränkungen.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums liegt diese derzeit bei 1,3 pro 100.000 Personen binnen sieben Tagen. Auf dem Höhepunkt der Pandemie habe sie in Deutschland bei mehr als zehn gelegen. Aber die Lockerung ist umstritten: Wer jetzt die Inzidenz komplett aus dem Gesetz streicht, anstatt sie um weitere Faktoren zu ergänzen, will nicht primär die vierte Welle eindämmen, sondern unpopuläre Entscheidungen vor der Wahl verhindern
, kritisiert der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen.
Gerade an Kitas und Schulen könnten die Regelungen zu einer stärkeren Kinderdurchseuchung
führen wenn die bisherigen Werte nicht mehr gelten sollen, also dadurch auch länger Präsenzunterricht auch bei stark steigenden Inzidenzen aufrecht erhalten wird.
Wie wird der Impfdruck erhöht?
Seit diesem Montag gilt bundesweit die 3G-Regel. Egal ob im Restaurant, im Fußballstadion, im Krankenhaus, Pflegeheim, im Theater, Schwimmbad, Fitnessstudio oder beim Frisör – jeder Besucher muss geimpft, genesen oder getestet sein.
Da ab Oktober die Tests kostenpflichtig werden, sollen bisher Ungeimpfte verstärkt zum Nachdenken bewegt werden. Sie brauchen nun für den Zutritt vielerorts einen Antigen-Schnelltest, der nicht älter ist als 24 Stunden, oder einen PCR-Test, der nicht älter ist als 48 Stunden. Diese Regeln gelten überall, wo der Inzidenzwert bei mindestens 35 liegt – sie können aber auch schon bei niedrigeren Werten verhängt werden.
Die Politik scheut sich vor der 2G-Regel, aber sie kommt schrittweise trotzdem – warum?
In Regierungskreisen wird darauf gesetzt, dass die Privatwirtschaft das regelt. Da gerade in Teilen Ostdeutschlands die Impfbereitschaft niedriger als erwartet ist, soll nicht durch eine politische 2-G-Entscheidung – also Zutritt nur noch für Geimpfte und Genesene – der Druck erhöht werden. Das würde nur der AfD in die Hände spielen, heißt es.
Aber wenn sich die Infektionslage verschärft, kann sich automatisch 2G durchsetzen, denn das mindert deutlich die Gefahr von größeren Ausbrüchen und Massen-Quarantänen, mithin auch das wirtschaftliche Risiko für Gastronomen und Veranstalter.
Auch Bundesligisten wie Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen praktizieren bereits die 2G-Regel. Hinzu kommen entsprechende Urteile wie zur Aufhebung des Tanzverbots für Geimpfte und Genesene in Berlin.
Was könnte Schule machen?
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) geht mit seinem Senat einen Sonderweg: Volle Kinos, Kneipen, Theater, keine Sperrstunde mehr – ab Samstag ist das in der Hansestadt wieder möglich, sofern die Veranstalter und Wirte nur Geimpfte und Genesene einlassen. Der rot-grüne Senat beschloss am Dienstag das sogenannte 2G-Optionsmodell, wonach Veranstalter entscheiden können, ob sie künftig nur noch Geimpfte und Genesene einlassen und dann weitgehend von den Corona-Einschränkungen befreit sind, oder ob sie weiter das 3G-Modell nutzen wollen. Dieses bezieht Getestete, also Ungeimpfte, mit ein, unterliegt aber bisherigen Corona-Einschränkungen.
Tschentscher betont, Geimpfte und Genesene hätten im Vergleich zu den Ungeimpften keinen wesentlichen Anteil am Infektionsgeschehen. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Hamburg liege bezogen auf die Gesamtbevölkerung bei Ungeimpften bei 78,12, bei Geimpften aber nur bei 3,36.
Klar ist: Für Geimpfte und Genesene wäre ein neuer Lockdown kaum zu rechtfertigen, die FDP pocht für diese Gruppe auch auf eine Lockerung der Maskenpflicht.
Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach betont mit Blick auf Nordrhein-Westfalen und die dortigen hohen Inzidenzen, es gehe nun um die Entscheidung, es laufen zu lassen, weil es nur
Ungeimpfte seien oder mit möglichst viel 2G dagegen zu halten und so die Impfquote zu erhöhen
.
Aber nicht nur wegen der bevorstehenden Bundestagswahl, auch aus grundsätzlichen juristischen Erwägungen heraus, scheut die Bundesregierung ebenso wie zum Beispiel NRW-Ministerpräsident Laschet eine politische 2G-Vorgabe, also den generellen Ausschluss von negativ Getesteten.
Ich sehe nicht, wie man eine derart schwerwiegende Beschränkung mit dem Infektionsschutz rechtfertigen könnte
, sagte Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) der Welt
. Jeder Eingriffe in Freiheitsrechte muss gut begründet und verhältnismäßig sein.
Es sei ein Unterschied, ob ein Gastronom im Rahmen seiner Vertragsfreiheit nur Geimpfte und Genesene bedient oder ob der Staat das vorgibt. Ein Arbeitgeber dürfe jedoch keinen Mitarbeiter entlassen, wenn der sich nicht impfen lässt. Aber der Arbeitgeber könne diesen Beschäftigten andere Aufgaben zuweisen.
Bleibt eine Impfpflicht ausgeschlossen?
Klare Linie von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ist es, eine Impfpflicht nicht zu verfügen. Aber Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock hat in der ARD nun betont, dass bei einer drastischen Verschlimmerung der Lage über eine Teil-Impfpflicht diskutiert werden müsse. Die Grünen-Chefin verwies auf die Situation in den Schulen und auf Kinder, die wegen ihres jungen Alters noch nicht geimpft werden könnten. Man muss sich ja vorstellen, was sind die Alternativen. Und wenn die Alternative ist, harter Lockdown, Kitas und Schulen wieder komplett zu – was echt ein Desaster für viele Familien war –, dann müssen alle anderen Alternativen mit auf den Tisch.
Unterstützung bekommt Baerbock hier von dem Verfassungsrechtler Christoph Möllers. Es gibt kein Recht für Lehrkräfte, ungeimpft zu unterrichten
, sagte er der Rheinischen Post
. Und ergänzte mit Blick auf die in Frankreich eingeführte Impfpflicht für Pflegerinnen und Pfleger: Gerade im Pflegebereich gibt es verfassungsrechtlich wenig Gegenargumente.
Tsp
epidemischen Lage
Kritik an Verlängerung der epidemischen Lage
Vor der Bundestagsabstimmung über eine Verlängerung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite
wegen der Corona-Pandemie kommt Kritik aus der Opposition. Die Bundesregierung hat uns auf unsere Nachfrage nicht einmal ansatzweise überzeugend darlegen können, dass eine Überlastung des Gesundheitssystems absehbar droht
, sagte der FDP-Parteivize Wolfgang Kubicki dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Dies sei aber die zwingende rechtliche Voraussetzung für die Verlängerung dieser Notlage.
Der Bundestag berät am Mittwoch über einen Antrag der Koalitionsfraktionen, die epidemische Lage
erneut zu verlängern. Die festgestellte Lage gibt dem Bund das Recht, direkt ohne Zustimmung des Bundesrates Verordnungen zu erlassen, etwa zu Tests, Impfungen, zum Arbeitsschutz oder zur Einreise. Zudem beziehen sich konkrete Maßnahmen wie Maskenpflicht oder Kontaktbeschränkungen, die die Länder festlegen können, laut Infektionsschutzgesetz auf die Feststellung der epidemischen Lage
.
Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sagte dem RND, eine unveränderte Verlängerung der epidemischen Lage
halte sie für falsch. Die Pandemie ist noch nicht vorbei, wir müssen weiterhin vorsichtig sein.
Dennoch sei durch die Impfstoffe die Lage eine andere als noch im Winter. Wir brauchen jetzt eine Regelung, die für die neue Situation passt und der Zahl der Geimpften Rechnung trägt, kein Weiter-so
. Es müssten die Voraussetzungen geschaffen werden für eine rechtssichere befristete Fortführung bestimmter, auf die aktuelle Covid-19-Situation zugeschnittener Maßnahmen wie Masken, AHA-Regeln und Tests
. dpa
Japan weitet Einschränkungen aus, für Tokio gilt bereits Notstand
Japan weitet Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie aus. Härtere Regeln gelten nun in acht weiteren Präfekturen, teilt die Regierung mit. Für 21 der 47 Präfekturen, darunter die Hauptstadt Tokio, gilt bereits der Notstand. Handelsblatt
Lufthansa-Tochter Swiss führt Crew-Impfpflicht ein
Die Schweizer Fluggesellschaft Swiss führt eine Corona-Impfpflicht für ihr fliegendes Personal ein. Das Covid-19-Impfobligatorium
gelte ab dem 15. November, teilt die Lufthansa-Tochter mit. Grund seien die weltweiten länderspezifischen Einreisebestimmungen, die zunehmend eine Impfpflicht auch für Crews verlangten.
Die unterschiedliche Handhabung geimpfter und ungeimpfter Besatzungsmitglieder und die damit verbundene hohe Komplexität der Einsatzplanung hätten zur Folge, dass auf lange Sicht kein geordneter Flugbetrieb mehr sichergestellt werden könnte
, erklärt Swiss.
Die Fluggesellschaft verweist bei der Impfpflicht auf Klauseln in den Gesamtarbeitsverträgen des Cockpit- und Kabinenpersonals, die eine solche Maßnahme unter diesen Umständen vorsähen. Die Lufthansa teilt unterdessen mit, sie habe keine Pläne für eine Impfpflicht. dpa
US-Experte Fauci: Mit Impfung lässt sich Pandemie absehbar beenden
Für US-Gesundheitsexperte Anthony Fauci hängt ein Ende der Corona-Pandemie in den USA vom Verhalten der Menschen und vor allem von ihrer Impfbereitschaft ab. Ich möchte (...) an die Menschen im Land appellieren die nicht geimpft sind, zu erkennen, dass wir in der Lage sind, den Zeitrahmen bis zum Ende dieser Pandemie im Wesentlichen zu verkürzen
, sagte der Immunologe am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Lassen Sie sich impfen, und der Zeitrahmen wird dramatisch verkürzt.
Zuvor hatte Fauci im Interview mit dem Sender CNN gesagt, er gehe davon aus, dass die Corona-Pandemie bis Frühjahr 2022 unter Kontrolle gebracht werden könnte - wenn die Menschen sich impfen ließen. Wir könnten zu einem gewissen Grad an Normalität zurückkehren
, so Fauci. Der Winter könnte noch einmal schwierig werden - vor allem wegen der Grippe und anderen Atemwegserkrankungen. Später sagte Fauci, dass man bei Zeitangaben immer vorsichtig sein müsse. Mit Blick auf Impfungen erklärte er, die Pandemie könne sogar schon vorher
beendet werden. dpa
RKI registriert 11.561 Corona-Neuinfektionen - Inzidenz bei 61,3
Die Sieben-Tage-Inzidenz ist erneut angestiegen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Mittwochmorgen lag sie bei 61,3 - am Vortag hatte der Wert 58,0 betragen, vor einer Woche 40,8. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 11.561 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 4.00 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 8.324 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 39 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 22 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.889.173 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.710.500 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 92.061. dpa
Kritik an mangelnder Impfbereitschaft in Altenpflege
Angesichts der vierten Corona-Welle haben Patientenschützer einen immer noch lückenhaften Impfschutz bei den Beschäftigten in Pflegeheimen und Pflegediensten beklagt. Die Impfbereitschaft beim Personal in der Altenpflege ist zum Teil nicht so hoch wie sie sein sollte
, sagte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Das betrifft stationäre Einrichtungen, aber auch mobile Pflegedienste.
Anders scheine es in der Krankenpflege zu sein, so Brysch. Hier sei die Impfbereitschaft höher.
Eine berufsspezifische Impfpflicht ist in den Augen der Patientenschützer jedoch nicht die richtige Antwort auf die Impflücken: Eine solche Pflicht käme in einem Mangelberuf wie der Altenpflege eher einer Verzweiflungstat nahe und wäre kontraproduktiv
, so Brysch. Schon heute leide die Branche unter einer starken Abwanderung. Die Pflicht zur Impfung würde die Lage der Pflegebedürftigen so eher noch verschärfen.
Ärztevertreter lehnten eine Impfpflicht ebenfalls ab: Eine Impfpflicht ist sowohl generell als auch fokussiert auf bestimmte Berufsgruppen nicht der richtige Ansatz
, sagte Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Die Menschen müssten davon überzeugt werden, dass eine vollständige Impfung gut für sie, aber auch für die Gesellschaft sei. KNA
Netz der Corona-Teststellen wird ausgedünnt
Vor dem Hintergrund einer steigenden Impfquote und einem damit verbundenen Nachfragerückgang haben zahlreiche Corona-Teststellen in Deutschland ihren Betrieb eingestellt. Bundesweite Zahlen liegen nicht vor, Zahlen aus den Bundesländern verdeutlichen aber diesen Trend: So sank die Zahl der Teststellen in Nordrhein-Westfalen binnen vier Wochen um 640 auf 8127, wie das NRW-Gesundheitsministerium auf Anfrage mitteilte. In anderen Bundesländern war es ähnlich. In Niedersachsen sind laut dortigem Ministerium derzeit 2093 Testzentren aktiv, gut 600 sind in einem Meldeportal mit außer Betrieb
aufgeführt.
Unlängst gab es in NRW zwar ein Plus an vorgenommenen Testungen, weil Urlauber wieder in den Job zurückkehrten oder weil Ungeimpfte etwa für einen Restaurantbesuch im Innenbereich ein negatives Testergebnis benötigten. In Niedersachsen, wo die Sommerferien noch laufen, sank die Zahl der gemeldeten Testungen zuletzt aber deutlich. Auf lange Sicht dürfte die Nachfrage noch stärker sinken, auch weil die Tests ab dem 11. Oktober nicht mehr gratis sind.
In der Betreiberbranche gibt es allerdings die Hoffnung, dass die Politik diese Entscheidung überdenkt und das Gratis-Angebot aufrechterhält. Wir sehen Tests weiterhin als einen wichtigen Baustein bei der Bekämpfung der Pandemie an
, betonte der Chef von Covimedical, Christoph Neumeier. Unlängst hatte die Drogeriemarktkette dm bekanntgegeben, den Betrieb ihrer derzeit 200 Corona-Teststellen zum 30. September einzustellen. dpa
RKI meldet 5.747 Neuinfektionen – Inzidenz steigt
Die Sieben-Tage-Inzidenz ist erneut leicht angestiegen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Dienstagmorgen lag sie bei 58,0 - am Vortag hatte der Wert 56,4 betragen, vor einer Woche 37,4. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 5.747 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 4.30 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 3.912 Ansteckungen gelegen.
Daneben stieg auch die Zahl der Toten im Vergleich zur Vorwoche. Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 42 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 28 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.877.612 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) verteidigte die geplante Abkehr von der Corona-Inzidenz als maßgeblichen Gradmesser für Einschränkungen in Deutschland. Er sagte am Montag in den ARD-Tagesthemen
, niemand habe gesagt, dass die Inzidenz gar kein Maßstab mehr sein solle. Was klar ist: Die 50er Inzidenz, wie sie aktuell im Gesetz steht, hat ausgedient.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.706.200 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 92.022. dpa
Hausärzte befürworten geplante Abkehr von Inzidenz
Der Hausärzteverband befürwortet die Pläne der Bundesregierung, die Beschränkungen im öffentlichen Leben nicht mehr allein an die Corona-Inzidenz zu knüpfen. Die Bewertung des Infektionsgeschehens müsste längst mehr Aspekte als nur die Inzidenz einbeziehen
, sagte der Verbandsvorsitzende Ulrich Weigeldt der Rheinischen Post
. Die geplante Berücksichtigung der Hospitalisierungsrate ist deshalb ein richtiger erster Schritt, und dafür wurde es auch höchste Zeit.
Es gehe darum, die Belastung des Gesundheitswesens abzubilden. Diese ist im Moment moderat, und sie wird vor allem durch Personen verursacht, die nicht geimpft sind.
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Montag im ZDF gesagt: Die 50er-Inzidenz im Gesetz, die hat ausgedient.
An die Stelle der Inzidenz soll die Rate der Corona-Fälle im Krankenhaus treten. Details der geplanten Neuregelungen blieben zunächst offen. Derzeit schreibt das Infektionsschutzgesetz vor, dass bei Überschreitung eines Schwellenwertes von über 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen umfassende Schutzmaßnahmen zu ergreifen sind.
Hingegen hatte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach scharfe Kritik an den Plänen der Bundesregierung geübt. Es wäre zu riskant, wenn wir künftig nur auf einen nachgelagerten Warnwert wie den der Krankenhauseinweisungen schauen
, bekräftigte er in der Rheinischen Post
. Alle ungeimpften Menschen, besonders die vielen Millionen Kinder, werden der Durchseuchung ausgesetzt, wenn wir alles laufen lassen.
Er warnte: Meine Prognose ist, dass noch vor der Bundestagswahl die Inzidenzwerte so rasant gestiegen sein werden, dass auch die Krankenhausfälle wieder deutlich steigen und die Verantwortlichen im Bund und in den Ländern sich gegenseitig die Schuld für ein mögliches Versagen geben werden.
Dagegen meinte der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, der Plan der Regierung gehe in die richtige Richtung. Für die Beurteilung der Lage sei vor allem die Hospitalisierungsrate auf den Normal- sowie Intensivstationen entscheidend. Wichtig seien auch die Test-Positivrate, die Impfquote und die Altersstruktur der Infizierten. dpa
Messe im Lockdown: 30 Gläubige zahlen 1.000 Dollar Strafe
In einem Vorort von Sydney hat die Polizei die Besucher eines Gottesdienstes zu hohen Geldstrafen verurteilt, weil sie durch die Versammlung gegen die geltenden Corona-Maßnahmen verstoßen haben. 30 Gläubige müssten je 1.000 australische Dollar (610 Euro) zahlen, zudem sei die Kirche selbst mit einem Bußgeld von 5.000 australischen Dollar (3.000 Euro) belegt worden, teilte die Polizei im Bundesstaat New South Wales am Montag mit.
Die Messe sei am Sonntagabend in Blacktown im Westen von Sydney abgehalten worden. Die Polizei habe einen Hinweis auf einen möglichen illegalen Gottesdienst bekommen und 60 Erwachsene und Kinder in der Kirche angetroffen.
Im Großraum Sydney gilt wegen steigender Viruszahlen bereits seit acht Wochen ein strenger Lockdown, der erst kürzlich bis Ende September verlängert worden war. Die Menschen dürfen nur noch unter bestimmten Bedingungen ihre Häuser verlassen. Zudem sind nächtliche Ausgangsbeschränkungen in Kraft. New South Wales verzeichnete am Montag bereits den dritten Tag in Folge mehr als 800 Neuinfektionen. dpa
Gewerkschaftsbund und Arbeitgeber hoffen auf mehr Impfungen
Arbeitgeber und Gewerkschaften betrachten mit Sorge, dass die Zahl der Corona-Infektionen wieder steigt - und rufen zu mehr Impfungen auf. Wir müssen aufpassen, dass wir das Erreichte nicht verspielen
, hieß es am Montag in einem gemeinsamen Appell des Chefs des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, und des Präsidenten der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Rainer Dulger.
Deutschland ist bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie weit gekommen
, erklärten Hoffmann und Dulger. Dabei ist und bleibt Impfen der beste Weg aus der Pandemie
, fügten sie hinzu. Jeder Geimpfte hilft dabei mit, die Ausbreitung von Covid-19 zu bekämpfen und zu mehr Normalität im Privat- und Arbeitsleben zurückzukehren.
Seit einiger Zeit gebe es nun aber ein Abflachen der Impfdynamik
, heißt es weiter in dem Appell. Insbesondere aggressivere Virusvarianten sorgen dafür, dass die Inzidenzzahlen wieder steigen. Mit der aktuellen Impfrate können und dürfen wir uns daher nicht zufrieden geben.
Die Zahl der Neuinfektionen ist zuletzt wieder deutlich angestiegen - nach Einschätzung des Robert-Koch-Institut befindet sich Deutschland am Beginn der vierten Corona-Welle. Vollständig geimpft sind nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums mit Stand von vergangenem Freitag 58,8 Prozent der Gesamtbevölkerung. 63,9 Prozent haben mindestens eine Impfdosis erhalten.
Teil der Impfkampagne sind auch die Betriebsärzte. Millionen von Beschäftige hätten sich in den zurückliegenden Wochen durch Betriebsärzte impfen lassen, erklärten Hoffmann und Dulger. In Summe seien über fünf Millionen Impfdosen an die Betriebsärztinnen und Betriebsärzte gegangen. Dies habe dabei geholfen, die Impfkampagne in die Breite zu tragen
und noch mehr Menschen zu erreichen.
Trotz der schwierigen Bedingungen sei es den Sozialpartnern in der Corona-Krise gelungen, mit Pandemieplänen und vielfältigen Regelungen etwa zum mobilen Arbeiten oder zu Testangeboten, das wirtschaftliche Leben aufrecht zu erhalten und Arbeitsplätze zu sicheren Orten machen.
Wir appellieren daher nochmals als Sozialpartner gemeinsam an alle Arbeitgeber und Beschäftigten in Deutschland: Seien Sie weiter umsichtig und verantwortungsvoll
, hieß es in dem Appell des DGB-Chefs und des Arbeitgeberpräsidenten. Bieten Sie als Arbeitgeber - wo immer dies möglich ist - ihren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern betriebliche Impfungen und Testungen an
, erklärten sie. Gleichzeitig appellieren wir an die Beschäftigten, die Impf- und Testangebote anzunehmen und so zu einer hohen Durchimpfungsrate und einem hohen Schutzniveau beizutragen.
AFP
Neuseeland verlängert Corona-Lockdown
In Neuseeland ist der landesweite Lockdown wegen drei Dutzend neuer Corona-Fälle verlängert worden. Ministerpräsidentin Jacinda Ardern kündigte am Montag in der Hauptstadt Wellington an, dass die strengen Auflagen in dem gesamteen Pazifikstaat nun mindestens bis Samstag gelten. Zuvor waren 35 neue Fälle bekannt geworden. Die meisten Ansteckungen des derzeitigen Ausbruchs wurden in Auckland auf der neuseeländischen Nordinsel registriert, der größten Stadt des Landes. Auch die Hauptstadt selbst ist betroffen.
Am Dienstag vergangener Woche verhängte Ardern wegen eines einzigen bestätigen neuen Falls in Auckland einen strikten Lockdown - den ersten seit März 2020.
Die meisten Geschäfte und die Schulen sind nun zu. Mittlerweile wurden nach Angaben der Behörden in Neuseeland insgesamt 107 Infektionen registriert - auch wegen der gefährlicheren Delta-Variante des Virus. Ardern sagte: Wir brauchen mehr Informationen. Wir wollen mit Delta kein Risiko eingehen. Wenn uns die Welt etwas gelehrt hat, dann ist es, mit dieser Variante vorsichtig zu sein.
dpa
RKI registriert 3.668 Neuinfektionen - Inzidenz bei 56,4
Die Sieben-Tage-Inzidenz ist erneut angestiegen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Montagmorgen lag sie bei 56,4 - am Vortag hatte der Wert 54,5 betragen, vor einer Woche 36,2. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 3.668 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 4.30 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 2.126 Ansteckungen gelegen. Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben nun weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 4 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es ebenfalls 4 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.871.865 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.702.100 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 91.980.
