18März2020

Ich möchte politkorrekt sein

Elena Orkina

Vor kurzem habe ich vom Bündnis für Demokratie und ToleranzDas Bündnis für Demokratie und Toleranz – Gegen Extremismus und Gewalt (BfDT) ist ein bundesweiter Ansprechpartner und Impulsgeber für die Zivilgesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland. Das BfDT sammelt, bündelt und vernetzt das vielfältige zivilgesellschaftliche Engagement für Demokratie und Toleranz in Deutschland und macht es öffentlich. Es unterstützt Menschen, die sich für eine lebendige Demokratie engagieren und nimmt Anregungen für bundesweit relevante Themen und Fragestellungen aus der Zivilgesellschaft auf und entwickelt diese in eigenen und in Kooperationsaktivitäten weiter.Mit einem Klick zum BfDT eine Einladung nach Dortmund zum Bürgerdialog - Gemeinsam aktiv gegen Antiziganismus erhalten. Eigentlich ist zurzeit das Wort Zigeuner politisch unkorrekt, man muss Sinti und Roma sagen. Aber wie soll man dann das Thema des Bürgerdialoges formulieren? Schwierig …

In der russischen Kultur waren Zigeuner präsent. Schon Puschkin hat ein wunderschönes Poem Zigeuner verfasst. Den freiheitsliebenden Charakter und das Temperament der Zigeuner hatten viele Künstler fasziniert. Es gibt viele Lieder und Romanzen, solche wie die berühmten Schwarze Augen, die unter starkem Einfluss der Zigeunermusik geschaffen wurden. Vor der Revolution haben Zigeuner in Moskau im berühmten Restaurant Jar gesungen und getanzt, und die Reichen hatten dort die Nächte verbracht und mit schönen Zigeunerinnen Liebschaften gehabt. Nach der Revolution existierte in Moskau das gut besuchte Zigeunertheater Romen, und Zigeunerensembles wurden zu Partys der Belegschaften eingeladen. Natürlich gab es auch Vorurteile im Volk: Zigeuner sind Diebe, sie stehlen Pferde und Kinder, ihre Frauen haben böse Augen, aber viele ließen sich gern von Zigeunerinnen das Schicksal wahrsagen und bei Festen hat man ausgelassen Zyganotschka getanzt. Nach dem Weltkrieg im totalitären Staat mit strenger Anmeldepflicht hatten die Zigeuner es nicht leicht. Die meisten sind nach Bessarabien gezogen. In Moskau sind nur die mit festem Wohnsitz geblieben, und die Wahrsagerinnen mit einer Kinderschar wurden selten auf der Straße gesehen. Aber, obwohl die Zigeuner selbst sich Roma nannten, war das Wort Zigeuner kein Schimpfwort. Im Gegenteil zu Jude, Evrei, das oft als Schimpfwort erklang. Manche blöden Beamten, die bei dem Wort Jude um Entschuldigung gebeten hatten, haben sich ein korrektes Person der jüdischen Nationalität ausgedacht. Oder statt Armenier, Abchase, Georgier sogar Person der Kaukasischen Nationalität gesagt.

Also, darf ich auch weiter das Wort ZigeunerJohann Heinrich Zedler, Universallexicon (1731–1754), bedeutendste deutschsprachige Enzyklopädie im 18. Jahrhundert: Ziegeuner als heterogene soziale Gruppe mit den gemeinsamen Merkmalen der Delinquenz und einer nicht ortsfesten Lebensweise.Klick für Wikipedia verwenden?

Und was ist mit dem Wort NegerNeger (von französisch nègre, lateinisch niger, spanisch negro für schwarz) ist ein im 17. Jahrhundert in die deutsche Sprache eingeführter Begriff, der auf eine dunkle Hautfarbe der Bezeichneten hinweist. Neger hatte früher die Bedeutung Schwarzer, gilt heute als abwertende, rassistisch diskriminierende Bezeichnung und wird als Schimpfwort gebraucht.Klick für Wikipedia.org?