Spitzenreiter: Leverkusen = 192,9, Solingen = 171,3, Wuppertal = 161,7, […] Neumünster = 94,9, Hamburg = 84,0.dpa
3G-Regel
Wachsendes Corona-Risiko für Ungeimpfte - 3G
ab Montag
Corona breitet sich in Deutschland wieder stark aus und bedroht vor allem ungeimpfte Menschen. Gleichzeitig gilt ab Montag weitgehend 3G
: Zutritt zu öffentlichen Innenräumen gibt es bei hohem Infektionsgeschehen nur noch für Geimpfte, Genese oder negativ Getestete. Gemäß einer Vereinbarung von Bund und Ländern schreiben die Bundesländer 3G
für Kliniken, Pflegeheime, Fitnessstudios, Schwimmbäder, Friseure, Hotels und etwa in Restaurants oder bei Veranstaltungen vor.
Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg am Samstag erstmals seit Mai wieder über 50. Am Sonntag hatten sich 54,5 pro 100.000 Menschen innerhalb sieben Tagen neu mit Corona infiziert. Das Land mit der stärksten Steigerung ist derzeit mit Abstand Nordrhein-Westfalen mit 99,2, gefolgt von Berlin mit einer Inzidenz von 67,3. Flächenländer wie Baden-Württemberg (46,6) und Bayern (41,1) liegen unter dem Bundesschnitt. Die Zahl der Klinikpatienten mit Corona steigt. Vor allem 35- bis 59-Jährige sind betroffen. Fast alle Infektionen gehen auf die besonders ansteckende Delta-Variante zurück.
Menschen mit vollem Impfschutz erkranken dabei nur vergleichsweise selten an Corona und sehr selten schwer, wie eine Auswertung des Robert Koch-Instituts (RKI) zeigt. Zwar gab es seit Februar mehr als 13 000 Infektionen trotz Impfung. Nur 2,4 Prozent der Corona-Intensivpatienten von 18 bis 59 Jahren waren zuletzt aber voll geimpft. Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie sagte der Deutschen Presse-Agentur: Für Geimpfte ist die Situation weiterhin vergleichsweise entspannt.
Insgesamt zählte das RKI seit Pandemiebeginn knapp 3,9 Millionen Corona-Infektionen.
Menschen Anfang 20 - die im Schnitt wesentlich seltener geimpft sind - steckten sich zuletzt mehr als zehn Mal häufiger an als jene zwischen 65 und 84 Jahren. Das Impftempo in Deutschland hatte in den vergangenen Wochen deutlich nachgelassen. 58,8 Prozent der Menschen sind vollständig geimpft, 63,9 Prozent mindestens einmal. Zeeb erwartet eine bundesweite Inzidenz von 100 in gut zwei Wochen. dpa
Israel meldet deutlich besseren Schutz nach dritter Impfdosis
Eine dritte Impfdosis mit dem Mittel von Pfizer/BioNTech bietet israelischen Daten zufolge einen deutlich besseren Schutz vor Infektionen und schweren Verläufen bei über 60-Jährigen als nur zwei Impfungen. Die kompletten zugrundeliegenden Studien wurden auf der Website des Gesundheitsministeriums zunächst nicht mitveröffentlicht. Reuters
Iran meldet abermals Höchstwert an Corona-Toten
Der Iran verzeichnet erneut einen Höchstwert bei den Corona-Todesfällen. Innerhalb von 24 Stunden registrierte das Gesundheitsministerium 684 Tote im Zusammenhang mit Covid-19 - so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie vor anderthalb Jahren. Die Zahl der Neuinfektionen lag bei mehr als 36.400, etwas weniger als vor einer Woche.
Der Iran ist das am schlimmsten von der Pandemie betroffenen Land der Region, nach offiziellen Angaben starben bereits mehr als 102.000 Menschen nach einer Corona-Infektion. Allerdings räumen selbst die iranischen Gesundheitsbehörden ein, dass die Dunkelziffer vermutlich viel höher liegt.
Derzeit kämpft das Land gegen eine neue Corona-Welle, die durch die hochansteckende Delta-Variante befeuert wird. Trotzdem werden die Maßnahmen gelockert: Erst am Samstag ging ein sechstägiger Lockdown zu Ende, der unter anderem die Schließung von Behörden, Banken und Geschäften umfasste. dpa
Inzidenz von NRW steigt auf bundesweit höchsten Wert von 99,2
Die Corona-Inzidenz ist in Nordrhein-Westfalen von 91,8 auf 99,2 gestiegen. Damit liegt das bevölkerungsreichste Bundesland laut Robert-Koch-Institut (RKI) deutschlandweit an der Spitze des Negativ-Rankings. Vor einer Woche hatte der NRW-Wert bei 54,4 neu gemeldeten Fälle pro 100.000 Einwohner binnen 7 Tagen gelegen.
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz liegt laut RKI bei 54,5. Berlin ist demnach mit 67,3 das Land mit dem zweithöchsten Wert. Andere große Flächenländer wie Baden-Württemberg (46,6) und Bayern (41,1) liegen unter dem Bundesschnitt. dpa
Mehr als 175.000 demonstrierten gegen französische Pandemiepolitik
In Frankreich haben den sechsten Samstag in Folge zehntausende Menschen gegen die Corona-Regeln protestiert. Landesweit gingen mehr als 175.500 Menschen auf die Straße, wie das Innenministerium in Paris mitteilt.
Damit ging die Zahl der Demonstrierenden erneut zurück. Vor einer Woche hatten nach offiziellen Angaben noch knapp 215.000 Menschen demonstriert, am Wochenende zuvor sogar fast 240.000. Die aktuellen Proteste verliefen wie schon zuvor weitgehend friedlich.
Große Kundgebungen fanden unter anderem in Paris, in Pau in Südfrankreich und in Lille in Nordfrankreich statt. Im ganzen Land waren mehr als 200 Veranstaltungen geplant. AFP
Bayern geht eigene Wege
Söder kündigt Krankenhaus-Ampel als Inzidenz-Ersatz an
Die bayerische Staatsregierung will künftig von der Sieben-Tage-Inzidenz als Maßstab in der Corona-Politik abrücken. Aufgrund der hohen Impfquote ist die Methodik der ersten drei Wellen, also sich nur auf die Inzidenz zu konzentrieren, nicht mehr passend
, sagt Ministerpräsident Markus Söder der Mediengruppe Münchner Merkur tz
.
Söder kündigte an, dass sich Bayern an das baden-württembergische Modell anlehnen werde, das seit 16. August in Kraft ist. Das heißt: 3G - getestet, geimpft und genesen - gilt künftig unabhängig von der Inzidenz.
Für mögliche Einschränkungen will Bayern nach Söders Angaben eine Krankenhaus-Ampel einführen, mit der die Lage auf den Intensivstationen ersichtlich werden soll. Da wir uns bei der Ministerpräsidentenkonferenz nicht einigen konnten, entwickeln wir das in Bayern selbst
, sagte Söder weiter. Einen weiteren Lockdown soll es nicht geben.
Auf die Frage, ob es im Extremfall Freiheiten nur für Geimpfte und Genesene geben werde, sagte Söder: Der Freistaat plant das nicht. Sie werden aber erleben, dass einzelne Veranstalter, Vereine und private Anbieter auf 2G gehen.
dpa
Behörde zählt Tausende Infektionen bei EM-Finalrunde in London
Bei der Finalrunde der Fußball-EM haben sich Anfang Juli rund um das Wembley-Stadion in London mehr als 3000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Das geht aus den Zahlen der Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) zu den beiden England-Spielen im Halbfinale und Finale am 7. und 11. Juli hervor.
Den PHE-Angaben zufolge sollen 2.295 der Anwesenden in und um das Stadion zum Zeitpunkt der Spiele höchstwahrscheinlich infektiös gewesen sein. 3.404 weitere Menschen sollen sich rund um diese Ereignisse infiziert haben.
Wie viele Menschen sich tatsächlich im Stadion infizierten und wie viele bei Fan-Ansammlungen außerhalb, konnte das Sportministerium auf Nachfrage nicht sagen. Die Ereignisse hätten eine signifikante Anzahl an ticketlosen Menschen in den Bereich des Wembley-Stadions angezogen, die wahrscheinlich zu dem Anstieg an Infektionen rund um das Event beigetragen haben
, heißt es in der Mitteilung. dpa
Spanien erklärt ganz Deutschland zum Corona-Risikogebiet
Für alle Besucher aus Deutschland wird die Einreise nach Spanien ab Montag erschwert. Ab dem 23. August werde ganz Deutschland aufgrund der steigenden Infektionszahlen zum Corona-Risikogebiet erklärt, teilte das spanische Gesundheitsministerium in Madrid am Freitag mit. Diese Neueinstufung gilt zunächst für sieben Tage. Das bedeutet, dass alle Einreisenden aus Deutschland ab zwölf Jahren bis Mitternacht des 29. August einen Nachweis über eine Impfung, eine Genesung oder einen negativen Test vorlegen müssen. Zuletzt galten lediglich fünf Bundesländer - Berlin, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, das Saarland und Schleswig-Holstein - als Risikogebiete. dpa
RKI: Inzidenz steigt auf 51,6 und 8092 Neuinfektionen
Erstmals seit Mai ist die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Infektionen wieder auf einen Wert über 50 gestiegen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete am Samstagmorgen eine Inzidenz von 51,6 Fällen pro 100.000 Einwohnern. Am Vortag war die Inzidenz noch mit 48,8 angegeben worden. Bundesweit wurden 8092 Neuinfektionen binnen eines Tages mit dem Coronavirus nach 9280 am Vortag gemeldet.
Die Sieben-Tage-Inzidenz war Ende Mai erstmals seit Oktober wieder unter den Wert von 50 gefallen. Während das RKI nun 17 neue Todesfälle meldete, waren es am 26. Mai an einem Tag aber noch 270 Todesfälle im Zusammenhang mit einer Covid-Erkrankung gewesen.
Die Sieben-Tage-Inzidenz gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche an. Der Wert steigt seit Wochen in Deutschland wieder stetig an. Spitzenreiter Landkreis: Leverkusen: 166, Wuppertal: 161,7. Spitzenreiter Bundesland: Nordrhein-Westfalen: 95,5, Hamburg: 85,4.
Die Gesamtzahl der verzeichneten Corona-Ansteckungen in Deutschland seit Beginn der Pandemie erhöhte sich nach RKI-Angaben auf 3.861.147. Die Zahl der Todesfälle stieg auf insgesamt 91.973. RKI
Lauterbach rechnet mit deutlicher Zunahme der Impfdurchbrüche
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach rechnet mit einer deutlichen Zunahme von sogenannten Impfdurchbrüchen. Durchbruchinfektionen ereignen sich bei Personen, deren Corona-Impfung länger als sechs Monate zurückliegt
, sagt er den Zeitungen der Funke Mediengruppe einem Vorabbericht zufolge. Bei allen Corona-Vakzinen steige das Risiko eines Impfdurchbruchs nach sechs Monaten an. Lauterbach zeigte sich auch besorgt über mögliche Folgen solcher Impfdurchbrüche: Laut einer neuen Studie kommt es bei 19 Prozent der Menschen mit Impfdurchbrüchen zu einem Long-Covid-Problem.
Reuters
Aufregung um Armbändchen im Europapark Rust
Im Europapark Rust haben die Gäste wegen der Corona-Regeln Bändchen bekommen in unterschiedlichen Farben. Ungeimpfte haben dabei ein anderes Band bekommen, als geimpfte oder genesene Gäste. Genau diese Unterscheidung hat für viel Kritik gesorgt. Der Park hat die Praxis deshalb inzwischen geändert. dpa
Zahl der Verkehrstoten sinkt in Corona-Zeit auf über 30 Jahres-Tief
Auf deutschen Straßen ist es für Verkehrsteilnehmer seit der Corona-Krise so sicher wie seit über 30 Jahren nicht mehr. Noch nie seit der deutschen Vereinigung im Jahr 1990 wurden von Januar bis Juni weniger Menschen bei Verkehrsunfällen getötet oder verletzt
, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag mit. Im ersten Halbjahr 2021 starben noch 1128 Menschen. Das waren 162 Personen oder 12,6 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2020. Die Zahl der Verletzten ging um zehn Prozent auf knapp 134.800 zurück. Wegen der Virus-Pandemie war das Verkehrsaufkommen auf den Straßen vergleichsweise gering.
Insgesamt nahm die Polizei in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 2,4 Prozent weniger Unfälle auf als im ersten Halbjahr 2020. Die Zahl sank auf rund 1,05 Millionen und damit ebenfalls auf den niedrigsten Wert seit der Vereinigung. Bei knapp 935.700 Unfällen blieb es bei Sachschaden (-1,5 Prozent), bei rund 109.400 Unfällen gab es Getötete oder Verletzte (-9,3 Prozent). Reuters
Spahn erwägt Angebot zur Auffrischungsimpfung für alle Bürger
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erwägt ein Angebot für eine Corona-Auffrischungsimpfung für alle Bürger. Der Minister sagte den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND), die Länder würden bereits schrittweise mit den sogenannten Booster-Impfungen in den Pflegeeinrichtungen und für besonders gefährdete Menschen beginnen. Außerdem könnten sich diejenigen noch einmal impfen lassen, die bislang nur Vektorimpfstoffe bekommen hätten. In einem zweiten Schritt können wir dann darüber nachdenken, auch allen anderen eine Auffrischimpfung anzubieten
, sagte Spahn weiter. AFP
Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 48,8
Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt weiter an. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Freitagmorgen lag sie bei 48,8 - am Vortag hatte der Wert 44,2 betragen, vor einer Woche 30,1. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 9280 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 5578 Ansteckungen gelegen.
Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben nun weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 13 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 19 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.853.055 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. dpa
Andrang für Impfung bei Kinder- und Jugendärzten
Nach dem Votum der Ständigen Impfkommission (Stiko) für eine Impfung gegen Covid-19 bei allen Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahren ist die Nachfrage bundesweit sprunghaft angestiegen. Das ging sofort am Montag los
, sagte Jakob Maske, Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Der Andrang sei groß, es sei aber generell genug Impfstoff da. Engpässe seien nicht zu erwarten. Wegen der Nachbestellungen in den Praxen könnten Impftermine im Moment aber manchmal bis zu zwei Wochen dauern.
Die Kommission hatte sich nach wochenlanger Prüfung am vergangenen Montag für die Impfung aller Kinder und Jugendlichen ab 12 ausgesprochen. Zuvor galt die Empfehlung des Gremiums nur eingeschränkt für chronisch kranke Kinder und Teenager. Nach dem gegenwärtigem Wissensstand überwögen die Vorteile der Impfung gegenüber dem Risiko von sehr seltenen Impfnebenwirkungen, hieß es nun. Für Kinder bis zwölf ist noch kein Impfstoff zugelassen.
Das Bundesgesundheitsministerium hatte bereits Ende Mai grünes Licht für die Immunisierung von Kindern und Jugendlichen ab 12 gegeben - nach ärztlicher Aufklärung und Beratung. Bisher seien es jedoch oft eher Teenager gewesen, die ihre Eltern von einer Impfung für sich überzeugt hätten, berichtete Maske.
Nun legten auch die Eltern bei Terminbuchungen für ihre Kinder verstärkt los. Auf die medizinische Empfehlung der Impfkommission hätten viele gewartet, sagte Verbandssprecher Maske. Das politische Drängen zuvor habe manchmal eher Skepsis und Verunsicherung erzeugt. Motive von Eltern für die Impfung ihrer Kinder seien neben dem Gesundheitsschutz auch die Sorge vor einer Ausgrenzung nicht geimpfter Kinder in der Schule. Darüber hinaus wollten manche Eltern neue Schulschließungen durch möglichst viele immunisierte Kinder verhindern.
Neben den Kinder- und Jugendärzten böten unter anderem auch viele Hausärzte Impftermine für Kinder und Teenager an, sagte Maske. In mehreren Bundesländern sind auch spezielle Impfaktionen für die Jüngsten geplant.
Verbandssprecher Maske appellierte aber auch dringend an alle Eltern, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen. Ihr Erkrankungsrisiko sei deutlich höher als das ihrer Kinder, wenn Infektionen zum Beispiel aus der Schule nach Hause gelangten, betonte Maske.
Nach Stiko-Angaben gibt es rund 4,5 Millionen 12- bis 17-Jährige in Deutschland. Nach Berechnungen des Robert Koch-Instituts ist rund ein Viertel von ihnen bereits mindestens einmal gegen Corona geimpft. Ab 12 Jahren zugelassen sind die Impfstoffe von Biontech und Moderna. Wie hoch die Impfquote bei der bisher jüngsten Altersgruppe werden wird, können die Kinder- und Jugendärzte noch nicht prognostizieren. dpa
Drosten hält Auffrischungsimpfung bei vielen für unnötig
Für den Großteil der Geimpften wird dem Virologen Christian Drosten zufolge im Herbst keine Auffrischungsimpfung gegen Sars-CoV-2 nötig sein. Die Schutzwirkung der Corona-Vakzinen ist viel besser als beispielsweise bei den Influenza-Impfstoffen
, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Auch das baldige Aufkommen einer neuen Virusvariante, die gegen die verfügbaren Impfstoffe resistent ist, erwartet Drosten nicht.
Bei alten Menschen sowie bestimmten Risikopatienten hält Drosten eine Auffrischungsimpfung in diesem Herbst für sinnvoll. Nach einem halben Jahr geht das über die Impfung erworbene Antikörper-Level vor allem bei sehr alten Menschen deutlich runter.
In Sondersituationen wie Seniorenheimen sei eine Auffrischung daher denkbar. Dies stünde zahlenmäßig kaum im Konflikt mit der internationalen Knappheit von Impfstoff. Für die übrige Bevölkerung werde irgendwann vielleicht ein Altersniveau definiert werden, ab dem eine Auffrischungsimpfung sinnvoll werde. In diesem Herbst kommt es aber darauf an, überhaupt erst einmal die Impflücken bei den über 60-Jährigen zu schließen.
dpa
Hamburg plant Gedenkort für Corona-Tote
Die Stadt Hamburg will einen zentralen Gedenkort für die Opfer und die Folgen der Corona-Pandemie schaffen. Einen entsprechenden gemeinsamen Antrag in der Hamburgischen Bürgerschaft beschlossen die Fraktionen von SPD, Grünen, CDU und Linken. Die AfD-Fraktion enthielt sich bei der Abstimmung.
Laut offiziellen Angaben sind in der Freien und Hansestadt Hamburg bisher 16367 Menschen im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. Bei der Wahl und Ausgestaltung des Gedenkortes sollen Hinterbliebene und die Religionsgemeinschaften miteinbezogen werden. TspRKI meldet 8.400 Neuinfektionen – Inzidenz steigt weiter
Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt weiter an. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Donnerstagmorgen lag sie bei 44,2 - am Vortag hatte der Wert 40,8 betragen, vor einer Woche 27,6. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 8400 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 4.24 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 5638 Ansteckungen gelegen.
Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben nun weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 22 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 17 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.843.775 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.690.400 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 91.943. Die höchsten Inzidenzwerte liegen in Flensbug bei 122,9, gefolgt von Wuppertal mit 122,2. Der Wert für Hamburg stieg auf 93,9, ab Inzidenz 100 gilt die Corona-Notbremse. dpa
RKI meldet sprunghaften Anstieg der Neuinfektionen – Inzidenz über 40
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages hat sich sprunghaft erhöht. Die Gesundheitsämter meldeten dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 8324 Neuinfektionen - und damit über 4400 mehr als am Vortag (3912). Das geht aus Zahlen vom Mittwochmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 4.09 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 4996 Ansteckungen gelegen. Zuletzt lag der Wert am 21. Mai über 8000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden.
Darüber hinaus stieg die Sieben-Tage-Inzidenz weiter an und über die Marke von 40. Nach Angaben des RKI lag sie bei 40,8 - am Vortag hatte der Wert 37,4 betragen, vor einer Woche 25,1. Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben nun weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 22 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 14 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.835.375 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.687.600 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 91.921. dpa
Sydney meldet trotz Lockdown höchsten Tagesanstieg
Trotz des seit bereits zwei Monaten andauernden Lockdowns verzeichnet die australische Metropole Sydney einen Rekordstand an Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Wir haben das Schlimmste noch nicht hinter uns, und wir können dem nur Einhalt gebieten, wenn alle zu Hause bleiben
, sagt die Premierministerin von Neu-Süd-Wales (NSW), Gladys Berejiklian. NSW meldete den höchsten Tagesanstieg mit 633 neuen Fällen, darunter allein 545 in Sydney. Seit dem Bekanntwerden des ersten Delta-Falls am 16. Juni in Sydney, sind in dem australischen Bundesstaat sechzig Menschen im Zusammenhang mit dem Virus gestorben. Reuters
Drosten: Delta unterstreicht Impf-Notwendigkeit für jeden Einzelnen
Ungeimpften Erwachsenen steht nach Ansicht des Berliner Virologen Christian Drosten ein schwieriger Herbst und Winter bevor. Allen, vor allem allen ab 45 Jahren, ist dringend zu raten, sich sehr ernsthaft damit auseinanderzusetzen, ob sie sich wirklich nicht impfen lassen wollen
, sagte der Charité-Forscher.
Der Plan einiger Menschen, durch eine vermeintliche Herdenimmunität bei einer Impfquote von rund zwei Dritteln der Bevölkerung indirekt geschützt zu werden, gehe wegen der hochansteckenden Delta-Variante nicht mehr auf. Wer sich nicht impfen lässt, wird sich infizieren, und das vielleicht schon in diesem Winter.
Zu bedenken sei, dass das Infektionsrisiko für Ungeimpfte in diesem Herbst und Winter auch deswegen steige, weil aufgrund der hohen Impfquote dann täglich mehr Neuansteckungen zugelassen würden als noch im vorherigen Winter. Hinzu komme, dass Geimpfte einige Zeit nach der Impfung das Virus sehr wahrscheinlich weitergeben könnten, auch ohne dabei selbst zu erkranken.
Durch ein selbsttätiges Auslaufen der Pandemie verschont zu bleiben, darauf könne niemand hoffen, erläuterte Drosten. Die Impfung sei aufgrund der Delta-Variante keine primäre Frage des Gemeinschaftsschutzes. Es gehe jetzt vielmehr darum, sich selbst zu schützen. Drosten zeigte sich dabei überzeugt, dass sich viele Zögernde demnächst doch noch impfen lassen werden, auch weil sie im direkten Umfeld erlebten, was Covid-19 für Ungeimpfte bedeuten könne. dpa
Hamburger Gericht gibt Eilantrag gegen Tanzverbot auf Hochzeitsfeier statt
Das Hamburger Verwaltungsgericht hat dem Eilantrag eines Paars gegen ein coronabedingtes Tanzverbot auf seiner Hochzeitsfeier stattgegeben. Die Feier soll am Wochenende in einem Raum eines Hotels mit insgesamt 51 Teilnehmern über 14 Jahren stattfinden, von denen 41 vollständig gegen das Coronavirus geimpft sind, wie das Gericht am Dienstag mitteilte. Damit handle es sich um eine private Feierlichkeit mit bis zu zehn Personen
, weil vollständig geimpfte Teilnehmer außer Betracht bleiben müssten
.
Das für größere Feiern geltende Tanzverbot erweise sich daher nach der im Eilverfahren vorzunehmenden summarischen Prüfung als unverhältnismäßig und damit verfassungswidrig
, erklärte das Gericht. Grundsätzlich dürften die Behörden zwar bei privaten Feiern in der Gastronomie auf die allgemeinen Vorgaben inklusive Tanzverbot verweisen, weil es leicht zu einer Vermengung mit veranstaltungsfremden (ungeimpften) Personen kommen
könne, die sich unkontrolliert unter die Tanzenden mischten
.
Doch ein ausnahmsloses Tanzverbot führe dazu, dass auch auf solchen Veranstaltungen nicht getanzt werden dürfe, von denen - wie hier - keine relevante Gefahr für das Infektionsgeschehen ausgehe
. So würde das Tanzverbot nach der gegenwärtigen Regelung auch für eine geschlossene private Feier gelten, an der ausschließlich vollständig Geimpfte teilnähmen, obwohl diese nach der Einschätzung des Robert-Koch-Instituts bei der Epidemiologie der Erkrankung keine wesentliche Rolle mehr spielten
, hieß es. AFP
Vandalen zerstören Hunderte Dosen in Impfzentrum
Unbekannte haben ein Impfzentrum in Südfrankreich verwüstet und Hunderte Dosen Vakzin zerstört. In dem Gebäude des Ortes Saint-Orens-de-Gameville nahe Toulouse habe die Alarmanlage nicht funktioniert, erklärt Bürgermeisterin Dominique Faure.
Einem Bericht der Zeitung La Dépêche du Midi
zufolge wurden 500 Impf-Fläschchen vernichtet. Die Gemeinde erstattete Anzeige gegen Unbekannt, die Staatsanwaltschaft ermittelt.
In Toulouse und anderen französischen Städten waren an den fünf vergangenen Samstagen Zehntausende Gegner der Corona-Maßnahmen von Präsident Emmanuel Macron auf die Straße gegangen. Sie demonstrierten gegen die Impfpflicht für das Gesundheits- und Pflegepersonal und die kürzlich eingeführte Testpflicht für nicht Immunisierte etwa in Restaurants und Kinos.Tsp
BKA registriert Tausende pandemiebezogene Straftaten
Die Corona-Pandemie hat sich im vergangenen Jahr deutlich auf die Kriminalitätsentwicklung ausgewirkt. Insgesamt wurden im Jahr 2020 bundesweit 3559 politisch motivierte Straftaten im Zusammenhang mit Covid-19 registriert, teilt das Bundeskriminalamt (BKA) mit. Verantwortlich dafür seien unter anderem die Teilnehmenden an den Protesten gegen die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie gewesen.
Diese heterogene Mischszene eint neben einer generellen Kritik an den Corona-Schutzmaßnahmen zumindest partiell auch eine staatskritische bis staatsfeindliche Haltung
, heißt es in dem BKA-Bericht mit dem Titel Auswirkungen von Covid-19 auf die Kriminalitätslage in Deutschland
.
Dem Bericht zufolge wurden 2020 knapp sieben Prozent mehr Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern und fünf Prozent mehr Fälle von Partnerschaftsgewalt registriert als im Vorjahr. Auch bei der Computerkriminalität (Cybercrime) wurden fast neun Prozent mehr Straftaten als 2019 registriert. epd
Düsseldorfer Karnevalsvereine führen 2G-Regelung ein
Die Düsseldorfer Karnevalsvereine wollen bei künftigen Veranstaltungen in geschlossenen Räumen nur Geimpfte oder Genesene zulassen. Die Präsidenten der dem Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) angeschlossenen Vereine sprachen sich bei einer Videokonferenz mehrheitlich für die sogenannte 2G-Regelung aus, wie das CC mitteilt. Demnach sollen an der Prinzenpaarkür im November und der Aufzeichnung der ARD-Fernsehsitzung im Januar nur Geimpfte und Genesene teilnehmen.
Unser Ziel muss es sein, dass man nur mit Piks Karneval feiern kann
, erklärt CC-Präsident Michael Laumen. Um das zu erreichen, sollen am 11. September pünktlich ab 11.11 Uhr an mehreren Orten in Düsseldorf Impfangebote gemacht werden. Das Festkomitee Kölner Karneval hat noch keine Corona-Regelungen für die kommende Session bekanntgegeben. Tsp
Millionen Impfdosen drohen in Arztpraxen zu verfallen
Die nachlassende Impfbereitschaft führt offenbar zu einer hohen Verfallquote von Corona-Impfdosen in Arztpraxen. Wegen der mangelnden Nachfrage könnten Haus- und Fachärzte bis zu zehn Prozent der an sie ausgelieferten Impfdosen nicht verimpfen. Das berichtet der Spiegel
unter Berufung auf eine Umfrage des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) unter rund 5000 niedergelassenen Medizinern.
Demnach bleiben in den Praxen laut Zi rund 3,2 Millionen Dosen ungenutzt. Nicht verimpft werden konnten den Angaben zufolge 1,7 Millionen Dosen Biontech (5,1 Prozent der gelieferten Dosen), 1,1 Millionen Dosen des Herstellers Astrazeneca (17,7 Prozent der gelieferten Dosen) und 400.000 Dosen Johnson&Johnson (17,4 Prozent der gelieferten Dosen).
Bis Ende August 2021 rechnen die befragten Ärzte damit, dass sie etwa 4,5 Prozent der in Praxen vorhandenen Fläschchen nicht verwenden werden. Daher wäre es jetzt sinnvoll, überschüssigen Covid-19-Vektorimpfstoff zu sammeln und an Länder des globalen Südens abzugeben
, sagt Zi-Geschäftsführer Dominik Graf von Stillfried dem Spiegel
. Das Bundesgesundheitsministerium verweist dagegen auf rechtliche Hürden und schließt eine Rücknahme der Impfdosen aus. Tsp
Ausschreitungen bei Protest von Impfgegnern in Los Angeles
Bei einer Demonstration von Impfgegnern in Los Angeles und einem Gegenprotest ist es zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen. Nach Mitteilung der Polizei wurde bei dem Event am Samstag vor dem Rathaus der Millionenstadt ein Mann mit einem Messer verletzt. Zu Festnahmen kam es zunächst nicht. Die Untersuchung dauere noch an, hieß es.
Mehrere Hundert Impfgegner forderten in Sprechchören medizinische Freiheit
, viele schwenkten US-Fahnen und trugen Pro-Donald-Trump-Schilder. Nach Medienberichten waren Anhänger der rechtsradikalen Gruppe Proud Boys
beteiligt. Ein Reporter teilte der Polizei und auf Twitter mit, er sei tätlich angegriffen worden. dpa
Mann stirbt in Griechenland trotz Impfung an Corona
Zum ersten Mal ist in dem Land ein Patient an Covid-19 gestorben, obwohl er vollständig geimpft war und keinerlei Vorerkrankungen hatte. Der Mann habe vor seiner Erkrankung keine gesundheitliche Probleme gehabt und alle Corona-Vorsichtsmaßnahmen befolgt, auch seine Frau und seine Kinder seien geimpft, sagte der Leiter der Intensivstation im Papanikolaou-Krankenhaus von Thessaloniki, Nikos Kapravelos, am Sonntag dem Sender Open TV.
Medienberichten zufolge handelte es sich bei dem Toten um einen 70-jährigen Zahnarzt. Nach Angaben von Kapravelos ist es der erste derartige Fall unter den bislang mehr als 13.200 Corona-Toten in Griechenland.
In Griechenland steigt die Zahl der Corona-Neuinfektionen derzeit wieder rapide an. Die Sorge ist groß, dass die Rückkehr hunderttausender Sommerurlauber in die Städte im Herbst eine vierte Welle auslösen wird. AFP
Stiko empfiehlt Impfung für 12- bis 17-Jährige
Die Ständige Impfkommission (Stiko) spricht sich für Corona-Impfungen für alle Kinder und Jugendlichen ab zwölf Jahren aus. Nach sorgfältiger Bewertung neuer wissenschaftlicher Beobachtungen und Daten komme man zu der Einschätzung, dass nach gegenwärtigem Wissensstand die Vorteile der Impfung gegenüber dem Risiko von sehr seltenen Impfnebenwirkungen überwiegen
, teilte das Gremium am Montag mit und berief sich auf einen Beschlussentwurf. Der offizielle Empfehlungstext liegt noch nicht vor, Änderungen sind möglich. dpa
Corona-Impfungen gehen weiter vor allem mit Zweitimpfungen voran
Die Corona-Impfungen in Deutschland gehen weiter vor allem mit Zweitimpfungen voran. Am Sonntag wurden knapp 90.600 Dosen gespritzt, davon führten 67.700 zu einer vollständigen Impfung, wie das Bundesgesundheitsministerium am Montag mitteilte.
Insgesamt sind nun 47,6 Millionen Menschen oder 57,2 Prozent der Bevölkerung voll geimpft. Mindestens eine erste Impfung erhalten haben 52,6 Millionen Menschen oder 63,2 Prozent aller Einwohner. Minister Jens Spahn (CDU) dankte allen, die vor Ort kreative und niedrigschwellige Impfangebote machen. Jede Impfung zählt!
, schrieb er bei Twitter.
Unter den 16 Bundesländern hat nur Sachsen immer noch nicht die Marke von 50 Prozent bei den vollständig geimpften Einwohnern erreicht - die dafür nötige Spritze haben dort nun 49,8 Prozent bekommen. Beim Spitzenreiter Bremen sind es inzwischen 67,7 Prozent der Einwohner. dpa
Bayern startet mit Auffrischungsimpfungen
In Bayern können von sofort an etwa Alte und Pflegebedürftige Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus erhalten. Die Impfzentren und die niedergelassenen, behandelnden Ärzte können in Bayern schon jetzt Auffrischungsimpfungen anbieten
, sagte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Montag in München. Dies gilt vor allem für Hochbetagte über 80 Jahre, Bewohner von Pflegeheimen, Menschen mit Immunschwächeerkrankungen oder Immunsuppression und Pflegebedürftige, die zu Hause leben.
Voraussetzung für die Auffrischung ist, dass die Zweitimpfung sechs Monate zurückliegt. Vorgesehen sind laut Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz für eine Auffrischung auch alle, die vollständig mit einem Vektorimpfstoff von Astrazeneca oder Johnson & Johnson geimpft sind. In der Praxis wird dieser Personenkreis allerdings wegen des auch hier geltenden Sechs-Monate-Abstandes erst ab Anfang September an die Reihe kommen.
Holetschek empfahl, dass sich die Impfzentren und niedergelassenen Ärzte zunächst auf die Menschen in den Pflegeeinrichtungen konzentrieren sollten. Denn dort leben die Menschen, die zuerst geimpft wurden
, sagte der Minister. Dann könnten sich auch gleich bisher ungeimpfte Mitarbeiter der Einrichtungen unbürokratisch mitimpfen lassen.
Holetschek betonte die Wichtigkeit, auch weiter Erst- und Zweitimpfungen vorzunehmen: Die Auffrischungsimpfungen werden nicht zu Lasten der Erst- und Zweitimpfungen gehen. Wir haben genügend Impfstoff. Erstimpfungen haben weiterhin höchste Priorität.
dpa
Erneute Demonstrationen gegen Corona-Regeln in Frankreich
Der Unmut über verschärfte Corona-Regeln hat in Frankreich am fünften Wochenende in Folge wieder viele Menschen auf die Straßen getrieben. Die Behörden rechneten am Samstag mit einer Gesamtzahl von rund 250.000 Demonstranten im ganzen Land und damit mehr als doppelt so vielen wie zu Beginn der Proteste Mitte Juli.
Die Wut der Teilnehmer richtet sich gegen die Impfpflicht für Gesundheitspersonal und jüngst auf fast alle Bereiche des öffentlichen Lebens ausgeweitete Nachweispflichten. Franzosen müssen etwa für Restaurant- oder Kinobesuche, Fernzugreisen und mancherorts bald auch fürs Shoppen in großen Einkaufszentren einen sogenannten Gesundheitspass vorlegen. Dieser liefert den Beleg entweder über eine Corona-Impfung, eine überstandene Erkrankung oder einen aktuellen negativen Test. Da Corona-Tests ähnlich wie in Deutschland ab Mitte Oktober kostenpflichtig werden, prangern Kritiker eine Impfpflicht durch die Hintertür an.
Die Proteste verliefen zunächst friedlich. Auf Fernsehbildern des Senders BFMTV aus Paris waren über der Menschenmenge viele Nationalflaggen zu sehen, daneben auch die Regenbogenflagge. In Aix-en-Provence riefen die Demonstranten Liberté!
(Freiheit!
) und in Lyon hielt ein Mann ein Schild in die Kamera mit der Aufschrift: Retten wir unsere Kinder vor Pfizer!
Die Demonstrationen zögen Menschen mit den unterschiedlichsten Einstellungen an, sagte der Politikwissenschaftler Jean-Yves Camus der Deutschen Presse-Agentur. Darunter seien auch Anhänger der extremen Rechten und Mitglieder der Gelbwesten
-Bewegung, die sich einst wegen drohender Spritpreiserhöhungen formiert hatte. Verschwörungstheoretiker, die die Pandemie leugnen, bilden demnach eine Minderheit. dpa
USA und Israel nun Hochrisikogebiete
Die USA und Israel gelten in Deutschland seit Sonntag als Corona-Hochrisikogebiete. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hatte die Einstufung wegen stark steigender Infektionszahlen in den beiden Ländern am Freitag angekündigt. Auch Montenegro, Kenia und Vietnam sowie Französisch-Guayana und Französisch-Polynesien werden nun als Corona-Hochrisikogebiete geführt, was besondere Quarantäne-Vorschriften nach sich zieht. Die Türkei gilt ab Dienstag als Hochrisikogebiet.
Einreisende aus Hochrisikogebieten müssen für zehn Tage in Quarantäne. Geimpfte und Genesene können die Quarantäne aber abwenden, wenn sie bereits vor ihrer Einreise einen Genesenen- oder Impfnachweis an die deutschen Behörden übermitteln. Bei nachträglicher Einreichung eines Genesenen- oder Impfnachweises oder eines Negativtests kann die Quarantäne verkürzt werden. AFP
RKI meldet rund 1.600 Neuinfektionen mehr als vor einer Woche
Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt weiter an. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Sonntagmorgen lag sie bei 35,0 - am Vortag hatte der Wert 32,7 betragen, vor einer Woche 22,6. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt binnen eines Tages 4728 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen vom Sonntagmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 4.01 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 3.127 Ansteckungen gelegen.
Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben nun weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden. Hamburg meldet einen Inzidenzwert von 86,5, Flensburg 95,0 und Kiel 101,8.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden drei Todesfälle verzeichnet. dpa
Labor-Theorie zählt nun für WHO-Forscher zu wahrscheinlichen Hypothesen
Schon kurz nach Beginn der Pandemie war spekuliert worden, dass das Virus bei einem Unfall aus einem Institut in Wuhan stammen könnte. Nun sagt der Leiter der WHO-Mission in Wuhan, das sei möglich.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat China dazu aufgerufen, Rohdaten zu den ersten Corona-Fällen offenzulegen. Der Zugang zu diesen Informationen sei von entscheidender Bedeutung
für die weiteren Untersuchungen zum Ursprung der Pandemie, erklärte die WHO am Donnerstag. Dies sei auch wichtig, um die Theorie eines Laborunfalls zu prüfen. China wies die Forderung zurück: Peking ziehe wissenschaftliche
Bemühungen politischen
vor.
Wir sind gegen die politische Zurückverfolgung (...) und die Aufgabe des gemeinsamen Berichts
, der nach dem Besuch eines WHO-Expertenteams in Wuhan im Januar veröffentlicht wurde, sagte Vizeaußenminister Ma Zhaoxu am Freitag. Vorschläge für neue Untersuchungen wies er zurück. Die Schlüsse und Empfehlungen des gemeinsamen Berichtes der WHO und Chinas wurden von der internationalen und wissenschaftlichen Gemeinschaft anerkannt
, sagte Ma Zhaox. Weitere Nachforschungen könnten nur auf Basis des bereits veröffentlichten Berichts stattfinden.
Schon bald nach Beginn der Pandemie war darüber spekuliert worden, dass das Virus bei einem Unfall aus dem Institut für Virologie in Wuhan, in dem an Coronaviren geforscht wird, entwichen sein könnte. Die chinesische Regierung bestreitet dies energisch.
Erst extrem unwahrscheinlich
, jetzt die Kehrtwende
Um die Untersuchungen zum Corona-Ursprung voranzutreiben, seien alle Länder aufgerufen, die gemeinsame Nutzung von Rohdaten und die erneute Untersuchung von Proben zu ermöglichen, betonte die WHO.
Das Team von internationalen Experten der WHO hatte Wuhan erst im Januar besuchen können – mehr als ein Jahr nach Entdeckung des Virus. Der entsprechende Bericht wurde Ende März veröffentlicht, lieferte aber keine klaren Ergebnisse.
Die Labor-Theorie stuften die WHO-Experten damals als extrem unwahrscheinlich
ein. An dem Bericht wurden aber schnell Zweifel laut. Zahlreiche Staaten äußerten ihre Besorgnis darüber, dass den internationalen Experten bei ihrer Untersuchung in China der Zugang zu Daten verwehrt worden sei.
Die WHO erklärte im Juli, wie wolle in der zweiten Stufe der Untersuchungen zum Corona-Ursprung auch Labore in China kontrollieren. Die Regierung in Peking lehnt dies ab.
Die Labor-Theorie zähle für ihn zu den wahrscheinlichen Hypothesen
, sagte der dänische Wissenschaftler Peter Ben Embarek, der die WHO-Mission in Wuhan geleitet hatte, am Donnerstag im dänischen Fernsehen. Er halte es für möglich, dass ein Labormitarbeiter sich bei der Probenentnahme infiziert habe und das Virus so von Fledermäusen auf den Menschen übertragen worden sei.
Für sein Team und ihn sei es sehr schwer gewesen, mit den chinesischen Kollegen über die Theorie zu sprechen, dass das Virus versehentlich aus dem Labor gelangt sein könnte. Noch 48 Stunden vor dem Ende der Mission hätten diese sich geweigert, die Hypothese in dem Bericht überhaupt zu erwähnen. AFP/coh
Drosten: Plausibelste Quelle für Corona ist Chinas Pelzindustrie
Zürich/Berlin – Der Berliner Virologe Christian Drosten sieht unter den verschiedenen Hypothesen zur Herkunft von SARS-CoV-2 den Weg über die Pelzindustrie als plausibelste an. Ich habe dafür keinerlei Belege, außer die klar belegte Herkunft von SARS-1, und das hier ist ein Virus der gleichen Spezies. Viren der gleichen Spezies machen die gleichen Sachen und haben häufig die gleiche Herkunft
, sagte Drosten dem Schweizer Online-Magazin Republik.
In den Jahren 2002 und 2003 hatte eine von China ausgehende Infektionswelle weltweit zu etwa 800 Todesopfern geführt. Die Erkrankung wurde Schweres Akutes Atemwegssyndrom (SARS) genannt. Der Ende 2019 erstmals nachgewiesene Erreger SARS-CoV-2 ist mit dem damaligen Virus sehr eng verwandt.Beim ersten SARS-Virus seien die Übergangswirte Marderhunde und Schleichkatzen gewesen, sagte Drosten. Das ist gesichert.
In China würden Marderhunde nach wie vor in großem Stil in der Pelzindustrie verwendet. Dabei würden immer wieder auch wilde Marderhunde in die Zuchtbetriebe gebracht, die zuvor Fledermäuse – die als wahrscheinlichster Ursprung von SARS-CoV-2 gelten – gefressen haben können.
Marderhunden und Schleichkatzen wird lebendig das Fell über die Ohren gezogen
, erklärte der Charité-Virologe. Die stoßen Todesschreie aus und brüllen, und dabei kommen Aerosole zustande. Dabei kann sich dann der Mensch mit dem Virus anstecken.
Für ihn sei überraschend gewesen, dass diese Zucht überhaupt noch einmal als möglicher Ausgangspunkt einer Pandemie infrage kommen würde – bis vor kurzem habe er in der naiven Vorstellung
gelebt, dass Schleichkatzen und Marderhunde als bekannte potenzielle Übergangswirte inzwischen kontrolliert würden. Für mich war das eine abgeschlossene Geschichte. Ich dachte, dass diese Art von Tierhandel unterbunden worden sei und dass das nie wieder kommen würde. Und jetzt ist SARS zurückgekommen.
Konkrete Hinweise, dass der Übergang auf den Menschen über Pelztierfarmen ablief, gebe es nicht – es gebe überhaupt keine Studien in diesem Bereich, zumindest seien keine öffentlich geworden.
Darum sei vollkommen unklar, ob Marderhunde in chinesischen Farmen oder auch andere Karnivoren in solchen Zuchten – etwa Nerze – SARS-CoV-2 tragen. 2003 und 2004 gab es große Studien, die in China gemacht wurden und die für SARS-1 die Verbindung zu Marderhunden und Schleichkatzen belegten.
Diesmal sei das – zumindest bisher – offenbar nicht passiert. Jetzt dort noch genauer hinzusehen, habe möglicherweise keinen Sinn:
Was man sich natürlich klarmachen muss: Wenn man jetzt solche Bestände untersuchen würde, würde man vielleicht nicht mehr das Virus finden, das da – möglicherweise – vor anderthalb oder zwei Jahren gewesen ist. Wenn zwischendurch gekeult wurde. Oder wenn sich das Virus auf eine andere Art totgelaufen hat.
Zu der These, das Virus sei versehentlich oder absichtlich in einem Labor erzeugt worden, sagte Drosten, dies liege zwar rein technisch betrachtet im Rahmen des Möglichen, aber: Wenn jemand auf diese Weise SARS-2 entwickelt hätte, dann würde ich sagen, der hat das ziemlich umständlich gemacht.
Mit dem ersten SARS-Virus als Grundlage hätte man zu Forschungszwecken am ehesten nur ganz bestimmte Bereiche verändert SARS-CoV-2 aber sei voller Abweichungen zum ersten Virus.
Lassen Sie es mich mit einem Bild erklären: Um etwa zu überprüfen, ob Anpassungen das Virus ansteckender machen, würde ich ein bestehendes System nehmen, da die Änderung einbauen und das dann vergleichen mit dem alten System
, erklärte der Virologe. Wenn ich wissen will, ob ein neues Autoradio den Klang verbessert, dann nehme ich ein bestehendes Auto und tausche da das Radio aus. Dann vergleiche ich. Ich baue dafür nicht ein komplett neues Auto. Genau so war das aber bei SARS-2: Das ganze Auto ist anders.
Darum sei die Idee eines Forschungsunfalls für ihn ausgesprochen unwahrscheinlich
. Zur Idee eines böswilligen Einsatzes irgendeines Geheimdienstlabors müsse man letztlich Geheimdienste fragen: Wenn überhaupt, dann käme so etwas wohl nicht aus dem Wuhan-Virologie-Institut. Das ist ein seriöses akademisches Institut.