Es kommt vom Spanischen negro und bedeutet schwarz. In Russland war das Wort nicht diskriminierend. Majakowski schrieb: Wäre ich ein Neger im hohen Alter, hätte ich russisch gelernt, weil es Lenins Sprache ist…. Der berühmte Neger Pol Robson kam mit seinen Liedern nach Moskau und wurde bejubelt. Man liebte den Jazz, die Negermusik, man hat das Liedchen zehn Negerkinder gingen zum Meer… gesungen, also es war kein Schimpfwort.

In der Wikipedia steht: Neger hatte früher die Bedeutung Schwarzer, gilt heute als abwertende, rassistisch diskriminierende Bezeichnung und wird als Schimpfwort gebraucht.

Ich kann nicht begreifen, wieso Schwarz oder Black besser als Negro ist. In Russland hat man sich Afro-Russe ausgedacht, in den USA muss man Afro-Amerikaner sagen, aber die Politkorrektheit vertuscht nur das Problem, der Hass bleibt.

Als ich zu arbeiten anfing, hatte ich meinen Chef um ein paar Urlaubstage ohne Bezahlung gebeten. Er war unzufrieden und sagte Ein Weib in der Wissenschaft ist wie eine Gurke im Kompott. Das ist politisch unkorrekt. Aber irgendwie muss ich gestehen, dass bei Frauen Emotionen, Hormone vielleicht, eine größere Rolle spielen. Zum Beispiel, wenn wir Mädchen zu einer mathematischen Olympiade gingen, hatten wir uns mehr Sorgen um unser Aussehen als um die Aufgabe gemacht. Und bei der Arbeit muss eine Frau sich noch über die Kinder, über ihren Haushalt mehr Gedanken machen, als es ein Mann tut. Für ihn ist es leichter, sich zu konzentrieren.

Aber wenn wir von Gleichberechtigung reden, muss ein normaler Wettbewerb stattfinden, ohne Quoten, Prozente für Frauen und so weiter. Habe ich recht, oder bin ich politisch unkorrekt?

Und was ist mit dem Klimawandel?

Natürlich will ich, dass in den Städten gute Luft ist, dass die Natur und die Wälder auch für die nächsten Generationen erhalten bleiben. Aber ich bin strikt dagegen, dass Politiker die Probleme der Umwelt und des Klimawandels für die Wahlen missbrauchen. Wenn ich lese, dass die Greta aus Schweden mit dem Schiff nach Amerika zur UNO kommt, treibt es mich auf die Palme. Na ja, wenn ich in ihrem Alter wäre, hätte ich auch gerne freitags die Schule geschwänzt, wäre zur Demo gegangen, so eine lustige Party! Man kommt sich wichtig vor, kämpft für ein gutes Ziel, man kann sich nur fragen, für welches? Aber welch eine PR haben der Greta die Medien gemacht! Das Mädchen hat schon den alternativen Nobelpreis erhalten. Und das alles wird von der Politik, von den Parteien missbraucht. Was versprechen sie den Wählern, wenn es um Rente, Gesundheit, Arbeitslosigkeit geht? Kann man nachher sagen: Sie haben das und das versprochen, und was haben sie getan? Bei Umweltfragen ist das Resultat sehr schwer zu bewerten. Und beim Klimawandel schon gar nicht.

Ich denke, dass man den Klimawandel nicht bekämpfen kann. Kann man denn einen Vulkan mit einem Deckel stilllegen? Der Klimawandel ist viel älter als die Menschheit, und CO² spielte dabei keine Rolle. Die Menschheit kann sich an den Klimawandel nur anpassen. Bin ich wieder politisch unkorrekt?

Man könnte wahrscheinlich die Umwelt schützen, indem man den Konsum beschränkt. Wie in alten Zeiten, wenn die Enkelin den Rock von der Oma trug und ihn weitergab, als es keinen Sperrmüll gab und die Sachen von Generationen genutzt wurden. Aber dann sinkt die Konjunktur, wächst die Arbeitslosigkeit und es stoppt der Progress. Und solch ein Vorschlag wäre überhaupt nicht politkorrekt. Also, was tun?

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Elena Orkina, März 2020