© dpa/aerzteblatt.de
Impfskandal in Friesland weitet sich aus
Der Fall möglicher Impfungen mit Kochsalzlösungen im niedersächsischen Landkreis Friesland könnte deutlich mehr Menschen betreffen als zunächst angenommen. Statt bislang 8.557 Menschen könnten noch 1.626 weitere Personen möglicherweise Spritzen mit Kochsalzlösungen bekommen haben, wie der Landkreis am Freitag mitteilte. Damit erhöht sich die Zahl der Menschen, die nun schnellstmöglich nachgeimpft werden sollen, auf insgesamt 10.183.
Die weiteren Verdachtsfälle seien bei einer eingehenderen Prüfung der Dienstzeiten der beschuldigten Krankenschwester bekannt geworden, erklärte Landrat Sven Ambrosy (SPD). Ein Abgleich der bislang aus dem Dienstplan bekannten Zeiten mit den tatsächlichen Arbeitszeiten der Frau ergab, dass sie noch zusätzliche Dienste übernommen hatte. Die Zahl der möglichen Betroffenen erhöhe sich dadurch, erklärte Ambrosy. Diese werden von uns natürlich unverzüglich informiert.
Möglicherweise betroffen sind Impfungen, die zwischen dem 5. März und 24. April vorgenommen wurden. Zuvor war der Kreis nur von Impfungen bis zum 20. April ausgegangen.
Die examinierte Krankenschwester, die am Impfzentrum des Kreises arbeitete, hatte eingeräumt, am 21. April sechs Spritzen überwiegend mit Kochsalzlösungen gefüllt zu haben. Ihr war beim Anmischen ein Fläschchen mit Impfstoff runtergefallen, was sie nach eigener Aussage vertuschen wollte. Die Tat war aufgeflogen, da die Frau einer Kollegin davon erzählt hatte. Am Dienstag hatten Landkreis und Polizei dann mitgeteilt, dass nach weiteren Zeugenaussagen nicht ausgeschlossen werden könne, dass die Frau weitere Spritzen mit Kochsalzlösungen aufgezogen habe. dpa
Krankenschwester impfte Kochsalzlösung und die Querdenker
freuen sich
In Friesland könnte eine Krankenschwester Tausenden Kochsalzlösung statt Impfstoff verabreicht haben. Weil sie Coronaverharmloserin war?
Als bekannt wird, dass eine Krankenschwester im Friesland bis zu 8.500 Menschen nur mit einer Kochsalzlösung geimpft haben könnte und sich Entsetzen breit macht, reagiert einer der prominentesten Köpfe des Coronaprotests, der Anwalt Markus Haintz, anders. Panne? Sabotage?
, fragt er auf seinem Telegramkanal. Und liefert ein anderes Motiv: Oder vielleicht Nothilfe?
Haintz schiebt den passenden Paragrafen hinterher: 32, Strafgesetzbuch, Notwehr. Auf anderen Kanälen wird man noch deutlicher. Ehrenfrau!
, schreibt ein Nutzer auf Twitter.
Das Handeln der Krankenschwester scheint bei einigen Querdenkern Anklang zu finden. Die Behörden sind dagegen weiter geschockt. Frieslands Landrat Sven Ambrosy (SPD) erklärte, der Vorfall mache ihn sehr betroffen
. Und Heiger Scholz, Leiter des niedersächsischen Coronakrisenstabs, bemerkte: Das ist schon ziemlich perfide, sich in ein Impfzentrum einzuschleichen mit so einem Vorsatz.
Noch ist einiges unklar, aber die Dimension des Falls könnte tatsächlich gewaltig werden – umso mehr, wenn sich ein politisches Motiv bestätigt. Es wäre eine neue Eskalationsstufe des Coronaprotests. Noch aber laufen die Ermittlungen.
Ermittlungen wegen Körperverletzung
Schon Ende April war bekannt geworden, dass die rund 40-jährige Krankenschwester im Impfzentrum Roffhausen sechs Impfampullen nur mit Kochsalzlösung verimpft haben soll – nach eigener Auskunft, um zu vertuschen, dass ihr eine Ampulle heruntergefallen war.
Am Dienstag nun gab das Landratsamt Friesland bekannt, dass nach Polizeiermittlungen weitere Personen nur eine Kochsalzlösung bekommen haben könnten. Theoretisch könne dies 8.557 Personen betreffen, die in den Schichten der Krankenschwester an der Reihe waren – 3.600 von ihnen meldeten sich im Nachgang bisher zu einer erneuten Impfung an. Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung. Die Kochsalzlösung an sich ist ungefährlich.
Auch eigene Impfung gefälscht?
Am Donnerstag wurde ein neuer Vorwurf publik: Auch ihre eigene Impfung soll die inzwischen gefeuerte Krankenschwester gefälscht haben. Laut Staatsanwaltschaft Oldenburg soll die Betroffene auch hier eine Spritze nur mit Kochsalzlösung aufgezogen und eine andere Frau um die Injektion gebeten haben. Dazu sei es aber nicht gekommen. Dennoch sei eine Impfung in ihrem Impfpass vermerkt worden. Im Raum steht der Verdacht der Urkundenfälschung.
Und tatsächlich gibt es Hinweise, dass die Krankenschwester eine Coronaverharmloserin ist. Laut Polizei hat die Frau kurz vor der Tat im April mehrere Whatsapp-Nachrichten an eine Bekannte weitergeleitet, die Zweifel an den Corona-Impfungen äußerten. Schon Monate zuvor habe sie auf ihrem Facebookprofil einen Eintrag geteilt, der die Coronapolitik kritisierte. Auch würden Zeugenaussagen die Frau belasten.
Anwalt bestreitet politisches Motiv
Ihr Anwalt Christoph Klatt räumt gegenüber der taz ein, dass seine Mandantin Zweifel an der Corona-Impfung gehabt habe. Zu den Chats lägen ihm noch keine Akten vor. Es sei aber nicht strafbar, sich kritisch zur Coronapolitik zu äußern. Ein politisches Motiv seiner Mandantin bei den Impfungen bestreitet der Anwalt.
Auch habe es neben den sechs verfälschten Impfungen im April keine weiteren gegeben. Das Motiv bleibe Vertuschung, weil hoher Druck auf die Beschäftigten im Impfzentrum ausgeübt worden sei, so Klatt. Noch dazu habe die Frau damals gar nicht nur reine Kochsalzlösung verimpft, sondern auch Impfstoffreste aus angebrochenen Ampullen beigemischt. Dass sich die Krankenschwester auch selbst nur mit einer Kochsalzlösung impfen wollte, zieht Klatt in Zweifel: Dafür habe er keine Anhaltspunkte.
Eine Sprecherin der Polizei betont dagegen, dass nach den Zeugenvernehmungen durchaus die Gefahr bestehe, dass die Krankenschwester auch in weiteren Fällen anstelle des Impfstoffs nur eine Kochsalzlösung in den Spritzen aufgezogen hat
– dies müsse strafrechtlich aber noch erhärtet werden. Zudem ermittelt weiter ein Fachkommissariat für politisch motivierte Kriminalität bei dem Fall mit. Hinweise, dass die Frau Coronaproteste besuchte oder in entsprechende Gruppen eingebunden war, gebe es bisher aber nicht, sagte die Sprecherin.
Verfassungsschutz warnt vor Radikalisierung
Auch der Verfassungsschutz behält den Fall im Blick. Wegen der offenen Ermittlungen will man sich nicht direkt dazu äußern. Aber das niedersächsische Landesamt warnt, dass sich auch in dem Bundesland der Corona-Protest radikalisiert habe und teilweise staatliche Vorgaben missachte. Repräsentanten würden als diktatorisch dargestellt, das politische System mit dem Dritten Reich verglichen oder an sich delegitimiert. Die weitere Entwicklung und Radikalisierung der Bewegung wird weiterhin beobachtet.
Beim Deutschen Roten Kreuz, welches das Impfzentrum Roffhausen betreut, verfolgt man den Fall der Krankenschwester fassungslos. Ich bin total geschockt
, sagt Heide Bastrop, Vorsitzende des Kreisverbands Jeverland. Die Krankenschwester sei unauffällig gewesen, habe sich nicht offen als Coronaleugnerin gezeigt. Sollte sich ein politisches Motiv bestätigen, wäre dies entsetzlich
, so Bastrop zur taz. Noch aber blieben für sie in dem ganzen Fall große Fragezeichen
.
Heiger Scholz, Coronakrisenstabsleiter und Staatssekretär im Sozialministerium, hat diese weniger. Es gebe deutliche Hinweise
, dass die Krankenschwester in großem Umfang Kochsalzlösung verimpft hat als Impfgegnerin
, betonte der SPD-Mann am Dienstag. Dies verweise auf eine erhebliche kriminelle Energie
. FRIESLAND/BERLIN | taz
RKI registriert 5644 Neuinfektionen – Inzidenz steigt
Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt weiter an. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Samstagmorgen lag sie bei 32,7 - am Vortag hatte der Wert 30,1 betragen, vor einer Woche 21,2. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt binnen eines Tages 5644 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen vom Samstagmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.27 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 3206 Ansteckungen gelegen.
Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben nun weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden.
Deutschlandweit wurde nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 11 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 24 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.816.285 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.677.800 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 91.864. dpa
Moderna-Impfung weist Wirksamkeit von 93 Prozent über sechs Monate nach
Der US-Pharmahersteller Moderna hat neue Daten zur Wirksamkeit seines Coronavirus-Impfstoffs veröffentlicht. Nach klinischen Studien mit tausenden Menschen sei das Vakzin sechs Monate nach der zweiten Dosis zu 93 Prozent wirksam, teilte das Unternehmen am Donnerstagabend mit.
Dem Pharmahersteller zufolge zeigten Studienteilnehmer zudem robuste
Immunantworten gegen Varianten des Coronavirus. Bei der Mehrheit der beteiligten Personen seien innerhalb eines halben Jahres nachweisbare und funktionelle Antikörper gegen die Virusvarianten Alpha, Beta und Gamma nachgewiesen worden. tgs
Variante sägt an Maßnahmen
Ist Delta zu schnell für Tests?
Die Delta-Variante ist mittlerweile der Platzhirsch unter den Corona-Mutanten. Ihr Erfolgsrezept könnte in einer massiv erhöhten Viruslast bei Infizierten liegen. Damit könnten bisher geltende Schutzmaßnahmen gegen Sars-CoV-2 an Wirkung verlieren.
Rund eineinhalb Jahre nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie hat sich Deutschland in eine Festung aus bewährten Maßnahmen geflüchtet. Doch die Delta-Variante scheint neue Regeln aufzustellen. In Windeseile hat die neue Variante die Vorherrschaft in Deutschland übernommen. Mittlerweile liegt ihr Anteil bei 97 Prozent. Und mittlerweile nehmen auch die Fallzahlen hierzulande Woche für Woche wieder zu.
Diese neue Variante der Linie B.1.617.2 ist besser angepasst an den Menschen. Experten gehen davon aus, dass Delta noch mal etwa 60 Prozent ansteckender als ihr Vorgänger, die Alpha-Variante, ist. Warum das so ist? Einen Hinweis darauf fand das Team um den Epidemiologen Jing Lu vom Guangdong Provincial Center for Disease Control and Prevention im chinesischen Guangzhou. Die Forscher hatten eine Gruppe Delta-Infizierter mit Infizierten der ersten großen Corona-Welle im Frühling 2020 verglichen. Sie fanden heraus, dass die Viruslast bei Delta-Infizierten rund tausendmal höher lag.
Mit dieser neuen Wucht könnte Delta auch einige der bisherigen Annahmen über Sars-CoV-2 obsolet machen. So soll sich Delta laut Experten einfacher als seine Vorgänger auch im Freien übertragen - wo man sich bisher relativ sicher gefühlt hatte. Auch gibt es die Befürchtung, dass Delta bereits bei flüchtigen Begegnungen von einem Wirt zum nächsten springt. Bisher galt ein längerer Kontakt als ausschlaggebend. Die US-Gesundheitsbehörde CDC verglich die Infektiosität von Delta mit der von Windpocken. Laut Elke Bruns-Philipps vom Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes könne man sich daher bereits im Vorbeigehen
mit Delta anstecken - dies erschwere auch die Nachverfolgung aller Kontakte von nachweislich Infizierten, was ebenfalls als wichtiges Mittel zur Eindämmung der Pandemie gilt.
Laufendes Superspreader-Event
Auch die bisher als Goldstandard geltenden PCR-Tests könnten an Aussagekraft einbüßen, befürchtet der Mediziner Jorge Caballero. Die Delta-Variante repliziere sich in Infizierten so stark, dass bei einem positiven Testergebnis ein Infizierter bereits für 18 bis 48 Stunden infektiös
sei, schreibt Caballero auf Twitter unter Verweis auf die Studie aus Guangzhou. In einem Meinungsbeitrag im Guardian
schrieb er mit Blick auf das neue Schuljahr, dass es biologisch unmöglich
sei, allein mit Tests die Schulen vor Ausbrüchen zu schützen. Die Delta-Variante macht jeden ihrer Wirte zu einem laufenden Superspreader-Event bevor die Person mitbekommt, dass sie infiziert ist.
Ein weiterer Punkt: Bei Delta ist die Inkubationszeit laut der chinesischen Studie noch mal deutlich verringert. Das Virus war bei Menschen mit der Delta-Variante vier Tage nach der Ansteckung erstmals nachweisbar, verglichen mit durchschnittlich sechs Tagen bei Menschen, die mit dem ursprünglichen Stamm infiziert waren
, schreiben die Forscher. Infizierte sind also bereits nach kürzerer Zeit ansteckend. Die Kombination aus einer hohen Anzahl von Viren und einer kurzen Inkubationszeit sei wahrscheinlich der Grund für die hohe Übertragbarkeit von Delta, sagte Epidemiologe Benjamin Cowling von der Universität Hongkong dem Magazin Nature
. Alles zusammengenommen ist es wirklich schwierig, Delta zu stoppen.
Bleibt noch die Impfung, die stärkste Bastion gegen das Virus. Sie hält bisher auch gegen Delta. Aber selbst diese Mauer bekommt Risse. Laut der US-Gesundheitsbehörde CDC ist der Schutz vor einer Ansteckung mit Delta durch eine Impfung immer noch gegeben, aber er scheint schwächer. Die geschätzte Impfeffektivität gibt das Robert-Koch-Institut (RKI) mit circa 88 Prozent für die Menschen zwischen 18 und 59 Jahren an und mit circa 87 Prozent für die Gruppe ab 60.
Was kommt nach Delta?
Immerhin besteht laut RKI nach vollständiger Impfung ein hoher Schutz gegen Erkrankungen und schwere Verläufe. Sind Menschen jedoch noch nicht vollständig geimpft, sei die Wirksamkeit gegen Delta deutlich verringert. Laut einer anderen Studie hatte beim ursprünglichen Virus bereits eine erste Dosis mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer in 80 Prozent der Fälle für eine starke Antikörperreaktion ausgereicht - bei Delta fiel der Wert auf rund ein Drittel. Eine Astrazeneca-Dosis soll laut dem französischen Institut Pasteur sogar "wenig bis gar keine Wirksamkeit" gegen die Delta-Variante haben. Nun ist in Deutschland sogar eine dritte Auffrischungs-Impfung für bestimmte Gruppen geplant - auch wegen Delta.
Doch womöglich ist mit Delta das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht: US-Gesundheitsexperte Anthony Fauci hatte im US-Fernsehen gewarnt: Wenn Sie dem Virus erlauben, frei zu zirkulieren, und nicht versuchen, es zu stoppen, dann gibt es früher oder später die Wahrscheinlichkeit, dass Sie eine andere Variante bekommen (…), die noch problematischer sein könnte als Delta.
Es bestehe die Gefahr, dass sich am Ende eine Variante entwickele, vor denen die aktuellen Impfstoffe - anders als bei Delta - gar keinen Schutz böten. ntv.de
Perspektivwechsel gefordert
Brinkhaus: Ungeimpfte schränken Leben der Geimpften ein
Um den Umgang mit ungeimpften Bundesbürgern ist eine Debatte entbrannt. Sollen sie für Tests bezahlen, werden ihre Rechte eingeschränkt? Für Unionsfraktionschef Brinkhaus sollte mehr über die Rechte von Geimpften gesprochen werden.
Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus hat mit Blick auf Geimpfte und Nicht-Geimpfte einen Perspektivwechsel gefordert. Es wird zu viel über den angeblichen indirekten Impfzwang geredet und zu wenig über die Rechte von Geimpften
, sagte Brinkhaus der Welt
. Was ich momentan erlebe, ist, dass die Geimpften sauer sind auf die Nicht-Geimpften. Die Geimpften haben Termine gemacht, sind losgegangen und haben in Kauf genommen, dass es ihnen am Tag nach der Impfung teilweise nicht so gut gegangen ist. Und sie erleben nun, dass sie ihre Freiheiten trotzdem nicht vollständig zurückbekommen.
Deswegen müsse endlich gefragt werden, inwieweit die Nicht-Geimpften das Leben von Geimpften einschränkten.
Um eine mögliche Ungleichbehandlung von ungeimpften Bundesbürgern war zuletzt eine Debatte entbrannt. So wird darüber diskutiert, ob Menschen ohne Impfung künftig für Corona-Tests bezahlen sollen.
Brinkhaus geht davon aus, dass Hoteliers, Clubs und Veranstalter künftig nur noch Geimpfte in ihre Häuser lassen. Ich gehöre zwar zum Team Vorsicht, aber wir können nicht die nächsten 30 Jahre unser Leben Covid unterordnen. Wir müssen zu einer Normalität zurückkehren, und zwar bald und nicht erst in Jahren. Ein Restrisiko wird bleiben, aber damit müssen wir dann umgehen.
In Hinblick auf die bevorstehende Bundestagswahl merkte Brinkhaus an: Unseren politischen Mitbewerbern auf der linken Seite gefällt es, dass der Staat jetzt sehr viel regelt und dass der Staat jetzt sehr viel vorschreibt. Und wir als Union sagen da: nein, nicht mit uns. Der Staat muss sich auch wieder zurücknehmen. Der Staat ist nicht dafür da, alle Risiken abzufedern und alles für den Bürger zu regeln. Das ist der Unterschied zwischen uns und den Parteien, die links von uns stehen.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet lehnt eine Benachteiligung von Ungeimpften ab, sofern diese einen negativen Corona-Test vorweisen können. Wer geimpft, genesen oder getestet ist, den darf der Staat nicht von der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ausnehmen
, sagte der CDU/CSU-Kanzlerkandidat vor den nächsten Beratungen von Bund und Ländern am Dienstag der Bild am Sonntag
. Die sogenannte 3-G-Regel sei sinnvoll, maßvoll und umsetzbar
. ntv.de, mba/dpa
Leichter Impfanstieg in einigen Bundesländern
Die Bundesländer Sachsen, Baden-Württemberg und Hamburg melden eine leichte Zunahme an Corona-Impfungen. Die Zahl der Impfungen hat seit dem Ende der Sommerferien deutlich angezogen
, teilt die Sozialbehörde in Hamburg dem Redaktions Netzwerk Deutschland einem Vorabbericht zufolge mit. Besonders werde der Impfstoff der Firma Johnson&Johnson in Hamburg vermehrt nachgefragt - vermutlich, weil bei diesem Vakzin keine Zweitimpfung nötig sei, mutmaßt der Sprecher der Sozialbehörde. Auch in Baden-Württemberg und Sachsen sprechen die Behörden von einem leichten Anstieg der täglichen Impfungen. Reuters
WHO hält Labor-Theorie für plausibel
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat China dazu aufgerufen, Rohdaten zu den ersten Corona-Fällen offenzulegen. Der Zugang zu diesen Informationen sei von entscheidender Bedeutung
für die weiteren Untersuchungen zum Ursprung der Pandemie, erklärte die WHO am Donnerstag. Dies sei auch wichtig, um die Theorie eines Laborunfalls zu prüfen.
Um die Untersuchungen zum Corona-Ursprung voranzutreiben, seien alle Länder aufgerufen, die gemeinsame Nutzung von Rohdaten und die erneute Untersuchung von Proben zu ermöglichen, betonte die WHO.
Schon bald nach Beginn der Pandemie war darüber spekuliert worden, dass das Virus bei einem Unfall aus dem Institut für Virologie in Wuhan, in dem an Coronaviren geforscht wird, entwichen sein könnte. Die chinesische Regierung bestreitet dies energisch. AFP
Hilfsorganisationen fordern Sondersteuer für Superreiche für weltweite Corona-Impfungen
Angesichts der schleppenden Impffortschritte in armen Ländern fordern Oxfam und andere Hilfsorganisationen eine stärkere finanzielle Verpflichtung von Superreichen im Kampf gegen die Pandemie. Konkret schlagen sie eine einmalige Vermögensabgabe von 99 Prozent auf Gewinne vor, die Milliardärinnen und Milliardäre während der Pandemie gemacht haben. Dies würde demnach weltweit rund 5,4 Billionen Dollar (4,6 Billionen Euro) für öffentliche Kassen bringen. Damit ließen sich Covid-19-Impfungen für alle Menschen finanzieren
.
Selbst nach einer solchen Abgabe wären die rund 2700 Milliardäre in der Welt noch reicher als vor der Pandemie, erklärte Oxfam am Donnerstag in Berlin. Die Hilfsorganisation stellte die Berechnungen gemeinsam mit dem Bündnis Fight Inequality, dem Institute for Policy Studies und der Initiative Patriotic Millionaires auf.
Regierungen lassen es zu, dass eine Handvoll Superreicher obszönen Reichtum anhäuft, während Milliarden Menschen um ihre Existenz kämpfen und keinen Zugang zur rettenden Covid-19-Impfung haben
, kritisierte Oxfam-Entwicklungsfinanzierungsexperte Tobias Hauschild.
Das Vermögen von Amazon-Gründer Jeff Bezos beispielsweise sei während der Pandemie um 79,4 Milliarden auf 192,4 Milliarden Dollar gestiegen, rechnete der Zusammenschluss der Nichtregierungsorganisationen vor. Bezos könnte mit seinem Reichtum persönlich dafür sorgen, dass ausreichend Impfstoff für alle Menschen auf der Welt vorhanden ist. Doch er gibt sein Geld lieber für einen aufregenden Flug ins All aus
, erklärte Hauschild mit Blick auf den jüngsten Weltraum-Flug des Amazon-Gründers.
Auch in Deutschland müsse mehr getan werden, damit sehr Vermögende ihren fairen Beitrag zur Bewältigung der Corona-Krise leisten, forderte Oxfam. Die Vermögensungleichheit in Deutschland sei eine der höchsten in Europa. AFP
Intensivmediziner fordern Umfrage zum Stand des Impfens
Intensivmediziner haben eine unabhängige, repräsentative Bevölkerungsumfrage zum Stand des Impfens in Deutschland gefordert: Das Impfen ist der entscheidende Erfolgsfaktor der Pandemie. Wir müssen alles dafür tun, das Vertrauen in die Impfkampagne zu stärken
, sagte Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Es sei deswegen wichtig, die vom Robert Koch-Institut (RKI) berichtete Differenz zwischen offiziellen Meldezahlen und Umfrageangaben bei der Impfquote der unter 60-Jährigen schnell durch eine unabhängige, repräsentative Umfrage zu prüfen.
Nach einer Befragung des RKI scheinen mehr Erwachsene in Deutschland mindestens einmal geimpft zu sein als bislang offiziell erfasst. Der Unterschied zum sogenannten Digitalen Impfquotenmonitoring (DIM), das dem Impfdashboard zugrunde liegt, sei besonders auffällig gewesen in der Altersgruppe der 18- bis 59-Jährigen, geht aus einem RKI-Report zu der Befragung hervor. Während bei der Erhebung namens Covimo (kurz für: Covid-19 Impfquoten-Monitoring) 79 Prozent der Erwachsenen unter 60 Jahren angaben, mindestens einmal geimpft zu sein, waren es laut dem offiziellen System 59 Prozent.
Verlässliche Zahlen sind die Basis für die Akzeptanz der Corona-Maßnahmen
, so Marx. Sollte die Impfquote in der Gruppe der 18- bis 59-jährigen tatsächlich viel höher liegen als gemeldet, hätten wir gerade mit Blick auf den Herbst eine viel entspanntere Lage.
dpa
Erstmals seit einem Jahr Corona-Fall in Canberra
Nach Melbourne und Sydney müssen auch die Bewohner der australischen Hauptstadt Canberra mindestens sieben Tage lang in einen Lockdown. Zuvor sei in der Stadt erstmals seit einem Jahr ein Corona-Fall bestätigt worden, teilten die Behörden am Donnerstag mit. Es ist das erste Mal seit Beginn der Pandemie, dass in Canberra und der Region Australian Capital Territory (ACT) wieder strenge Maßnahmen verhängt werden, wie die Zeitung The Age
berichtete. Die Menschen dürfen nur noch in Ausnahmefällen ihre Häuser verlassen.
Die Regeln sollten um 17 Uhr (Ortszeit) in Kraft treten. Dies ist bei weitem das schwerwiegendste Risiko für die öffentliche Gesundheit, dem das ACT in den letzten zwölf Monaten ausgesetzt war
, hieß es in einer Mitteilung des örtlichen Gesundheitsministeriums. dpa
Impfstoff-Vernichtung hält sich in Grenzen
Trotz nachlassender Impfbereitschaft in Deutschland musste die Hälfte der Bundesländer bislang keine ungenutzten oder abgelaufenen Impfdosen in nennenswertem Umfang vernichten. Bei einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur gaben 7 der 16 Landesregierungen an, dass eine Entsorgung von Corona-Impfstoff weitgehend vermieden werden konnte. Zu keinem Zeitpunkt musste Impfstoff vernichtet werden, weil er wegen ablaufender Haltbarkeit nicht genutzt werden konnte
, versicherte etwa die Hamburger Gesundheitsbehörde.
Im Gegensatz dazu haben die Impfzentren in Bayern bereits rund 53.000 ungenutzte Impfdosen entsorgt - deutlich mehr als die anderen Bundesländer. So meldet Brandenburg lediglich rund 5500 verfallene Impfdosen, Baden-Württemberg hat bislang 4000 Dosen Astrazeneca entsorgt. In anderen Ländern war allenfalls von einigen hundert Fällen die Rede. dpa
Eine Seuche, gegen die es weder Impfstoffe noch Medikamente gibt
Erster Ausbruch von Marburg-Fieber in Westafrika
In Guinea hat sich ein 46-Jähriger mit den Ebola-ähnlichen Erregern infiziert und ist gestorben. Ein Expertenteam der Weltgesundheitsorganisation ist vor Ort.
Erstmals ist in Westafrika ein Mensch an einer Infektion mit dem Ebola-ähnlichen Marburg-Virus erkrankt und gestorben. Das haben Analysen des Blutes des 46-Jährigen Guineers am Institut Pasteur in Senegals Hauptstadt Dakar ergeben.
Gegen Marburg-Fieber gibt es weder Impfstoffe noch wirksame Medikamente. Die Krankheit führt in 24 bis 88 Prozent der Fälle zum Tod, je nach Ausbruch und Epidemiemanagement.
Der Vater von fünf Kindern entwickelte einer Erklärung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge bereits am 25. Juli erste Symptome wie Fieber, Erschöpfung, Kopf- und Unterleibsschmerzen sowie Zahnfleischbluten. Am 1. August suchte er eine Klinik in der Region Koundou nahe seines Dorfes bei Guéckédou auf, starb aber bereits einen Tag später ohne Diagnose.
Blutanalysen des Mannes in einem Labor in Guéckédou und dem nationalen Labor Guineas für Hämorrhagische Fieber legten den Verdacht einer Marburg-Infektion nahe, die jetzt von der WHO bestätigt wurde.
Ursprungsinfektion unklar
Wie sich der Mann infizieren konnte, ist unklar. In der gleichen Region nahm 2014 auch die Ebola-Epidemie ihren Anfang, die bis 2016 etwa 11.000 Menschen das Leben kostete. Ein erneuter Ebola-Ausbruch im Februar 2021, der erst im Juni für beendet erklärt wurde und 16 Menschenleben forderte, ist Analysen des Robert-Koch-Instituts zufolge auf den gleichen Virusstamm wie in der 2014/2016er-Epidemie zurückzuführen.
Derzeit sind die Gesundheitsbehörden Guineas bemüht, Kontaktpersonen des Verstorbenen zu identifizieren. Bislang stehen vier Personen als "Hoch-Risiko-Kontakte" unter Quarantäne und Beobachtung: drei Familienmitglieder und eine medizinische Pflegekraft. Alle sind bislang jedoch negativ auf das Virus getestet worden. Weitere 146 Kontakte wurden bislang ermittelt, von denen bis Sonntag 145 kontaktiert wurden.
Global geht von dem Ausbruch keine Gefahr aus, schreibt die WHO in einer Erklärung, wohl aber auf nationaler und regionaler Ebene, da Guéckédou nahe den Nachbarländern Liberia und Sierra Leone liegt. Ein zehnköpfiges WHO-Team, darunter Epidemiologen und Sozio-Anthropologen, sind bereits vor Ort, um die Eindämmung zu unterstützen.
Marburg-Viren, die wie Ebola zu den Filoviren gehören und RNA als Erbgut tragen, werden durch direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten übertragen, ursprünglich wohl von Fledermäusen.
Bisherige Ausbrüche sind aus Angola, der Demokratischen Republik Kongo, Kenia, Südafrika und Uganda bekannt. Der Erreger wurde 1967 in der hessischen Kleinstadt Marburg entdeckt, nachdem sich Mitarbeiter der dortigen Behringwerke über Affen, die für Versuche aus Uganda importiert worden waren, infiziert hatten. Sieben Menschen starben, 24 erkrankten. Tagesspiegel, Sascha Karberg
Der neue Corona-Kurs von Bund und Ländern
Testpflicht, Ende der Gratistests – das sind die Gipfel-Beschlüsse für den Herbst
Bund und Länder wollen einen Herbst-Lockdown vermeiden und für mehr Impfungen sorgen. Ab 23. August gibt es eine Testpflicht für Ungeimpfte – mit Ausnahmen.
Am Ende ringen sie wie sie oft um die richtige Inzidenz. Ab wann soll in Deutschland eine Testpflicht für alle Ungeimpften gelten? Ab 35 oder ab 50? Null gehe nicht, das würden die Gerichte nicht akzeptieren, macht Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der Videoschaltkonferenz mit den Regierungschefs der Länder deutlich.
Und so landet die Runde schließlich bei 35 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in sieben Tagen. Spätestens ab diesem Wert müssen ab 23. August in den betroffenen Städten und Kreisen von Ungeimpften Corona-Tests verlangt werden. Und ab 11 Oktober sind diese dann auch nicht mehr kostenlos.
Das Ziel ist klar: Mit mehr Druck die Impfquoten steigern, um einen weiteren Lockdown zu vermeiden.
Wir bekommen eine Pandemie der Ungeimpften
, mahnt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in der Runde.
Im Gegensatz zu vorherigen Runden, bis hin zum Debakel mit dem nicht praktikablen Oster-Lockdown, dauert es dieses Mal nur rund drei Stunden - für Geimpfte und Genesene soll es in jedem Fall keinen Lockdown mehr geben. Solange der Impfstoff wirkt, können wir nicht einfach sagen, ein Geimpfter darf nicht […] seine Rechte als Bürger ausüben
, sagt Merkel.
Das Hauptziel: Es soll mit den neuen Regeln neuer Schwung in die Impfkampagne kommen.
Wie sich die Infektionszahlen entwickeln, hängt maßgeblich davon ab, wie hoch die Impfquote in Deutschland ist. Deshalb werben die Bundeskanzlerin und die Regierungschefinnen und -chefs der Länder dafür, dass alle Bürger sich nun zügig impfen lassen
, heißt es in dem Beschluss. Genug Impfstoff ist inzwischen vorrätig. Das Versprechen, jedem Bürger im Sommer ein Impfangebot zu machen, ist inzwischen erfüllt.
Das sind die wichtigsten Vereinbarungen von Bund und Ländern:
- Der negative Corona-Test: Ungeimpfte sollen ab 23. August Zugang zur Gastronomie oder kulturellen Veranstaltungen nur noch mit negativem Testergebnis erhalten.
- Die 3G-Regelung: Zutritt zu Veranstaltungen im Innern oder Einrichtungen soll nur für geimpfte, genesene oder getestete Personen möglich sein.
- Die kostenlosen Tests: Gratistests sollen ab 11. Oktober nicht mehr zur Verfügung stehen. Ungeimpfte müssten dann für Coronatests bezahlen.
- Die pandemische Lage: Die Regelungen mit Sonderdurchgriffsrechten soll über den September hinaus vom Bundestag verlängert werden.
Eine höhere Impfquote wird für erforderlich gehalten, weil die inzwischen vorherrschende Delta-Variante des Virus ansteckender ist. Die Runde betonte jedoch, dass die Impfstoffe auch gegen diese Variante eine hohe Wirksamkeit aufwiesen. Die Folge für alle, die nicht immunisiert sind: Wer nicht geimpft ist, muss sich absehbar regelmäßig testen lassen, wenn er in Innenräumen mit anderen Menschen zusammentrifft, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern
.
Schwung sollen nicht zuletzt niedrigschwellige, zielgruppenbezogene und aufsuchende Angebote
bringen – die Impfzentren sollen sozusagen zu den Leuten, nicht umgekehrt - in Berlin hat man es bereits mit einer langen Nacht des Impfens
versucht - nach dem Piks gab es noch etwas Technomusik. Die Politik setzt dabei auch auf die Arbeitgeber. Sie sollen Mitarbeiter bei der Wahrnehmung von Impfangeboten unterstützen, insbesondere durch Information von Beschäftigten, Schaffung von betrieblichen Impfangeboten durch Betriebsärzte sowie Freistellung der Beschäftigten zur Wahrnehmung von Impfangeboten
.
Mehr Freiheit für Geimpfte und Genesene
Als Anreiz soll vor allem dienen, dass Geimpfte und Genesene von sämtlichen Testpflichten befreit sind – es genügt, wenn sie, wo nötig, ihre Nachweise vorlegen. Auch gelten für sie keine Quarantänepflichten mehr – weder nach Kontakt mit Infizierten noch nach Rückreise aus dem Ausland. Die Basisschutzmaßnahmen
gelten aber weiter für alle: Abstandhalten, Händehygiene, das Tragen von Masken, wo geboten, regelmäßiges Lüften in Innenräumen. Wer Symptome hat, soll sich weiterhin testen lassen. Im Einzelhandel und im öffentlichen Personennahverkehr bleibt das Tragen medizinischer Masken vorgeschrieben. Die Erforderlichkeit dieser Maßnahmen wird mindestens alle vier Wochen überprüft.
Die 3G-Regel greift fast überall
Spätestens vom 23. August an soll die sogenannte 3-G-Regel gelten: Wo vorgegeben, können dann nur Geimpfte, Genesene und Getestete Zugang bekommen. Nicht immunisierte Erwachsene (Schüler sind ausgenommen, weil sie ohnehin häufig getestet werden) sind dann verpflichtet, einen negativen Antigen-Schnelltest, der nicht älter als 24 Stunden ist, vorzulegen – oder aber einen negativen PCR-Test, der nicht älter ist als 48 Stunden. Die Geltungsbereiche der 3-G-Regel sind Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime sowie Einrichtungen der Behindertenhilfe.
Auch die Innengastronomie sowie Aufenthalte in Hotels, Pensionen und Ferienanlagen fallen darunter. Ebenso Veranstaltungen und Feste in Innenräumen, ob Kultur oder Sport. Wer Gottesdienste oder andere religiöse Zusammenkünfte in Innenräumen besuchen will, muss ebenfalls 3G
beachten. Das gilt auch für die Inanspruchnahme körpernaher Dienstleistungen
– das sind Friseure, Kosmetikerinnen, Einrichtungen der Körperpflege.
Sport im Innenbereich, ob in Fitness-Studios, Schwimmbädern oder Sporthallen, ist 3-G-pflichtig. Die Pflicht gilt, wie eingangs geschildert, ab einer Inzidenz von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern binnen sieben Tagen – das ist die Einstiegsschwelle für Einschränkungen nach dem Infektionsschutzgesetz. Italien hat gerade erst eine ähnliche Regelung, die dort Green Pass
heißt, eingeführt: Unabhängig von der Inzidenz darf man dort nur mit Impf-, Genesenen- oder Testnachweis zum Beispiel in Innenräume von Restaurants.
Bei größeren Veranstaltungen in Innenräumen, aber auch in Bars und Clubs soll es ein Sitzplatzgebot mit Abstandsregelung geben – so sollen Superspreader-Events kleingehalten werden.
Länder und Kommunen können ergänzend zur 3G-Regelung im Einzelfall die Teilnehmerzahl und den Zugang begrenzen, wo sie dies für erforderlich halten. Es herrscht Einigkeit, dass bei Sportgroßveranstaltungen oberhalb einer absoluten Zahl von 5000 Zuschauenden die zulässige Auslastung bei maximal 50 Prozent der jeweiligen Höchstkapazität liegt, jedoch nicht bei mehr als insgesamt 25.000 Zuschauenden
.
Das Angebot kostenloser Schnelltests endet am 11. Oktober. Von da an müssen Nicht-Geimpfte damit rechnen, ihre Tests bezahlen zu müssen – ebenfalls ab der 35er-Schwelle.
Die Begründung lautet, dass die Kosten nicht mehr von der Allgemeinheit getragen werden könnten, weil nunmehr alle ein Impfangebot bekommen hätten. Aber es gibt im Beschlusspapier auch Ausnahmen: Für Personen, die nicht geimpft werden können und für die keine allgemeine Impfempfehlung vorliegt (insbesondere Schwangere, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren), wird es weiterhin die Möglichkeit zum kostenlosen Antigen-Schnelltest geben.
Da diese Beschlüsse nur möglich sind, wenn die Rechtsgrundlage dafür besteht, soll der Bundestag am 11. September die epidemische Lage von nationaler Tragweite verlängern.
Auf ein neues Stufensystem bei den Inzidenzwerten wollte sich die Runde nicht verständigen. Merkel machte deutlich, das man hier noch die Entwicklung abwarten wolle. Die im Infektionsschutzgesetz bisher vorgesehenen Warnschwellen von 35, 50 und 100 Infektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen haben laut Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) ausgedient. Ungeachtet einiger Differenzen besteht eine Übereinstimmung, Corona-Maßnahmen nicht mehr allein an die Infektionszahlen, also die Sieben-Tage-Inzidenz zu binden.
Bei der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse
galt ein Maßnahmen-Automatismus bei einer Inzidenz von mehr als 100 Infektionen pro 100.000 Einwohnern binnen sieben Tagen – immer auf der Ebene der Stadt- und Landkreise. Das Infektionsschutzgesetz sieht zudem erste allgemeine Vorsichtsmaßnahmen und Beschränkungen schon bei Inzidenzen von 35 und 50 vor. Geplant ist, die Inzidenz durch Belegungsquoten in Kliniken und lokale Impfquoten zu ergänzen. Aber gerade die Impfquote spielt eine wesentliche Rolle - die Hoffnung ist nun, das durch vermehrte Impfungen dann die Schwellenwerte höher angesetzt werden können - was lokale Lockdowns dann weniger wahrscheinlich macht.
Das bisherige Stufenmodell ist mit der relativ hohen Impfquote fragwürdig geworden. Wir benötigen ein abgestimmtes Vorgehen, das die Verhältnismäßigkeit wahrt – darauf haben uns zuletzt auch die Gerichte immer wieder hingewiesen
, sagte der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) dem Tagesspiegel.
So hat das Niedersächsische Oberverwaltungsgericht in Lüneburg vorige Woche entschieden, dass im Hinblick auf das Fortschreiten der Immunisierung der Bevölkerung und der damit verbundenen weitgehenden Beschränkung des Infektionsgeschehens auf weniger vulnerable (jüngere) Gruppen eine Anpassung der Schwellenwerte an die geänderte Sachlage erforderlich sei
. Auf Grundlage der derzeit geltenden Schwellenwerte könnten schwerwiegende Grundrechtseingriffe nur noch für einen kurzen Übergangszeitraum gerechtfertigt werden
.
Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet hatte sich im Vorfeld für ein besonnenes, aber entschlossenes Handeln
ausgesprochen. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident sagte, es gehe darum, im Herbst einen weiteren Lockdown zu vermeiden. Der Schlüssel dafür sind mehr Impfungen. Inzwischen seien 52 Millionen Menschen geimpft und niemand ist ein Alien geworden
, sagte der SPD-Kanzlerkandidat und Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) der Neuen Osnabrücker Zeitung
. Viele, die bislang skeptisch gewesen sind, werden sich nun hoffentlich auch impfen lassen, und dann müssen sie sich auch nicht länger testen lassen.
Tagesspiegel, Albert Funk und Georg Ismar
Hausärzte kritisieren Festhalten an Inzidenz
Nach dem Gipfel von Bund und Ländern kritisieren die Deutschen Hausärzte die anhaltende Ausrichtung der Corona-Politik am Inzidenzwert. Es hätte endlich eines bundeseinheitlichen, umfassenden Bewertungssystems des Pandemiegeschehens auf Basis unterschiedlicher Faktoren bedurft
, sagt der Vorsitzende des Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Das Virus könne Teil eines Alltags
werden, der Risiken mitbedenke, ohne in der angstbehafteten Krisensituation zu verharren
. Reuters
RKI meldet 4996 Neuinfektionen – Inzidenz steigt
Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt weiter an. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) von Mittwochmorgen lag sie bei 25,1 - am Vortag hatte der Wert 23,5 betragen, vor einer Woche lag er bei 18,5. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 4996 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.09 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 3571 Ansteckungen gelegen. dpa
RKI meldet 2480 Neuinfektionen – Inzidenz steigt
Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt weiter an. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) von Dienstagmorgen lag sie bei 23,5 - am Vortag hatte der Wert 23,1 betragen, vor einer Woche lag er bei 17,9. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 2480 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 03.58 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 1766 Ansteckungen gelegen.
Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben nun weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden.
Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 19 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es ebenfalls 19 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.794.429 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.669.600 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 91.803. dpa
New South Wales meldet Rekordzahlen trotz Lockdowns
Der australische Bundesstaat New South Wales mit der Millionenmetropole Sydney bekommt seine bisher schwerste Corona-Welle trotz strenger Regeln nicht in den Griff. Innerhalb von 24 Stunden seien in der Region 356 Neuinfektionen verzeichnet worden, so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie, teilten die Gesundheitsbehörden am Dienstag mit. Vier ältere Menschen starben in Verbindung mit Covid-19. Alle waren nicht gegen das Virus geimpft.
Wir wissen, dass New South Wales schwierige Zeiten durchmacht, aber wir wissen auch, dass Impfungen ein wichtiges Instrument sind, um die Ausbreitung zu reduzieren und Krankenhausaufenthalte zu verhindern
, sagte Regionalpremierministerin Gladys Berejiklian. Es ist so traurig, wenn man von Todesfällen vor allem von älteren Menschen hört, die aus welchen Gründen auch immer nicht geimpft wurden.
Große Teile der Region, darunter auch Sydney, befinden sich bereits seit Ende Juni in einem strikten Lockdown. Die Maßnahmen sollen bis mindestens Ende August gelten.
Australien mit seinen 25 Millionen Einwohnern war wegen extrem strikter Regeln lange sehr erfolgreich im Kampf gegen die Pandemie. Wegen der Ausbreitung der Delta-Variante häufen sich nun aber die Fälle. Die Impfkampagne kommt unter anderem wegen Skepsis in der Bevölkerung nur schleppend voran. dpa
Betroffene wünschen Long-Covid-Ambulanzen in ganz Deutschland
Betroffene und Mediziner setzen sich für eine bessere Versorgung von Menschen mit dem neuen Krankheitsbild Long Covid ein. So fordert die Betroffenen-Initiative Long Covid Deutschland in einer Online-Petition die Bundesregierung dazu auf, in allen Regionen die Einrichtung fächerübergreifender Ambulanzen zu fördern. In Großbritannien und den USA seien auf Regierungsebene bereits derartige Initiativen zu Long Covid gestartet worden. Die Petition unterschrieben bereits mehr als 50.000 Menschen.
Von Long Covid spricht man, wenn nach einer überstandenen Infektion neue Symptome hinzukommen oder diese länger als vier Wochen bestehen. Nach ersten Studien sind mindestens zehn Prozent der Corona-Infizierten von Langzeitfolgen betroffen - das wären allein in Deutschland mehr als 300.000 Menschen seit Beginn der Pandemie.
Das postvirale Fatigue-Syndrom - eine lähmende Müdigkeit und fehlende Belastbarkeit - gehört zu den häufigsten Folgen. Es gibt Dutzende Langzeit-Beschwerden, die etwa Atmung, Psyche, Konzentrationsfähigkeit oder Gedächtnis betreffen. "Bei diesen Krank-Genesenen muss genau hingeschaut werden, wo der Schwerpunkt der Beschwerden liegt", sagte Christof Lawall, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Rehabilitation (Degemed). Die Menschen müssten zügig die passende Hilfe bekommen. Darauf sei das Versorgungssystem noch nicht vorbereitet.
Inzwischen haben einige Rehabilitations-Kliniken fächerübergreifende Angebote für Long-Covid-Patienten entwickelt. Im niedersächsischen Reha-Klinikum Bad Rothenfelde der Deutschen Rentenversicherung zum Beispiel wurden seit April 2020 bisher gut 130 Long-Covid-Betroffene behandelt. dpa
US-Immunologe: Nach Delta könnte noch gefährlichere Variante kommen
Der US-Gesundheitsexperte Anthony Fauci warnt vor der Entwicklung einer neuen, noch gefährlicheren Variante des Coronavirus, sollte die Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante nicht eingedämmt werden. Fauci sagte am Sonntag dem Sender NBC: Wenn Sie dem Virus erlauben, frei zu zirkulieren, und nicht versuchen, es zu stoppen, dann gibt es früher oder später die Wahrscheinlichkeit, dass Sie eine andere Variante bekommen (…), die noch problematischer sein könnte als Delta.
Wenn sich das Virus weiter ausbreiten und verändern könne, bestehe die Gefahr, dass sich am Ende eine Variante entwickele, vor denen die aktuellen Impfstoffe - anders als bei Delta - keinen Schutz böten.
Die Pandemie müsse unter Kontrolle gebracht werde, mahnte der prominente Immunologe und Präsidenten-Berater. Der beste Weg dazu seien Impfungen. Hilfreich wären Impfpflichten auf lokaler Ebene.
Auch der Direktor der US-Forschungsagentur National Institutes of Health, Francis Collins, mahnte, Impfpflichten könnten etwas bewegen. Er sagte am Sonntag dem Sender ABC, das Land bezahle nun den schrecklichen Preis
dafür, dass so viele Menschen ungeimpft seien. Überlegungen, Impfungen in größerem Stil verpflichtend vorzuschreiben, sind in den USA Gegenstand heftiger politischer Auseinandersetzungen.
Durch die Ausbreitung der Delta-Variante ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen in den USA wieder stark gestiegen - auf rund 100 000 Fälle im Sieben-Tage-Schnitt. Besonders angespannt ist die Lage in Staaten mit geringer Impfquote. In der zweiten Juni-Hälfte lag der Sieben-Tage-Schnitt noch bei rund 11 000 neuen Fällen pro Tag. Ein Niveau von durchschnittlich 100.000 täglichen Neuinfektionen hatten die USA zuvor zuletzt im Februar gemeldet.
Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC ist inzwischen gut die Hälfte der gesamten Bevölkerung voll geimpft. Knapp 59 Prozent aller Bürger haben demnach mindestens eine Impfdosis erhalten. Nach zwischenzeitlich rasantem Tempo kommt die Impfkampagne angesichts verbreiteter Skepsis in der Bevölkerung mittlerweile nur noch schleppend voran. US-Präsident Joe Biden und hochrangige Regierungsvertreter rufen die Bevölkerung zunehmend verzweifelt auf, sich impfen zu lassen. dpa
Kurzzeitig hohe Viruslast? Das Rätsel um infizierte Geimpfte
Neue Daten aus England und USA: Geimpfte, die sich mit der Delta-Variante infizieren, könnten sehr ansteckend sein. Die Forschung ist allerdings noch uneins.
In die Debatte um Privilegien für Geimpfte stößt eine neue Untersuchung zur Infektiosität von vollständig Geimpften. Ergebnisse der britischen Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) geben erste Hinweise
darauf, dass auch Geimpfte, die sich mit der Delta-Variante infiziert haben, sehr ansteckend sein können.
Die Viruslast könnte bei Geimpften, die aufgrund eines sogenannten Impfdurchbruchs positiv getestet wurden, genauso hoch sein wie bei ungeimpften Delta-Infizierten, so die britischen Experten. Da es sich um sehr frühe Daten handelt, seien allerdings noch weitere Untersuchungen erforderlich, um die Annahme zu bestätigen.
Die Frage, ob die Viruslast bei Geimpften ausreicht, um andere anzustecken, ist in der Forschung bislang noch nicht eindeutig geklärt. Auch bei Geimpften zirkulieren während der Immunantwort nach einer Ansteckung Viren im Körper. Die Frage ist nun, wie infektiös die Menschen in diesem Zustand sind.
Wichtig ist dabei zu wissen, dass Tests bisher nur Virus-RNA, also das Erbgut der Viren, nachweisen, nicht aber die Menge tatsächlich ansteckender Viren. Daher ist das Ansteckungspotenzial aus einem positiven Testergebnis nicht eindeutig abzuleiten.
Eine noch nicht veröffentlichte Studie zur Delta-Variante aus den USA kam jüngst zu dem Ergebnis, dass geimpfte Infizierte die gleiche Viruslast haben wie Ungeimpfte. Allerdings war dafür die Größe der Stichproben mit nur 80 Probanden für ein belastbare Aussage recht klein.
Bei einem Corona-Ausbruch im Touristenort Cape Code in den USA Anfang Juli hatte sich nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) gezeigt, dass fast drei Viertel der Infizierten vollständig geimpft waren.
Bilsang war man von einer geringen Infektiösität ausgegangen
Bislang hatten Untersuchungen allerdings eher ergeben, dass sich im Rachen geimpfter Menschen bei einem Impfdurchbruch deutlich weniger Viren nachweisen lassen als bei Ungeimpften. Eine neue, noch nicht begutachtete Studie aus Singapur kommt nun auch zu dem Schluss, dass die Viruslast bei infizierten Geimpften sehr schnell absinkt, weil das Immunsystem durch die Impfung die Viren schneller unschädlich machen kann.
Impfdurchbrüche sind zwar selten, kommen aber offenbar bei der Delta-Variante häufiger vor als bei den bisherigen Virustypen. Allerdings haben Infektionen bei Geimpften meist einen milden Verlauf, auch ist die Sterblichkeitsrate deutlich niedriger als bei Ungeimpften.
Das Robert Koch Institut (RKI) geht indessen von einer hohen Wirksamkeit der Impfstoffe aus. Auf Grundlage einer Modellanalyse schätzt man dort, dass die Impfungen bisher 706 000 Meldefälle, 76 600 stationäre und etwa 19 600 intensivmedizinische Fälle sowie mehr als 38 300 Sterbefälle verhindert haben. Bei der Betrachtung der täglichen Sterbefälle zeige sich der vermutlich stärkste Effekt
.
RKI: Hohe Wirksamkeit der eingesetzten Impfstoffe
Die relativ geringe Anzahl der der Impfdurchbrüche sowie die geschätzte Wirksamkeit der eingesetzten Impfstoffe würden die hohe Wirksamkeit aus den klinischen Studien bestätigen, so das RKI. Auch US-Virologen betonen, dass die Wahrscheinlichkeit, das sich Geimpfte mit der Delta-Variante infizieren, immer noch deutlich geringer ist als bei Ungeimpften.
Um die Frage nach dem Infektionsrisiko, das von Geimpften ausgeht, beantworten zu können, braucht es nun noch weitere Untersuchung mit einer großen Anzahl an Probanden, wie sie beispielsweise in den USA laut CDC angelaufen sind. Vorerst wird daher auch bei uns für Geimpfte zu größerer Vorsicht geraten.
So fordert der Weltärztebund-Präsident Frank Ulrich Montgomery auch eine Testpflicht für geimpfte und genesene Reiserückkehrer, mit Verweis auf die vermeintlich steigende Zahl von Impfdurchbrüchen. Spiegel, Jan Kixmüller
RKI warnt vor Ausbreitungsdynamik
Die Inzidenz steigt früher und schneller als im Sommer 2020
Deutschland erlebt den Beginn der vierten Welle. Das RKI zeichnet das Bild einer sich rasend schnell verbreitenden Delta-Variante.
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland steigt dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge trotz steigender Impfquote
derzeit mehrere Wochen früher und schneller wieder an als im Sommer 2020. Wie aus dem neuen RKI-Wochenbericht hervorgeht, können Gesundheitsämter nicht mehr alle Infektionsketten nachvollziehen.
Das RKI meldete am Freitag 3448 neue Positiv-Tests. Das sind 994 mehr als vor einer Woche, als 2454 gemeldet wurden. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt damit auf 20,4 von 19,4 am Vortag. Der Wert gibt an, in wie vielen Fällen Menschen je 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen positiv auf das Coronavirus getestet wurden. 24 weitere Menschen starben, die positiv getestet wurden. Damit steigt die Gesamtzahl auf 91.754.
BETROFFENE
Der derzeitige Anstieg der Inzidenz ist vor allem in den Altersgruppen der 10- bis 34-Jährigen zu beobachten, obwohl sich diese Tendenz inzwischen auch in den Altersgruppen bis 49 abzeichnet
, schreibt das RKI. Die Angaben beziehen sich auf die Zeit bis 1. August. Die meisten Ansteckungen mit 49 pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche verzeichnet das RKI für die 20- bis 24-Jährigen. Einstellige Werte werden für die Menschen ab 55 Jahren angegeben, teils zeigen sich aber auch in diesen Gruppen leichte Anstiege.
KLINIKEN
Die Zahlen zu Krankenhauspatienten und Behandlungen auf Intensivstationen liegen dem Bericht nach weiter auf einem niedrigen Niveau
. Inzwischen gebe es aber auch hier eine Stagnation, wobei der Anteil der jüngeren Patientinnen und Patienten zunehme. Die bisher meist jungen Infizierten haben ein geringeres Risiko für schwere Krankheitsverläufe als Hochbetagte. In den vergangenen vier Meldewochen zeigte sich nach Angaben des RKI kein Unterschied zwischen Alpha- und Delta-Variante in Hinblick auf den Anteil der Patienten, die ins Krankenhaus kamen.
REISERÜCKKEHRER
Die Daten, die dem RKI dazu vorliegen, zeigen kein vollständiges Bild: In 42 Prozent der in den vergangenen Wochen übermittelten Fälle lägen keine Angaben zum wahrscheinlichen Infektionsland vor, hieß es. Der Anteil der Fälle, bei denen eine wahrscheinliche Ansteckung im Ausland bekannt ist, stieg dem Bericht zufolge im Vergleich zur Vorwoche nicht weiter an.
Es geht um insgesamt gut 5000 Infektionen zwischen 5. Juli und 1. August, in denen Menschen dem Virus wohl im Ausland ausgesetzt waren. Im Inland wurde in der gleichen Zeit die rund vierfache Anzahl erfasst. Als Reiseziel mit den meisten mutmaßlichen Ansteckungen wird Spanien mit deutlichem Abstand vor der Türkei und Kroatien genannt.
VARIANTEN
Die als besorgniserregend eingestufte Delta-Variante hat andere Varianten in Deutschland weitestgehend verdrängt. In einer für Erbgutanalysen ausgewählten Stichprobe, die repräsentativ für Deutschland sei, wurde Delta in 97 Prozent der Fälle gefunden, wie das RKI schreibt. Fast alle anderen Nachweise entfallen auf die zuvor dominante Mutante Alpha (B.1.1.7). Die sogenannte Lambda-Variante spielt den Daten zufolge in Deutschland weiter keine Rolle.
TESTS
Schon den ganzen Sommer über ist die Zahl der pro Woche durchgeführten Labortests (PCR) wesentlich niedriger als noch im Frühjahr. Allerdings sieht das RKI seit vier Wochen wieder einen steigenden Anteil positiver Tests. Er ist aber mit drei Prozent immer noch vergleichsweise gering.
IMPFUNG
Der Großteil der seit Februar erfassten Corona-Fälle war laut RKI nicht geimpft. Es werde dringend empfohlen, jetzt die Angebote für die Impfung gegen Covid-19 wahrzunehmen
, wird im Bericht appelliert. Die geschätzte Impfeffektivität gibt das RKI mit circa 88 Prozent für die Menschen zwischen 18 und 59 Jahren an und mit circa 87 Prozent für die Gruppe ab 60. Nach Angaben des RKI sind Stand Donnerstag 62,2 Prozent der deutschen Bevölkerung mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft worden. 54,1 Prozent haben den vollständigen Schutz, für den bei den meisten Vakzinen eine zweite Impfung notwendig ist. Die sogenannte Herdenimmunität ist nach Schätzung des RKI bei einer Impfquote von mehr als 80 Prozent erreicht dpa, AFP, Reuters
Gefährliche Delta-Variante
Coronarisiko für Schwangere laut britischer Studie gestiegen
Eine Untersuchung an 3300 Frauen deutet darauf hin, dass Schwangere heute häufiger schwer an Covid-19 erkranken als noch vor einem Jahr. Impfungen aber scheinen auch sie gut zu schützen.
Sollten Schwangere gegen Corona geimpft werden oder nicht? Die Antwort auf diese Frage hängt nicht nur von möglichen Risiken durch die Impfung ab, sondern auch davon, wie gefährlich Covid-19 für Schwangere ist. Eine britische Studie liefert nun neue Erkenntnisse. Sie legt nahe, dass die Corona-Gefahr für werdende Mütter im Laufe der Pandemie gestiegen ist.
Die leitende Hebamme des englischen Gesundheitsdienstes Jacqueline Dunkley-Bent nahm die Untersuchung zum Anlass, schwangere Frauen zum Impfen aufzurufen. In einem Brief appellierte sie an Hebammen und Ärztinnen, Frauen zum Impfen zu ermutigen, um sich und ihr Baby zu schützen.
Was hat es mit dieser Studie auf sich?
Heute mehr schwere Erkrankungen als vor einem Jahr
Für die vorveröffentlichte Untersuchung hatte ein Forscherteam die Daten von mehr als 3300 schwangeren Frauen analysiert, die zwischen März 2020 und Juli 2021 mit einer Coronainfektion in Großbritannien im Krankenhaus behandelt wurden. Zum Teil war nur die Geburt Anlass des Krankenhausaufenthaltes, zum Teil die Covid-Erkrankung. Bei der Auswertung zeigte sich, dass im Laufe der Pandemie und mit der Ausbreitung neuer Varianten der Anteil der Schwangeren mit schweren Covid-Verläufen deutlich zunahm.
Da nicht bei jeder Frau analysiert wurde, mit welcher Variante sie sich infiziert hatte, orientierten sich die Forschenden bei ihrer Auswertung am Zeitpunkt der Infektion:
- Alle Fälle zwischen dem 1. März und dem 30. November 2020 ordneten sie der Ursprungsvariante zu;
- alle Fälle zwischen dem 1. Dezember 2020 und dem 15. Mai 2021 der Alpha-Variante und
- alle Fälle zwischen dem 16. Mai und dem 11. Juli 2021 der Delta-Variante.
Während zu Beginn der Pandemie nur 24 Prozent der in der Klinik liegenden Schwangeren unter einer moderaten bis schweren Covid-19-Erkrankung litt, stieg der Anteil in der Zeit der Alpha-Variante auf 36 und in der Zeit der Delta-Variante auf 45 Prozent. Ab der Verbreitung der Alpha-Variante benötigten Frauen zudem häufiger Unterstützung beim Atmen, entwickelten häufiger Lungenentzündungen und mussten häufiger auf der Intensivstation behandelt werden. Mit der Delta-Variante stieg der Anteil der Betroffenen mit einer Lungenentzündung noch mal an, schreibt das Forscherteam um Nicola Vousden von der University of Oxford.
Unter den Erkrankten war keine Frau, die doppelt geimpft war. Nur vier von mehr als 700 Frauen, von denen der Impfstatus bekannt war, hatten eine von zwei Spritzen erhalten. Daneben berücksichtigten die Forschenden bei der Analyse auch den Einfluss von Vorerkrankungen wie Asthma oder Diabetes auf das Krankheitsrisiko. Dabei fiel auf, dass während der gesamten Pandemie der Großteil der betroffenen Frauen übergewichtig oder adipös war.
Trotz der umfangreichen Daten lassen sich Verzerrungen der Ergebnisse nicht ausschließen. So ist denkbar, dass sich die Behandlung der Schwangeren im Verlauf der Pandemie gewandelt hat und etwa aufgrund der hohen Auslastungen der Kliniken während der Alpha-Welle nur schwerere Fälle in die Klinik aufgenommen wurden. Das würde allerdings nicht erklären, warum die Werte während der Delta-Ausbreitung ebenfalls hoch blieben.
Keine geimpfte Frau wurde ins Krankenhaus eingeliefert
Das ist eine wichtige Studie
, sagte Andrew Shennan, Professor für Geburtshilfe am King's College London, der nicht an der Untersuchung beteiligt war, dem britischen Science Media Center
. Die Datenbasis sei sehr glaubwürdig. Keine geimpfte Frau wurde ins Krankenhaus eingeliefert, das unterstreicht die Bedeutung der Impfung auch in der Schwangerschaft.
In Großbritannien wird die Coronaimpfung seit Mitte April allen schwangeren Frauen empfohlen. In Deutschland hingegen existiert bislang keine generelle Impfempfehlung für Schwangere. Noch seien zu wenige Daten verfügbar, begründet die Ständige Impfkommission (Stiko) ihre Vorsicht. Aktuell zieht sie eine Coronaimpfung nur für werdende Mütter in Betracht, die ein erhöhtes Ansteckungsrisiko oder etwa aufgrund von Vorerkrankungen ein hohes Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf haben.
Auch die medizinischen Fachgesellschaften werben dafür, Schwangere nicht grundsätzlich von Impfprogrammen auszuschließen. Insbesondere Schwangeren mit Vorerkrankungen, einem hohen Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19 oder hohem Expositionsrisiko gegenüber einer Sars-CoV-2-Infektion kann die Impfung nach Nutzen-Risiko-Abwägung und nach ausführlicher Aufklärung angeboten werden
, heißt es in einer Stellungnahme aus dem Februar.
Mittlerweile gehen die Fachgesellschaften noch einen Schritt weiter. In einem aktualisierten Papier heißt es ohne Einschränkungen, etwa aufgrund von Vorerkrankungen: In informierter partizipativer Entscheidungsfindung und nach Ausschluss allgemeiner Kontraindikationen wird empfohlen, Schwangere priorisiert mit mRNA-basiertem Impfstoff gegen COVID-19 zu impfen.
Die Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin hat bis zum 29. Juli dieses Jahres 2686 schwangere Frauen registriert, die mit Covid-19 in einer deutschen Klinik aufgenommen wurden. 106 mussten auf der Intensivstation behandelt werden oder sind gestorben. Das Robert Koch-Institut schätzt die Wahrscheinlichkeit grundsätzlich als gering ein, dass Schwangere mit Covid-19 auf der Intensivstation landen und beatmet werden müssen. Allerdings sei das Risiko höher als bei nicht schwangeren Frauen.
Anmerkung der Redaktion: Im Artikel wurde nachträglich eine Aktualisierung der Stellungnahme der Fachgesellschaften ergänzt, da sich diese mittlerweile eher für eine generelle Impfung von Schwangeren aussprechen. Spiegel, Irene Berres
Wieder mehr Covid-Patienten auf Intensivstation
Nach einer deutlichen Zunahme an gemeldeten Corona-Neuinfektionen steigt nun auch die Zahl der Corona-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung etwas. Wir sehen zum ersten Mal seit Wochen wieder eine echte Zunahme der Zahl der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen bei ausreichenden Kapazitäten
, schrieb der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN), Christian Karagiannidis, am Samstagabend auf Twitter. Es sei wichtig, die Impfquote zu erhöhen.
Karagiannidis verwies auf Angaben der Deutsche Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) von Samstag, derzufolge zuletzt 417 Covid-Patienten intensivmedizinisch behandelt wurden. Vor einer Woche waren es noch 359. dpa
Länder geben mindestens 2,3 Millionen Dosen an Bund zurück
Angesichts der geringeren Nachfrage nach Impfungen wollen die Bundesländer einem Zeitungsbericht zufolge mindestens 2,3 Millionen ungenutzte Impfdosen an den Bund zurückgeben. Dies ergab eine Umfrage der Welt am Sonntag
. Demnach planen 14 Bundesländer die Rückgabe und werden bis Montag Zahlen an das Bundesgesundheitsministerium melden. Bayern sei noch dabei, die Zahl der Dosen zu ermitteln, die es wieder abgeben will. Schleswig-Holstein habe keine Angaben gemacht. Nur das Saarland sehe keine Notwendigkeit. dpa
Verbraucherzentrale-Chef: Ungeimpfte sollen für Tests zahlen
Der Chef der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) hält es für gerechtfertigt, künftig Schnelltests für Ungeimpfte kostenpflichtig anzubieten. Der Staat muss sein Geld für die Aufgaben einsetzen, die wirklich notwendig sind und das sind nicht kostenlose Tests für Leute, die sich nicht impfen lassen wollen, obwohl sie es könnten
, sagt VZBV-Vorstand Klaus Müller den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Situation sei nicht mehr vergleichbar mit der der vergangenen 15 Monate. Reuters
Alle waren vollständig geimpft
Sieben Tote nach Ausbruch von Kolumbien-Variante in Belgien
In einem belgischen Heim infizieren sich 21 Senioren mit einer zuerst in Kolumbien nachgewiesen Corona-Variante. Trotz abgeschlossener Impfung sterben sieben. Beim Ausbruch einer in der Corona-Pandemie zuerst in Kolumbien nachgewiesen Variante sind sieben Bewohner eines belgischen Seniorenheims trotz abgeschlossener Impfung gestorben. Das gibt der Virologie Marc Van Ranst von der Universität Leuven bekannt. Die sieben Personen seien alle 80 Jahre alt oder älter gewesen und in einem schlechten Allgemeinzustand. Insgesamt seien in dem Heim in Zaventem 21 Bewohner und mehrere Angestellte mit der Variante B.1.621 infiziert worden. Letztere hätten dabei nur milde Symptome gezeigt. Van Ranst nannte die Todesfälle bei den komplett Geimpften besorgniserregend. Die Variante macht gegenwärtig zwei Prozent der Fälle in den USA aus, ist Europa jedoch bislang selten nachgewiesen worden. Reuters
Corona in Brandenburg: Inzidenz steigt deutlich – Prignitz über 30
Auch in Brandenburg nimmt die Zahl der Neuinfektionen weiter zu. Bleibt die Inzidenz in der Prignitz so hoch, drohen dort Einschränkungen.
Potsdam - In Brandenburg steigt die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus weiter deutlich an. Innerhalb eines Tages seien 59 neue Ansteckungen registriert worden, teilte das Gesundheitsministerium am Freitag in Potsdam mit. Mit 13 Fällen meldete der Landkreis Prignitz die meisten Neuerkrankungen. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche schnellte dort von 14,4 am Vortag auf 30,2 hoch. Wenn in einer Region dauerhaft eine Sieben-Tage-Inzidenz über 20 erreicht wird, treten dort neue Restriktionen wie Testpflichten im Gastgewerbe in Kraft.
Landesweit kletterte die Inzidenz von 10,5 am Vortag auf 11,3. Vor einer Woche hatte dieser Wert bei 7,1 gelegen. Insgesamt elf Landkreise und kreisfreie Städte haben inzwischen eine Sieben-Tage-Inzidenz über zehn.
Wie am Vortag wurden neun Menschen nach Ministeriumsangaben wegen einer Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus behandelt. Davon befinden sich drei in intensivmedizinischer Behandlung, zwei müssen beatmet werden. Die Zahl der Infizierten und Erkrankten liegt bei geschätzt rund 400. Die Gesundheitsämter meldeten keine weiteren Todesfälle. Berliner Zeitung
Sachsen erwägt Extra-Urlaub für Geimpfte im öffentlichen Dienst
Sachsen denkt nach Angaben von Innenminister Roland Wöller (CDU) über zusätzliche Urlaubstage für Beschäftigte im öffentlichen Dienst nach, wenn sie sich gegen das Coronavirus impfen lassen. Er greift damit einen Plan aus dem Nachbarland Tschechien auf. Die Idee der tschechischen Regierung ist nicht schlecht: Jeder geimpfte Beschäftigte im öffentlichen Dienst bekommt zwei zusätzliche Urlaubstage
, sagte Wöller der Leipziger Volkszeitung
. Ich finde, wir sollten es probieren, wenn es möglich ist.
Wöller bedauerte, dass es mittlerweile eine gewisse Impfmüdigkeit in Sachsen gebe. Dass lediglich etwas mehr als 50 Prozent der Sachsen einmal geimpft sei, ist deutlich zu wenig
, sagte er der Zeitung. Falls die Quote nicht signifikant höher liegt und mindestens 85 Prozent erreicht, steigt die Wahrscheinlichkeit von Einschränkungen im Herbst.
Dies gelte es unbedingt zu vermeiden.
Es darf daher nicht sein, dass die Mehrheit unter der Minderheit der Impfunwilligen leidet
, so der CDU-Politiker. Jeder einzelne könne durch Impfungen und sein Verhalten, sich und die Gesundheit aller schützen.
AFP
Coronavirus-Mutation
Lambda-Variante könnte Immunschutz abschwächen
In Südamerika breitet sich die Lambda-Variante aus. Sie trägt Mutationen, die ihr helfen könnten, einen Immunschutz teils zu umgehen. Fachleute fordern, Lambda als besorgniserregende Variante einzustufen.
Die Lambda-Variante des Coronavirus trägt Mutationen, die ihr möglicherweise dabei helfen, den Immunschutz von Geimpften oder von Menschen, die sich bereits einmal mit anderen Varianten infiziert haben, abzuschwächen. Außerdem könnte die Variante, die sich derzeit vor allem in Südamerika ausbreitet, in höherem Maße ansteckend sein als der Urtyp von Sars-CoV-2. Zu diesem Ergebnis kommt eine Gruppe japanischer Forscherinnen und Forscher in einer neuen Studie. Gegen die in Deutschland derzeit dominante Delta-Variante wird sich Lambda nach derzeitigem Kenntnisstand aber wohl nicht durchsetzen.
Die Ergebnisse der Studie wurden bislang als Pre-Print veröffentlicht und noch nicht von unabhängigen Expertinnen und Experten überprüft.
Impfungen könnten schlechter schützen
Im Labor untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter anderem das Spike-Protein der Lambda-Virusvariante, die auch C.37 genannt wird. In diesem Protein ließen sich drei Mutationen beobachten, bezeichnet werden die Veränderungen als RSYLTPGD246-253N, als 260 L452Q und F490S. Diese drei Mutationen tragen möglicherweise dazu bei, dass das Virus weniger gut von Antikörpern neutralisiert werden kann. Das bedeutet: Impfungen schützten schlechter vor einer Infektion.
Zwei weitere Mutationen, die mit T76I und L452Q beschrieben werden, könnten der Studie zufolge dazu führen, dass Menschen sich leichter mit der Lambda-Variante anstecken.
Eine besorgniserregende Variante?
Über die Eigenschaften der Lambda-Variante ist bislang recht wenig bekannt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft die Variante bisher als sogenannte variant of interest ein, also als eine Variante, die beobachtet werden sollte. Die Forschergruppe aus Japan ruft nun allerdings dazu auf, Lambda als variant of concern
zu listen, als besorgniserregende Mutante. Lambda erfülle die Kennzeichen für diese Einstufung: eine erhöhte virale Infektiosität und eine Resistenz gegen antivirale Immunität. Zudem würde so deutlicher, dass die Variante eine ernsthafte Gefahr darstelle.
Wie gefährlich die Lambda-Variante im Vergleich zur Delta-Variante ist, ist noch nicht ganz klar. Dort wo Delta bereits breit kursiert, hat sich Lamda bislang aber nicht durchgesetzt. Der leitende Forscher der Studie, Kei Sato von der Universität Tokio, sagte jedoch: Lambda könne eine potenzielle Bedrohung für die menschliche Gesellschaft
darstellen.
Die erste Infektion mit der Lambda-Variante des Coronavirus wurde im August 2020 in Peru nachgewiesen. Im Juni klassifizierte die WHO die Variante als Variante unter Beobachtung
. Mittlerweile wurden Infektionen mit Lambda in fast 30 Staaten festgestellt, die meisten davon in Südamerika. Und auch Europa hat die Mutante mittlerweile erreicht: In Großbritannien, Spanien und Italien sind bereits Fälle aufgetreten.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes hieß es, die Lambda-Variante des Coronavirus sei womöglich gegen Antikörper resistent. Nachgewiesen wurde, dass sie Mutationen trägt, durch die sie einen Immunschutz womöglich teils umgehen kann. Wir haben die Angabe präzisiert. Spiegel, vki
Deutsche wollen am liebsten Supermarkt-Einkaufsgutscheine als Impf-Prämie
Ob Gratis-Joint in New York oder Freigetränke in Tel Aviv - bei den Impfanreizen zeigen sich manche Staaten äußerst kreativ. In Deutschland wünschen sich die Menschen am liebsten Einkaufsgutscheine für den Supermarkt als Impf-Prämie. Das berichtete die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf eine Insa-Befragung. Aus dem Kreis der Befragten, die materielle Anreize überhaupt befürworten, sprachen sich demnach 70 Prozent für Supermarkt-Einkaufsgutscheine aus. An Gratis-Tickets für Sport- und Kulturveranstaltungen zeigten 33 Prozent dieser Befragten Interesse. Bratwürste wie in Thüringen und Sachsen befürworteten 17 Prozent. Allerdings ist eine Mehrheit von 52 Prozent der Befragten gegen materielle Anreize bei der Impfung. Etwa ein Drittel (33 Prozent) ist für ein solches Vorgehen. Diese Menschen wurden von Insa nach ihren Präferenzen befragt. Insa befragte insgesamt 1001 Erwachsene. AFP
Lieber Covid als Spritze? Berichte über möglichen Trend in Frankreich
Sie wollen sich nicht mehr die Hände waschen und tragen keine Masken mehr. Impfgegner in Frankreich wollen sich lieber anstecken, als sich impfen zu lassen. In Frankreich wollen sich Berichten zufolge Menschen absichtlich mit dem Coronavirus infizieren, um als Genesene einer Impfung zu entgehen. Im schlimmsten Fall fesselt mich das ein paar Tage ans Bett, im besten Fall habe ich gar keine Symptome
, zitierte der Nachrichtensender Franceinfo am Mittwoch eine 20-Jährige.
Ein 25-Jähriger sagte der Zeitung Le Figaro
, er trage seine Maske nicht mehr und wasche sich weniger die Hände, um sich anzustecken und so an den pass sanitaire
zu gelangen. Dieser in Frankreich umstrittene Nachweis über Impfung, negativen Test oder überstandene Infektion soll ab Montag etwa für Restaurantbesuche oder Fernreisen im Zug verpflichtend sein. Er wolle nicht wochenlang auf die beiden Impfungen warten, sagte der junge Mann der Zeitung.
Eine 20 Jahre alte Studentin sagte dem Bericht zufolge: Ganz ehrlich, wenn eine Freundin mir sagt, dass sie Covid hat (…), würde ich vielleicht zu ihr gehen, damit sie mich anhustet.
Eine andere junge Frau will sich laut Le Figaro" zwar nicht unbedingt anstecken. Sie ziehe aber die Krankheit der Impfung vor - und wolle lieber, dass ihr Immunsystem lerne, die Krankheit
.natürlich
zu besiegen
In den sozialen Netzwerken machen ähnliche Aussagen die Runde. Ein User schreibt etwa auf Twitter: Ich hätte lieber einmal Covid, als mich bis zu meinem Lebensende alle drei Monate impfen lassen zu müssen.
Eine andere Userin schreibt, ihr Mann sei wegen Covid-19 in Quarantäne gegangen. Ich habe alles versucht, um es auch zu bekommen. Unmöglich.
Experten geißeln diese Einstellung. Er befürchte einen regelrechten Trend, sagte der Epidemiologe Philippe Amouyel dem Sender LCI.
Das Spiel des Virus
zu spielen, sei ein totaler Fehler
. Junge Menschen fühlten sich sicher, doch zuletzt sei der Altersschnitt der an Covid erkrankten Intensivpatienten gesunken. Und selbst wenn die Infektion zunächst asymptomatisch verlaufe, sei das Risiko von Spätfolgen nicht zu vernachlässigen, sagte Amouyel.
Am Mittwoch (4. August) erreichte Frankreich eine Sieben-Tage-Inzidenz von 232. Die Zahl der Neuinfektionen stieg um 8,7 Prozent auf 29.241 neue Fälle im Vergleich zur Vorwoche. Im Vergleich: Deutschland hat eine Sieben-Tage-Inzidenz von 20. Die Zahl der Neuinfektionen stieg um 22,3 Prozent auf 3658 neue Fälle im Vergleich zur Vorwoche. Das geht aus Tagesspiegel-Zahlen hervor. dpa
Dieser Mann könnte die Wahl völlig verändern
Die Freien Wähler sind plötzlich für eine Sensation bei den Bundestagswahlen gut. In Umfragen pirschen sie sich an die Fünf-Prozent-Hürde heran. Ihr Chef ist Wirtschaftsminister in Bayern und Deutschlands bekanntester Impfverweigerer. Er legt sich offen mit Markus Söder an. Es geht um mehr als nur um Impfpolitik.
Im bayerischen Kabinett fliegen die Fetzen. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) rüffelt seinen Vize-Regierungschef und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) wie ein Lehrer seinen Klassenkasper. Söder empört sich, dass Aiwanger als Impfverweigerer derzeit Schlagzeilen macht und der deutschen Impfkampagne damit offen in den Rücken fällt. Söders Empörung kommt mal süffisant (Ich mache mir Sorgen um ihn
), mal scharf daher, wenn er ihn als obersten Querdenker der Nation dastehen lässt (Wenn man sich in die Nähe von Querdenkern begibt, dann muss man aufpassen, dass man nicht als solcher identifiziert wird
). Man könne nicht folgenlos an irgendeinem Rand fischen
, am Ende wählten die Leute richtige Querdenker
.
Der Freie-Wähler-Chef wehrt sich lautstark gegen Söders Kritik: Es ist eine Unverschämtheit, mich als
Aiwanger bezeichnet damit Söder indirekt als Lügner - selbst für rustikal-bayerische Kommunikationssitten ist das harter Tobak.Querdenker
abstempeln zu wollen, weil ich gegen die Impfpflicht bin und mehr Sensibilität einfordere beim Thema Impfen von unter 12-Jährigen, was auch die STIKO bisher nicht empfiehlt.
Vordergründig geht der Zank zwischen Söder und Aiwanger nur ums Impfen. Söders Team Vorsicht
und das massive Werben fürs Impfen hier, Aiwangers Impfskepsis und das Pochen auf die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen da. Hintergründig aber geht es um Macht. Aiwanger verfolgt die Strategie, bei der anstehenden Bundestagswahl frustrierte Unionswähler zu den Freien Wählern zu locken. Also inszeniert er sich als profilierte Freiheits-Alternative im bürgerlichen Lager, als Corona-Öffnungspolitiker für den leidenden Mittelstand und Versteher von Impfsorgen. Und so poltert er los, es dürfe keine Jagd
auf Ungeimpfte gemacht werden, er warnt gar vor einer Apartheidsdiskussion
. Diesen Begriff, der auf das rassistische Südafrika des 20. Jahrhunderts anspielt, findet Söder völlig unmöglich
.
Nervosität auf beiden Seiten
Der Streit sorgt nicht nur für eine Koalitionskrise in der bayerischen Staatsregierung. CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer bringt sogar ein Ende der Koalition ins Spiel. Der Vorgang verrät zugleich die Nervosität beider Kontrahenten in Anbetracht der größeren Machtfrage. Denn die Freien Wähler haben 2021 erstmals eine gewisse Chance, in den Bundestag einzuziehen. In den bundesweiten Umfragen haben sie die Marke von 3 Prozent überschritten, Tendenz steigend. Schon bei den jüngsten Landtags- und Kommunalwahlen in Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg haben sie überraschend starke Ergebnisse erzielt, in Rheinland-Pfalz sind sie erstmals in den Landtag eingezogen.
Aiwanger will das Momentum nutzen und nun den Coup im Bundestag schaffen. Bayern wird dabei sein Hauptschlachtfeld. Denn hier hatte er bei der letzten Landtagswahl bereits starke 11,6 Prozent erzielt - damit überholte er sogar die SPD im Freistaat. Aiwanger zielt auf frustrierte Wähler von CDU und CSU, die entweder mit dem leise-mittigen Kurs Armin Laschets oder dem Corona-Gouvernantentum der Bundesregierung unzufrieden sind. Darum profiliert er sich nicht nur in der Corona-Politik, sondern auch in der Flüchtlingspolitik (Wir können ja nicht ganz Syrien ins Land holen
) sowie im Konflikt gegen die Grünen mit klarer Kante. Aiwanger wirft der Union Feigheit vor den Grünen vor, er hingegen drischt schon mal direkt auf die intolerante Verbotspartei
und deren überflüssige Gendersprache
ein: Bei denen muss man sich schon dafür entschuldigen, ein Mann zu sein. Die Grünen praktizieren keine Gleichberechtigung, sondern Mobbing gegen Männer.
Der grüne Kampfbegriff alte weiße Männer
sei Rassismus in Reinform
.
Aiwanger ist in der CSU bislang als Söders Ministrant
belächelt worden - ein knorriger, niederbayerischen Dialekt sprechender Bauer, die klassisch bucklige Verwandtschaft der CSU vom Lande
, witzelte man in der CSU-Landtagsfraktion. Doch das Verwandtschaftsmotiv macht Aiwanger auch stark. Aiwanger sei der bayerischste Bayer
(FAZ), eigentlich Fleisch vom Fleische der CSU
(Süddeutsche Zeitung). Inzwischen aber ist aus dem Ministrant ein Querulant geworden - und einer, der dem machtpolitischen Selbstverständnis der CSU gefährlich werden kann. Bei jedem Fehler von Armin Laschets Wahlkampfführung raunen die CSUler nun, dass das wieder ein paar Tausend Stimmen zu Aiwanger treibe.
Aiwanger sieht sich als wahrhaft Bürgerlichen
Der findet Gefallen am Spiel des CSU-Wasserabgrabers. Offen startet er eine Zweitstimmenkampagne und fordert alle Bayern auf, mit der Erststimme CSU, mit der zweiten aber die wahrhaft Bürgerlichen
zu wählen. Eigentlich müsste die CSU eine Zweitstimmenkampagne für die Freien Wähler zur Bundestagswahl fahren, damit ihnen und dem Land auch in Berlin die Grünen in der Regierung erspart bleiben
, provoziert Aiwanger und positioniert seine Partei in der Mitte des Dreiecks aus AfD, Union und FDP. Man verfolge eine konsequente Bürgernähe und bringe es immerhin auf rund 600 Bürgermeister und 14 Landräte in Bayern.
Sollten die Freien Wähler tatsächlich in den Bundestag einziehen, bekäme das ohnedies bunte Koalitionskarussell in Berlin noch eine völlig neue Variante. Aiwanger verkündet bereits, dass er am liebsten mit Union und FDP eine bürgerliche Regierung
stellen wolle. Für die CSU ist die Vorstellung freilich hochbrisant. Ausgerechnet aus ihrem Kernland eine neue Alternative zuzulassen, wäre eine schwere strategische Belastung. Darum mobilisiert die Union den Mittelstand sowie die Wirtschaftsverbände und überspitzt das Bild vom Querdenker Aiwanger. Als kontraproduktiv
rügt so der mächtige Verband der bayerischen Wirtschaft Aiwangers Impf-Skepsis. Auch die Präsidentin des Hotel- und Gaststättenverbands, Angela Inselkammer, drängt Aiwanger öffentlich, sich immunisieren zu lassen. Es sei schwierig, wenn Vorbilder sich nicht impfen lassen, außer wenn sie es aus gesundheitlichen Gründen nicht können
.
Aiwanger kann diese massive Aufmerksamkeit nur Recht sein, sie verschafft ihm just die Mediensichtbarkeit, die er für seinen Bundestagscoup noch braucht. Und so nimmt er die Angriffe Söders insgeheim mit Freude auf und erklärt: Markus Söder hat manchmal einen etwas robusten Stil. Ich kann damit umgehen.
ntv.de
Verschärfungen für Ungeimpfte? SPD gegen Spahns Vorschlag
Im Frühjahr forderten Regierungskritiker Lockerungen für Geimpfte. Nun steigen die Infektionszahlen, und der Gesundheitsminister fasst wieder eine Ungleichbehandlung von Geimpften und Ungeimpften ins Auge. Abermals gibt es Kritik. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn stößt nicht nur bei FDP und Linken auf Widerspruch mit seinem Vorschlag, die Corona-Regeln für Ungeimpfte zu verschärfen - sondern auch beim Koalitionspartner SPD.
Spahns Position sei nicht die der Bundesregierung, sagte die sozialdemokratische Bundesjustizministerin Christine Lambrecht der Augsburger Allgemeinen
. Es liegen keine Pläne dieser Art auf dem Tisch.
Mehrere SPD-Landesregierungschefs wiesen den Vorschlag des CDU-Bundesministers klar zurück.
2G statt 3G
Spahns Ressort hatte in einem Bericht, der an den Bundestag und die Länder ging, Vorschläge aufgelistet, um die vierte Corona-Welle möglichst flachzuhalten. Besonders für Ungeimpfte könnten abhängig von der Impfquote, der Inzidenz und der Rate schwerer Klinikfälle ab bestimmten Grenzwerten erneut weitergehende Einschränkungen notwendig werden, hieß es darin unter anderem. Dazu zählten Kontaktbeschränkungen und die Begrenzung der Teilnahme oder gar ein Ausschluss bei Veranstaltungen und in der Gastronomie - also auch mit negativem Test. Zusammenfassen lässt sich das mit der Formel 2G statt 3G
, wobei letzteres für Geimpft, Genesen, Getestet
steht.
Für essenzielle Dinge wie öffentliche Verkehrsmittel oder den Rathaus- oder Krankenhausbesuch muss es die Möglichkeit geben, auch nur mit einer Maske oder mit Test Zugang zu haben
, erklärte Spahn im Münchner Merkur
. Aber für Discos, Stadien oder Theater, also Bereiche, die nicht zur Grundversorgung gehören, kann ich mir auch einen Zutritt nur für Geimpfte oder Getestete vorstellen.
Auch ein beschränkter Zugang für Ungeimpfte sei denkbar: Dass zum Beispiel zu einem Fußballspiel im Bayern-Stadion 30.000 Geimpfte und dazu noch 2000 Getestete kommen dürfen.
Was die SPD sagt
Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte lehnte das in der Bild
-Zeitung ab: Ich halte es für falsch und rechtlich unzulässig, Ungeimpfte vom öffentlichen Leben auszuschließen.
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke sagte: Niemand soll vom öffentlichen Leben ausgeschlossen werden.
Mit negativem Test sollten Ungeimpfte weiter zum Beispiel an Veranstaltungen teilnehmen dürfen. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig erklärte in dem Blatt, es sei wichtig, dass sich mehr Menschen impfen ließen. Drohungen bringen uns da nicht weiter. Wir müssen überzeugen.
SPD-Bundestagsfraktionsvize Bärbel Bas sagte der Welt
: Die bestehenden Testangebote sollten weiter genutzt werden und den Zugang zu Angeboten in Innenräumen auch ermöglichen.
Allerdings stellte Bundesministerin Lambrecht zugleich klar, dass private Veranstalter, Geschäftsinhaber und Gastronomen Vertragsfreiheit haben und selbst entscheiden können. Wer seinen Gästen einen besonderen Schutz anbieten will, kann deshalb auch Angebote machen, die sich nur an Geimpfte richten
, sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Was die FDP sagt
Die FDP, die im Frühjahr noch gesonderte Lockerungen für Geimpfte gefordert hatte, bekräftigte nun ihre Ablehnung etwaiger staatlicher Einschränkungen für Ungeimpfte. Wer nicht geimpft oder genesen ist, sollte mit einem tagesaktuellen Negativtest am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Alles andere wäre eine unverhältnismäßige Freiheitseinschränkung
, sagte Parteichef Christian Lindner der Welt
. Aufgrund einer regional unterschiedlichen Corona-Lage sei es außerdem falsch, das ganze Land über einen Kamm zu scheren
.
Parteivize Wolfgang Kubicki hatte zuvor bereits der Bundesregierung Wortbruch vorgeworfen, weil Spahns Vorschlag einer Impfpflicht gleichkomme. Eine Pflichtimpfung schließt die Regierung aber aus.
Der Vizevorsitzende der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Christian Bäumler, warf dem FDP-Mann Nähe zu Querdenkern und AfD vor. Es ist die Aufgabe des Bundesgesundheitsministeriums, Corona-Schutzmaßnahmen für eine mögliche vierte Welle vorzubereiten. Die maßlosen Angriffe von Kubicki liegen auf der Linie der Corona-Verharmloser
, kritisiert er in einer Erklärung. Mit dieser Linie ist die FDP nicht regierungsfähig.
Was die Grünen sagen
Offener für eine Ungleichbehandlung von Geimpften und Genesenen gegenüber lediglich Getesteten sind die Grünen. Baden-Württembergs grüner Gesundheitsminister Manfred Lucha verlangte in der Welt
einen Paradigmenwechsel ab dem Zeitpunkt, wenn allen ein Impfangebot gemacht worden ist: Geimpfte erhalten alle Freiheiten zurück, und für Ungeimpfte gelten verschärfte Regeln.
© dpa-infocom, dpa:210805-99-713812/4
Fast 3,7 Milliarden Euro für Schnelltests in diesem Jahr
Die für die Bürgerinnen und Bürger bislang kostenfreien Corona-Schnelltests haben den Bund einem Zeitungsbericht zufolge in diesem Jahr bereits mehr als drei Milliarden Euro gekostet. Die Angaben stammten vom Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS), teilte das Bundesgesundheitsministerium der Rheinischen Post
zufolge mit.
Demnach zahlte der Bund für Leistungen der Labordiagnostik in Höhe von 782 Millionen Euro, 1,084 Milliarden Euro Sachkosten für die Antigen-Schnelltests und weitere Leistungen gemäß der aktuellen Testverordnung in Höhe von knapp 1,75 Milliarden Euro, worunter insbesondere die Abstrichnahmen fallen.
Zusätzlich übernahm der Bund dem Bericht zufolge in diesem Jahr rund 74 Millionen Euro für Tests in Einrichtungen der Eingliederungshilfe und Obdachlosenunterkünften. In Summe belaufen sich die bisherigen Kosten für 2021 demnach auf knapp 3,7 Milliarden Euro. Das Bundesgesundheitsministerium will die kostenlosen Corona-Tests für jeden im Oktober auslaufen lassen.
Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, warnte vor den sozialen Folgen. Für uns als Wohlfahrtsverband ist wichtig, dass all diejenigen, die sich nicht testen lassen können und für die keine Impfempfehlung der Stiko vorliegt, weiterhin kostenlose Corona-Tests bekommen müssen
, sagte er dem Blatt.
Auch der parlamentarische Geschäftsführer der Linken, Jan Korte, kritisierte die Pläne der Bundesregierung. Menschen, die nicht geimpft werden könnten, seien darauf angewiesen, dass Infektionen schnell erkannt würden, sagte er der Zeitung. Es wäre deshalb fatal, wenn die Bundesregierung sich jetzt aus der Verantwortung stiehlt und Testangebote zurückzieht.
Korte sprach sich für eine groß angelegte Impfinformations- und Aufklärungskampagne aus, um zweifelnde Menschen von der Impfung zu überzeugen. Wo sind die Spots im Fernsehen und in den sozialen Medien, wo sind die Info- und Impfteams in den Brennpunkten?
, fragte er. AFP
USA: Pandemiemisere
Der Sommer des Vergnügens ist plötzlich zum Sommer der Pandemiemisere geworden, mit steigenden Fallzahlen, vor allem in einigen südlichen Bundesstaaten und ungeimpften Gebieten, angetrieben von der Delta-Variante. Aber es gibt eine einfache, effektive und erprobte Brandmauer, um die Flammen zu stoppen: Impfungen. Sie sind kostenlos und verfügbar, und sie können Leben retten. Schreibt die Washington Post
zu der wieder stark steigendenZahl der Neuinfektionen in den USA. Washington Post
Kinoverband fordert Abschaffung der Testpflicht
Einen Monat nach Öffnung vieler Kinos drängt die Branche auf veränderte Regelungen. In einem Brief appellieren mehrere Verbände an Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Länderchefs. Wir müssen in Anbetracht der fortschreitenden Impfkampagne neue Regeln zum Umgang mit dem Virus finden
, heißt es in dem Schreiben, das unter anderem vom HDF Kino und Verleihverbänden getragen wird.
Wir benötigen bundesweit einheitliche Verordnungen - ohne eine 3G-Regel
, heißt es in dem Schreiben. 3G bedeutet, dass Besucherinnen und Besucher Zutritt haben, wenn sie negativ auf das Coronavirus getestet, genesen oder geimpft sind. Das gilt etwa nach wie vor bei Kinobesuchen in Berlin, die Regelungen sind regional unterschiedlich.
Die Verbände sehen mit der Testregelung Nachteile fürs Geschäft. Bundesländer mit einer 3G-Regel verzeichnen im Vergleich ein Besucherminus bis zu 50 Prozent
, heißt es in dem Schreiben. Die Verbände vermuten einen Zusammenhang, belegt ist der nicht.
Am Dienstag (10. August) beraten Merkel und die Ministerpräsidenten und Ministerpräsidentinnen über das weitere Vorgehen in der Pandemie. Die Kinos hatten monatelang schließen müssen. Die Filmverbände fordern die Politik auf, künftig mehr Parameter bei der Bewertung zu berücksichtigen. Keinesfalls dürften Kulturorte wie Kinos bei steigenden Inzidenzen wieder pauschal geschlossen werden. dpa
Jetzt mehr als 20 Millionen Infektionen in Brasilien
In Brasilien übersteigt die Zahl der Infektionsfälle die Marke von 20 Millionen. Das Gesundheitsministerium verzeichnet 40.716 Neuinfektionen binnen 24 Stunden, insgesamt sind es damit mehr als 20,02 Millionen nachgewiesene Fälle. 1175 weitere Menschen starben mit oder an dem Coronavirus. Die Gesamtzahl der Todesfälle steigt auf 559.607, das ist weltweit der zweithöchste Wert nach den USA. Bei den Infektionen liegt Brasilien hinter den USA und Indien auf dem dritten Platz. Reuters
USA wollen Impfung zur Voraussetzung für Einreise machen
Die US-Regierung will Medienberichten zufolge künftig von fast allen einreisenden Ausländern den Nachweis einer vollständigen Corona-Impfung verlangen. Mit der Einführung dieses Systems sollten dann auch die aktuellen Einreisebeschränkungen für Menschen aus Europa und anderen Staaten aufgehoben werden, wie unter anderem die New York Times
am Mittwoch (Ortszeit) unter Berufung auf Kreise des Weißen Hauses berichtete. Für die Einführung der Nachweispflicht gibt es demnach noch keinen konkreten Zeitplan. dpa
3571 Neuinfektionen in Deutschland - Inzidenz steigt auf 18,5
Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt seit nunmehr rund vier Wochen an. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) von Mittwochmorgen lag sie bei 18,5 - am Vortag hatte der Wert 17,9 betragen, am Mittwoch der Vorwoche 15,0. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt binnen eines Tages 3571 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen vom Dienstagmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.20 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 2768 Ansteckungen innerhalb von 24 Stunden gelegen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 25 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 21 Todesfälle gewesen. dpa
Von der Leyen: Für Zulassung von Sputnik V fehlen valide Daten
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht Europa gut gerüstet für mögliche dritte Impfungen. Wir haben bei BioNTech 1,8 Milliarden Dosen bis zum Jahr 2023 bestellt
, sagt von der Leyen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Mittwoch). Das ist der größte Anschlussauftrag weltweit und reicht für mögliche Auffrischungsimpfungen in der EU und Anpassungen an mögliche neue Virusvarianten.
Eine Zulassung des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) ist nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen weiter ungewiss. Bislang ist es dem Hersteller nicht gelungen, genügend valide Daten zu liefern, um die Sicherheit nachzuweisen.
Das werfe Fragen auf. Reuters/dpa
Papier des Gesundheitsministeriums: FDP wirft Regierung Wortbruch vor
Die FDP hat Pläne des Bundesgesundheitsministeriums für weitere Corona-Vorgaben in den nächsten Monaten scharf kritisiert. FDP-Vize Wolfgang Kubicki warf der Bundesregierung in der Bild
-Zeitung (Mittwoch) Wortbruch vor. In Zielsetzung und Wirkung komme es einer direkten Impfpflicht gleich, wenn die Regierung nicht-geimpfte Personen vom sozialen Leben ausschließe.
Kubicki sagte dazu: Die Ankündigung, in Zukunft Ungeimpfte vom Gastronomiebesuch ausschließen zu wollen, ist der dreisteste und verheerendste Wortbruch dieser Bundesregierung, die wiederholt Stein und Bein geschworen hat, es werde keine Impfpflicht in Deutschland geben. Dieser Wortbruch wiegt noch schwerer, als die Unverhältnismäßigkeit dieser angedrohten Impfpflicht.
Der FDP-Politiker warf auch die Frage auf, warum der Plan der Bundesregierung für Gastronomiebetriebe, aber nicht auch für Talkshows, CDU-Parteitage oder Betriebsversammlungen
gelte. dpa
Thüringer CDU-Fraktionschef für Impfanreiz über Krankenkassenbeiträge
Thüringens CDU-Fraktionschef Mario Voigt will Impfmuffel über einen Abschlag bei den Krankenkassenbeiträgen gewinnen. Dass möglichst viele Menschen geimpft sind, sei entscheidend für die Entwicklung der Infektionszahlen. Er schlage daher eine Art Impf-Soli
vor, sagte Voigt auf Anfrage in Erfurt. Wer sich impfen lässt, erhält einen Rabatt auf seinen Krankenversicherungsbeitrag
, laute sein Vorschlag.
Voigt plädierte dafür, den Krankenkassen-Beitragssatz für Geimpfte um 0,1 bis 0,3 Prozentpunkte zu senken. Das käme allen Geimpften zugute, nicht nur den Menschen, die sich jetzt erst für eine Impfung entschieden. Damit kann es kein frühzeitig Geimpfter als ungerecht empfinden, wenn jetzt die Impftrödler mit Gratifikationen gelockt werden
, sagte Voigt. Wir wollen die Impfwilligen belohnen, nicht die Skeptiker bestrafen.
Für Privatversicherte hält er bei Vorlage eines Impfnachweises einen Privatkassenzuschuss von 150 Euro für denkbar. Versicherte - ob privat oder gesetzlich -, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen könnten oder genesen seien, sollten ebenfalls einen Rabatt erhalten. dpa
Biden: Corona verbreitet sich wie ein Lauffeuer
unter Ungeimpften
Das Coronavirus verbreitet sich in den USA nach Ansicht von Präsident Joe Biden wie ein Lauffeuer unter den Ungeimpften
. Dies sei herzzerreißend
- vor allem, weil Covid-19 inzwischen dank der Impfungen eine vermeidbare
Erkrankung sei, sagte Biden am Dienstag im Weißen Haus. In den Bundesstaaten mit geringerer Impfquote sei die Rate der Infektionen zehn bis zwanzig Mal so hoch
wie in den Staaten mit der höchsten Impfquote.
Biden forderte alle Amerikaner erneut mit Nachdruck auf, sich rasch impfen zu lassen. Es gebe immer noch rund 90 Millionen Menschen, die impfberechtigt seien, aber noch keine einzige Spritze bekommen hätten, mahnte er. Geimpfte Menschen würden sich nur sehr selten mit Corona infizieren, noch seltener bei einer Infektion ins Krankenhaus müssen und fast nie an den Folgen der Infektion sterben, betonte Biden. Wir erleben eine Pandemie der Ungeimpften
, sagte Biden. dpa
Wahlkampfgetöseum das Kinderimpfen
Hausärzteverband spricht von Wahlkampfgetöse
beim Kinderimpfen
Der Deutsche Hausärzteverband äußert scharfe Kritik an der Entscheidung der Gesundheitsminister von Bund und Ländern, das Angebot von Corona-Impfungen für Kinder und Jugendliche auszuweiten. Der Bundesvorsitzende des Verbandes, Ulrich Weigeldt, sprach von einer Missachtung der Kompetenz der Ständigen Impfkommission (Stiko), die bislang keine allgemeine Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren abgegeben hat.
Die Entscheidung der Politik könne zu Verunsicherung führen. Das Ganze klingt ein wenig nach Wahlkampfgetöse
, sagte Weigeldt dem RedaktionsNetzwerk Deutschland
.
Das Risiko liegt mehr bei den nicht impfwilligen Erwachsenen als bei den Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren
, sagte der Hausärztevertreter. Für Kinder und Jugendliche mit hohem Risiko gebe es ja bereits eine Impfempfehlung. Warum eine Empfehlung der Stiko dazu zunächst nicht abgewartet werden kann, die sich auf Basis von fundierten Studien zeitnah äußern will, ist mir schleierhaft
, sagte Weigeldt. epd
Japan beschränkt Krankenhausaufnahme auf schwerste Fälle
In Japan werden nach Angaben der Regierung wegen einer drohenden Überlastung des Gesundheitssystems nur noch schwer an Covid-19-Erkrankte und Risikopatienten in Krankenhäusern aufgenommen. Wir werden die notwendigen Betten für schwerkranke und gefährdete Patienten bereitstellen
, sagt Premierminister Yoshihide Suga. Patienten mit milden Verläufen werden gebeten, zu Hause zu bleiben. Sollte sich ihr Zustand verschlechtern, können sie eingeliefert werden. Das Land verzeichnet landesweit täglich mehr als 10.000 Neuinfektionen. In Tokio wurde am Samstag mit 4058 Fällen zum ersten Mal die Marke von 4000 durchbrochen. Fast 70 Prozent der Intensiv-Betten für Covid-19-Patienten waren am Sonntag belegt, wie offizielle Daten zeigen. Reuters
Kommunen stellen sich auf dritte Dosis ein
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund geht davon aus, dass spätestens im Herbst Auffrischungsimpfungen notwendig sein werden
, sagt Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Das gelte vorrangig für immungeschwächte und ältere Personen, da festgestellt wurde, dass die Zahl der Antikörper bei diesen Personen schnell abnimmt. Mittelfristig wird auch für die breite Bevölkerung eine Auffrischungsimpfung notwendig sein.
Reuters
USA verzeichnen Höchststand an täglichen Infektionen
In den USA nimmt die Zahl der gemeldeten Corona-Fälle infolge der Ausbreitung der Delta-Variante weiter zu. Allein am Samstag habe es rund 72.000 Neuinfektionen gegeben, was einem Anstieg von 44 Prozent gegenüber der Vorwoche entspreche und höher sei als der Höchststand im Sommer 2020, erklärt die Leiterin der US-Gesundheitsbehörde CDC, Rochelle Walensky. Die Zahl der Krankenhauseinweisungen sei um 41 Prozent gestiegen und die Zahl der Todesfälle habe sich auf 300 pro Tag erhöht, was einen Anstieg von 25 Prozent bedeute. Während wir uns dringend wünschen, endlich diese Pandemie hinter uns zu lassen, ist Covid-19 eindeutig noch nicht fertig mit uns. Und so muss unser Kampf noch ein wenig länger dauern
, sagt Walensky. Reuters
Wuhan will alle Einwohner auf Corona testen
Rund ein Jahr nach dem Auftreten der letzten Corona-Infektionen in der chinesischen Stadt Wuhan haben die Behörden Massentests für alle Einwohner angekündigt. Wie der Behördenvertreter Li Tao mitteilte, sollen nach sieben gemeldeten Corona-Fällen in Wuhan alle elf Millionen Bewohner der Stadt rasch
auf das Virus getestet werden. Die jüngsten Infektionen seien bei Wanderarbeitern festgestellt worden.
Die chinesische Regierung verfolgt eine sogenannte Null-Covid-Strategie: Im Kampf gegen den größten Corona-Ausbruch seit Monaten wurden mehrere Städte unter einen strikten Lockdown gestellt, Reisebeschränkungen für das Inland verhängt und zahlreiche Menschen auf das Virus getestet. Tagesschau.de
Millionenstädte in China wieder im Lockdown
In China sind Millionen Menschen wegen mehrerer Corona-Ausbrüche im Land wieder im Lockdown, darunter in Metropolen wie Peking und Nanjing. Die Behörden meldeten am Montag 55 neue, lokal übertragene Infektionen - insgesamt sind inzwischen mehr als 20 Städte und rund ein Dutzend Provinzen von den Infektionsherden betroffen sind. Die Gesundheitsbehörden führen den Anstieg der Infektionsfälle auf die Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante zurück.
In der zentral gelegenen Stadt Zhuzhou in der Provinz Hunan ordneten die Behörden am Montag an, dass über 1,2 Millionen Einwohner für drei Tage zu Hause bleiben müssen. In der Zeit sollen alle Menschen getestet und die Impfkampagne vorangetrieben werden. Neue Fälle wurden am Montag auch in der beliebten Urlaubsregion Hainan sowie in der von Überschwemmungen verwüsteten Provinz Henan gemeldet.
In den vergangenen zwei Wochen wurden im ganzen Land mehr als 360 Fälle entdeckt. In Großstädten wie Peking wurden inzwischen Millionen von Einwohnern getestet, Wohngebiete abgeriegelt und Menschen durch eine engmaschige Kontaktnachverfolgung unter Quarantäne gestellt, um die Weiterverbreitung des Virus zu stoppen. Die chinesische Regierung verfolgt eine sogenannte Null-Covid-Strategie: Treten in einer Stadt oder Provinz kleine Cluster auf, werden die betroffenen Gebiete abgeriegelt und alle Einwohner auf das Virus getestet. AFP
60 Millionen nachgewiesene Corona-Fälle in Europa
Seit dem Beginn der Corona-Pandemie sind in Europa mittlerweile mehr als 60 Millionen Infektionen mit dem Coronavirus nachgewiesen worden. Damit entfallen rund 30 Prozent aller weltweit bisher gemeldeten Corona-Fälle auf die europäische Region, wie am Montag aus den aktuellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO hervorging.
Das WHO-Regionalbüro Europa rief in dem Zuge zu mehr Bemühungen auf, beim Impfen gegen Covid-19 schneller und ausgewogener voranzukommen. Die Impffortschritte variierten unter den Staaten stark, die Impfrate sei bei Prioritätsgruppen wie Älteren, Mitarbeitern des Gesundheitswesens, Betreuten in Langzeitpflege und Vorerkrankten in einigen Ländern noch immer niedrig, erklärte die regionale WHO-Notfalldirektorin Dorit Nitzan.
Es sei wichtig, dass sich die Länder weiter darum bemühten, die am stärksten gefährdeten Menschen und Risikogruppen zu schützen, forderte Nitzan. Traurigerweise gebe es nunmehr mehr als 1,2 Millionen Todesfälle in Verbindung mit Covid-19 in der Region. Weltweit sind es bisher 4,2 Millionen Todesfälle. dpa
Thüringens Bildungsminister polarisiert mit Ablehnung von Schul-Testpflicht
Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) stößt mit dem Ablehnen einer Testpflicht an Schulen sowie einem nur befristeten Testangebot nach den Ferien auf Widerspruch. Neben Lehrerverband, Landeselternvertretung und der oppositionellen CDU-Fraktion kritisierte auch der Koalitionspartner SPD am Montag in Erfurt die Haltung des Ministers und forderte die Beibehaltung von Tests an Schulen. Wir Sozialdemokraten tragen das von Minister Holter im Alleingang angekündigte Ende der Corona-Tests an Schulen und Kitas nicht mit
, erklärte der Bildungspolitiker der SPD-Fraktion, Thomas Hartung.
Es sei widersinnig, ein in den Bildungseinrichtungen etabliertes und akzeptiertes Testsystem in dem Moment zu zerschlagen, in dem eine vierte Pandemiewelle drohe und vor allem jüngere Menschen von einer Infektion mit der Delta-Variante des Virus bedroht seien, äußerte der SPD-Abgeordnete.
Er sei dafür, das Testangebot an Thüringer Schulen noch zwei Wochen nach den Sommerferien aufrecht zu erhalten, hatte Holter der Deutschen Presse-Agentur gesagt. Danach sollten aber nur noch jene getestet werden, die Symptome zeigen. Das sollte nach meiner Auffassung dann aber nicht mehr die Schule machen, sondern das muss vom Gesundheitsamt dann angewiesen werden
, so der Minister. Kinder und Jugendliche seien nicht diejenigen, die besonders gefährdet sind, sie gehörten nicht zu den vulnerablen Gruppen. Deswegen sollten wir uns nach meiner Auffassung auf die konzentrieren, die Symptome zeigen.
dpa
Lauterbach: Stiko hat sich bei Kinderimpfen möglicherweise verrannt
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sieht die Ständige Impfkommission (Stiko) am Robert Koch-Institut mit ihrer Position zur Corona-Schutzimpfungen in einer Außenseiterposition
. Wesentliche Studien hätten ergeben, dass eine Durchseuchung mit der Delta-Variante viel gefährlicher sei als die Impfung von Kindern, sagte der Bundestagsabgeordnete am Montag im Deutschlandfunk. Zugleich verteidigte er die Stiko im Grundsatz. Sie habe in der Vergangenheit ganz hervorragende Arbeit geleistet
.
Medienberichten zufolge wollen die Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Montag beschließen, Kindern und Jugendlichen von 12 bis 17 Jahren generell eine Impfung anzubieten. Dazu gibt es bislang keine Empfehlung der Stiko. Das Expertengremium hat nur eine Impfempfehlung für Kinder aus Risikogruppen ausgesprochen.
Lauterbach sagte, der Stiko müsse von der Politik Freiraum gelassen werden. Gleichwohl sei es richtig, dass die Politik jetzt Fakten schaffe. Möglicherweise habe sich die Impfkommission in der Frage der Corona-Impfungen für Kinder ein bisschen zu früh festgelegt und verrannt
. epd
Aiwanger verteidigt sich nach Kritik von Söder
Der Streit zwischen Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und seinem Vize Hubert Aiwanger geht in die nächste Runde. Nach Söders Kritik an Aiwanger wehrt sich dieser und wirft der CSU Wahlkampftaktik vor. Die CSU hat offenbar Angst vor einem schlechten Bundestagsergebnis und greift deshalb ohne Not den eigenen Koalitionspartner an
, sagte der Chef der Freien Wähler der Bild
.
Ich wurde vor laufender Kamera zu meinem Impfstatus gefragt und vertrete die Meinung, dass Impfen ein wichtiger Baustein der Corona-Bekämpfung ist, aber trotzdem eine persönliche Entscheidung bleiben muss. Das hat nichts mit Schamanentum oder Querdenken zu tun, sondern ist ein persönliches Freiheitsrecht
, sagte Aiwanger, der bislang auf eine Corona-Impfung verzichtet hat.
Söder hatte dem Spiegel
zuvor mit Blick auf Aiwanger gesagt: Wer glaubt, sich bei rechten Gruppen und Querdenkern anbiedern zu können, verlässt die bürgerliche Mitte und nimmt am Ende selbst Schaden.
Aiwanger hatte zuletzt von einer Jagd
auf Ungeimpfte in Deutschland gesprochen und auch vor einer Apartheids-Debatte
gewarnt, die von Impfgegnern losgetreten werden könnte, sollten Ungeimpfte weniger Rechte bekommen. Der bayerische Wirtschaftsminister kandidiert für den Bundestag und hofft, mit seiner Partei die Fünf-Prozent-Hürde zu durchbrechen. dpa
Seehofer pocht auf Freiwilligkeit bei Impfungen
Bundesinnenminister Seehofer kritisiert Überlegungen zu einer Impfpflicht. Die Impfung muss für alle freiwillig bleiben. Das haben wir von Anfang an gesagt und das müssen wir auch halten. Ich hielte es für fatal, wenn man wegen fehlender Impfung vom Arbeitgeber oder einer Versicherung benachteiligt würde. Davor kann ich nur dringend warnen
, sagt Seehofer laut einem Vorabbericht der Bild am Sonntag
. Er halte nichts davon, direkten oder indirekten Druck auf Impfverweigerer auszuüben. Stattdessen müsse stärker als bisher für die Impfung geworben werden. Sie sei der einzige Weg aus der Pandemie. Reuters
Inzidenz steigt auf 17,5
Das Robert-Koch-Institut meldet 2097 neue Positiv-Tests. Das sind 710 mehr als am Sonntag vor einer Woche, als 1387 Neuinfektionen gemeldet wurden. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt von 16,9 am Vortag auf 17,5. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. Eine weitere Person starb im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen 24 Stunden auf 91.659. Insgesamt fielen in Deutschland bislang rund 3,77 Millionen Corona-Tests positiv aus. Reuters
Nur etwa jeder vierte will sich noch impfen lassen
Nur etwa jeder vierte Ungeimpfte in Deutschland will sich einer Umfrage zufolge noch gegen das Coronavirus impfen lassen. Das berichtete die Bild am Sonntag
unter Berufung auf eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa. Demnach wollen 54 Prozent derer, die ein Impfangebot bislang nicht angenommen haben, sich auch grundsätzlich nicht impfen lassen. Nur 27 Prozent der Ungeimpften können sich der Umfrage zufolge eine Impfung vorstellen, 19 Prozent sind noch unentschlossen.
Als Hauptgrund nannten 67 Prozent der Impfverweigerer bei der Umfrage mangelndes Vertrauen in die Impfstoffe. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte der Zeitung, er gehe fest davon aus, dass diese Menschen künftig mit Einschränkungen rechnen müssten. Im Herbst, wenn die Fallzahlen sehr hoch sind, wird es eine Reihe von Einschränkungen für Ungeimpfte geben müssen: Sie werden etwa nicht mehr in die Innenräume von bestimmten Restaurants, in Bars oder Clubs gehen können, also an Orte mit einem hohen Ansteckungsrisiko
, sagte Lauterbach.
Die Mehrheit der Menschen in Deutschland befürwortet laut Bild am Sonntag
Einschränkungen für Ungeimpfte bei steigenden Fallzahlen. Dem Bericht zufolge sind 61 Prozent der Meinung, dass Ungeimpfte bei hohen Fallzahlen keine Sportveranstaltungen mehr besuchen dürfen sollen. 58 Prozent wollen demnach Theater-, Kino- und Museumsbesuche für Ungeimpfte verbieten, 54 Prozent Restaurantbesuche. AFP
Leibniz-Institut empfiehlt Maskenpflicht und Lüften in Schulen
Um Wechselunterricht und Homeschooling zu vermeiden, empfiehlt das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen zu Beginn des neuen Schuljahrs weiter eine strikte Maskenpflicht. Wenn wir zum vollen Präsenzunterricht zurückwollen, und darum geht es ja, dann geht das nur durch konsequentes Masketragen und Lüften
, sagt der Public-Health-Experte des Instituts, Hajo Zeeb, gegenüber der Welt am Sonntag
einem Vorabbericht zufolge. Zudem dürften nicht belüftbare Räume für den Unterricht nicht genutzt werden. Reuters